Seit 30 Jahren setzt sich das Energieinstitut Vorarlberg gemeinsam mit vielen Partnern für ein zukunftsfähiges, kostengünstiges Bauen ein.

Vom Energiesparhaus- bis zum Plusenergiehaus, vom Solarselbstbau bis zur Photovoltaikaktion, von Einzelmaßnahmen bis zur Lebenszyklusbetrachtung: das Vorarlberger Baugeschehen hat in den letzten drei Jahrzehnten Quantensprünge absolviert und ist Vorbild für viele Regionen Europas geworden.

Die ersten Schritte

Wenige Jahre nach der Gründung des Energiesparvereins 1985 wurden mit dem Vorarlberger Energiesparhaus zum ersten Mal Kriterien der Energieeffizienz in der Wohnbauförderung des Landes berücksichtigt. Die Förderung war zum wichtigen energiepolitischen Lenkungsinstrument geworden, das sie auch heute noch ist. Und insbesondere vor dem Hintergrund der Energieautonomie Vorarlberg ist sie so bedeutsam, wie nie zuvor.

Von der Wiege bis zur Bahre

Mit der Einführung der Ökologischen Baustoffdatenbank, die später zur öbox und dann 2008 zur baubook wird, beginnt die Ökologisierung des Wohnbaus. Sie befasst sich erstmalig mit den Auswirkungen der eingesetzten Baustoffe auf die Umwelt, aber auch auf die Gesundheit der Bewohner und entwickelt sich derzeit in Richtung einer lange fälligen Gesamtbetrachtung von der Wiege bis zur Bahre der Baustoffe. Dadurch wird es nicht nur möglich, die Auswirkungen des Bauens sorgsam abzuschätzen, sondern auch den Bauleuten die Transparenz jener Baustoffe zu erhöhen, aus denen sich die eigenen vier Wände zusammensetzen.

Das Haus als Kraftprotz

Mitte der Achtziger begann ein Haufen verrückter Pioniere, Kupferrohre und geschwärzte Bleche zu Solaranlagen zusammen zu löten, um ihr Warmwasser mit der Sonne zu produzieren. Sukzessive wurden Solaranlagen zum Thema, marktreife Produkte ließen nicht lange auf sich warten. Den Turbo zündeten die ersten Solarnachrüstaktionen in den Gemeinden und die Förderungen des Landes – bis 25 Jahre später Solaranlagen quasi verpflichtend in die Wohnbauförderung aufgenommen wurden. So wurden seither auf Vorarlbergs Hausdächern annähernd 300.000 Quadratmeter thermische Solaranlagen installiert – was Vorarlberg zur Solarregion Nummer eins in Europa macht. Seit 2011 wird die Nutzung der Sonnenenergie durch die Errichtung unzähliger kleiner und großer Photovoltaikanlagen befeuert – allein von 2012 bis 2013 hat sich deren Fläche in Vorarlberg fast verdreifacht.

Verjüngungskuren sind angesagt

Als im Rahmen der Energieautonomie Vorarlberg konkrete Reduktionsziele für den Gebäudeverbrauch bis 2020 verabschiedet werden, rückt das Thema Sanierung in den Vordergrund. Die Wohnbauförderung verlagert ihren Schwerpunkt und bricht damit einen veritablen Sanierungsboom vom Zaun, der das Vorarlberger Handwerk an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringt. Mittlerweile hat sich das Geschehen eingependelt, der Fokus bleibt aber darauf gerichtet, den Energieverbrauch des Gebäudebestandes zu reduzieren – was auch gelingt, wenn man einen Blick auf das aktuelle Monitoring der Energieautonomie Vorarlberg wirft.

Wir stecken in der Pubertät

Vor rund 30 Jahren machte das Baby „Zukunftsfähiges Bauen“ in Vorarlberg seine ersten zaghaften Schritte. Die aktuellen Diskussionen lassen vermuten, dass wir in der Pubertät angelangt sind. Also an jenem Punkt, an dem manche meinen, wir wären schon viel zu erwachsen und sollten lieber wieder ein bisschen kleiner werden in den Ambitionen. Manche hingegen, wir wären noch viel zu wenig erwachsen und zukunftsfähig und sollten uns nach der Decke strecken. Indem wir uns nämlich noch stärker mit den Ressourcen beschäftigen, die wir in die Errichtung der Gebäude stecken – und wie wir beim Abbau der Gebäude damit umgehen. Erst wenn uns das gelingt, sind wir erwachsen geworden und in der Energieautonomie angekommen.

Fest steht: in den Kinderschuhen steckt das zukunftsfähige Bauen in Vorarlberg jedenfalls nicht mehr – dank der Lenkungsinstrumente des Landes, den engagierten Vorreitern aus der Wirtschaft und nicht zuletzt dem Energieinstitut Vorarlberg.

 

Copyright Caroline Begle

Zukunftsfähiges Bauen in Perfektion: das architektonisch, energetisch und ökologisch beispielhafte Pfarrhaus Krumbach. Foto: Caroline Begle

 


Zuletzt aktualisiert am 4. November 2015