Exkursion zu zwei Vorreiterprojekten nachhaltigen Bauens in Deutschland
Innovation: Urban Mining und Einsatz von Recyclingbeton – Abbruchmaterial wird Rohstoff
Das Vinzenz Areal in Wangen entsteht als soziales Wohnquartier derzeit im Bereich des früheren Wangener Seniorenzentrums St.Vinzenz. Für den Neubau von 105 Wohneinheiten für Familien und pflegenahes Wohnen und 14 Mikrowohnungen wurde das vierstöckige Hauptgebäude entkernt und abgerissen. Verantwortungsbewusst mit dem vorhandenen Beton umgehen – das war die Zielsetzung für das Urban Mining-Projekt, mit dem die Georg Reisch GmbH & Co, Bad Saulgau, Einblick in das Leuchtturmprojekt gibt.
Sebastian Geiger aus dem Bereich Forschung und Entwicklung und Johannes Fürst, Bauleiter des Bauvorhabens, sehen es als Innovation in Sachen Betonrecycling und Zwischenziel auf dem Weg zu Cradle to Cradle. Der alte Sichtbeton-Baukörper aus den 70er-Jahren eignet sich hervorragend für die Wiederverwendung in einem stofflichen Recycling. Am neuen Baukörper werden speziell entwickelte Cradle to Cradle Balkone montiert, die in der Zukunft an einen anderen Baukörper umziehen könnten. Durch die Weiternutzung ganzer Bauteile kann auch die für die Produktion aufgebrachte graue Energie gewahrt werden.
Besichtigung des Vinzenz Areals in Wangen
„Eine Hürde war es, aus dem Betonbauabfall ein Produkt herzustellen, das den normativen Vorgaben genügt und zweifelsfrei kein Abfall mehr ist“
Urban Mining ist das Stichwort und war Startschuss für die Verwendung des Baus als Rohstoffdepot. Deshalb ist am Abbruchbagger ein Zusatzgerät angebracht, welches das Material zunächst sortenrein trennt und dann zu 15.000 t Betonbauabfall verarbeitet hat. Proben wurden entnommen und auf chemische Parameter untersucht, die für die Lagerung relevant sind. Über Monate haben LKWs das abgetragene Material zu einer großen Halde nahe des Wangener Bahnhofs gefahren. Dort übernimmt eine mobile Anlage, der „Prallbrecher“, das Zerkleinern des Betons. So entsteht die RC-Körnung mit Betonteilen zwischen 0 und 22 mm, die ausgesiebt und nach Größe sortiert werden und sich damit für den Einsatz im R-Beton qualifiziert.
Erst durch die Beprobung und Erfüllung der entsprechenden Parameter wird das Material zu einem Produkt und verliert damit den Status als Abfall. Auch das Betonwerk befindet sich ganz in der Nähe von Wangen. Hier hat man die Korngrößen von 4 bis 22 mm mit Wasser, Zement, 20 % Natursand und Zusätzen gemischt. Der so entstandene ressourcenschonende Beton, R-Beton, ist in den drei Bauten in Holz-Hybridbauweise auf dem Areal bereits verarbeitet. Kleinere Korngrößen wurden verfüllt und für den sogenannten R-Estrich und als R-Deckenschüttung eingesetzt.
Als Findungsprozess bezeichnen die Entwickler die Versuche mit verschiedenen Zusatzmitteln, damit der Estrich sich letztlich wie ein Estrich mit natürlicher Gesteinsschüttung verarbeiten lässt. Der Anspruch: dabei nicht mehr Wasser zu verbrauchen und nicht mehr CO2-Emissionen zu verursachen. Eine „wunderbare Konsistenz“ war das Ergebnis.
Bauleiter Johannes Fürst im Gespräch mit Partnerbetrieben
Wo fühlt der Mensch sich am wohlsten?
Holzhybridbauweise: Die Innovation liegt im Vergleich
Die unterschiedlichen Holzbauweisen der drei neuen Gebäude sollen künftig evaluiert werden. Jeweils 4-geschossig und mit je 24 Wohneinheiten, ist Gebäude 1 ab der Tiefgaragenebene, bis auf die tragenden Innenwände und wenige statische Stahlteile, komplett in Holz.
Gebäude 2 kombiniert Holz und Beton. Gebäude 3 hat einen Treppenhauskern und Aufzugschacht aus Stahlbeton, Decken und Wände aus Holz. Die Haustechnik in allen Häusern ist identisch. Der Wohnkomfort soll im Vordergrund stehen. Was das Optimum ist, wird das umfassende Monitoring mit Kennzahlen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2, Präsenz und Verbrauchswerten zeigen.
Teil der neu errichteten Gebäude sind auch sogenannte C2C-Balkone mit dem Ziel, ohne Abdichtung zu bauen. Als bewusst schlanke Konstruktion enthalten sie Carbonfasern anstelle einer rostenden Bewehrung.
Eine weitere Innovation liegt in den Versorgungsschächten der Gebäude. RETO haben die Entwickler die Doppelinstallationswand genannt, für REisch TOwer. Warum nicht die Installationen für Bad, Gäste-WC und Abstellkammer in einem Schacht bereits im Werk einsetzen, war der Gedanke. Mit der Neuentwicklung geschieht der Einbau des beim Holzbaubetrieb vorgefertigten Towers an der Baustelle vor Ort innerhalb 20 Minuten.
Und von dort, dem Vinzenz Areal, sind es nur wenige Minuten zum zweiten Leitprojekt nachhaltigen Bauens, das kurz vor seiner Fertigstellung besichtigt werden konnte. Pünktlich zur Landesgartenschau 2024 soll sich die neue Sport- und Festhalle Wangen, eine Holzkonstruktion mit aussteifenden Bauteilen, ebenfalls aus Recyclingbeton, mit Gründach, Nisthilfen und PV-Anlage präsentieren.
Erster Eindruck in der Sport- und Festhalle: Es riecht gar nicht nach neu
Holz dominiert, wenn man sich dem Gebäude von außen nähert. Die neue Halle, ein Holzhybridbau mit einem Betonkern für das Treppenhaus ist für den Auftraggeber das erste Bauvorhaben des Landkreises Ravensburg, das den LNB-Leitfaden „Nachhaltig Bauen“ umsetzt.
Ökologische und ressourcenschonender Standards wurden im gesamten Prozess vom Wettbewerb, der Planung bis zur Bauphase beachtet. Als „sportliches Ziel“ bezeichnet Projektleiter Hubertus Buck die Durchführung dieses Pilotprojekts in nur zwei Jahren, beginnend vom europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb bis zur Übergabe an die Nutzer.
Dafür wurde der „LNB-Leitfaden Nachhaltig Bauen“ – ausgehend vom Kommunalgebäudeausweis Vorarlberg (KGA) – auf deutsche Normen adaptiert, wie Dietmar Lenz von der AnBau – Agentur für nachhaltiges Bauen, in Lindau, berichtet. Zum Einsatz kamen zu 100 % Recycling-Bauteile aus Beton.
Im Rahmen des Produktmanagements werden die Handwerker aufgefordert, für alle Produkte die Einhaltung der ökologischen Kriterien nachzuweisen und die Produkte zu deklarieren. Diese werden dann auf Konformität geprüft. Auf der Baustelle prüft eine ökologische Fachbauaufsicht die Umsetzung.
Trotz Recycling-Beton: „Wir haben auf Kosmetik verzichtet“
„Obwohl nicht in Sichtbeton ausgeschrieben war, haben wir fast diese Qualität“, stellt Hubertus Buck vom Eigenbetrieb IKP (Immobilien, Krankenhäuser und Pflegeschule) des Landkreises fest. „Der Beton darf seine Macken haben, so wie wir auch unsere Macken haben.“ Die Träger bestehen aus Fichtenholz, mit eingelassenen Beleuchtungskörpern.
Möglichst effizient, möglichst kompakt, möglichst wenig Kubatur, benennt Hubertus Buck die „nachhaltig höchsten Hebel“ und Maßgabe für die Halle, die als 3-Feld-Turnhalle, Veranstaltungshalle für die Bürger und verbindendes Element für zwei angrenzende Schulen dienen wird, die hier in Zukunft auch ihre Cafeteria haben. Geplant wurde die neue Sport- und Festhalle von Steimle Architekten BDA aus Stuttgart / Überlingen.
Die teilnehmenden Partnerbetriebe und Fachleute zeigten sich beeindruckt von den Innovationen bei diesen beiden Baustellen und konnten viel Lehrreiches für ihre Arbeit mitnehmen:
„Der Begriff „urban mining“ macht das ganze Thema für mich knackig. Cool, dass es geglückt ist, quasi Vorort abzubrechen, urban zu minen, gewonnenes Material prüfen zu lassen und gleich wieder einzubauen. Wenn wir Bauschaffende erst etwas Routine haben, wird das wie geschmiert laufen. Wir dürfen uns berechtigt Hoffnung machen, dass mit schlauen Köpfen und willigen Händen, auch unsere Braubranche richtig gute Arbeit in Sache Umweltschutz erbringen wird. Danke fürs Organisieren dieser Schulung.“ (Architektin Andrea Vogel-Sonderegger vom Partnerbetrieb sonderegger-thonhauser)
„Uns treibt an, wie man neue Wege beschreiten kann.“ Damit eröffnet Architekt Georg Bechter den Abend und begrüßt die rund 40 Gäste die unserer Einladung zur Veranstaltung Live im Betrieb in Hittisau gefolgt sein. Bei ihm geht es sehr oft um das Ausloten von Grenzen und deren Auflösung – so hat er es auf seiner Website stehen und das spiegelt auch das Gebäude wider, das wir besichtigen wollen. Denn hier wurde ein ehemaliger Stall zum Arbeitsplatz. Und wo bisher die Jauchegrube war, ist jetzt das Herz der Gebäudeheizung – der Eisspeicher.
Was es damit auf sich hat, wo und wie eben bei diesem Gebäude Grenzen ausgelotet und aufgelöst wurden, berichten an diesem Abend Projektarchitekt Michael Flatz, unsere Partnerbetriebe Gerhard Ritter (ekarus, Andelsbuch) und Dietmar Berchtold (dr´Holzbauer, Andelsbuch) sowie Thomas Roßkopf-Nachbaur vom Energieinstitut Vorarlberg.
„Wo einst Kühe standen, wird heute über Architektur, Licht und Produktion nachgedacht.“ So zu lesen in der diesjährigen Sommerausgabe des Reisemagazins Bregenzerwald. Weit über die Grenzen hinaus ist die innovative Produktions- und Denkwerkstätte in Hittisau nun schon bekannt.
Ziel war es, ein Gebäude zu bauen, dass komplett recyclebar ist, bei dem nichts unnötigerweise weggeworfen wird und bei dem so viel Material wie möglich aus der unmittelbaren Nähe kommt. Auch auf eine intelligente energetische Planung wurde von Beginn an Wert gelegt. Die wichtigsten Facts hier zusammengefasst:
Dämmen mit Stroh: 650 Strohballen dämmen die Außenwände des Gebäudes.
Lehm, Lehm und nochmals Lehm: Rund 60 Tonnen sind im gesamten Gebäude verbaut. Für den Lehmputz im Innenbereich wurde der Aushub direkt weiterverwertet und in der Baugrube zu Lehm aufbereitet. Der 8 cm dicke Stampflehmboden – der ob seiner Feinheit fast schon ein Lehmterrazzo ist – fungiert als thermische Speichermasse und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Die Feinheit wurde durch ganz feines Abschleifen und durch die Behandlung mit Wachs und Öl erreicht.
Ein Wintergarten mit südländischen Pflanzen: Der nach Süden ausgerichtete Wintergarten dient im Sommer als Wärmepuffer. Er sorgt für ein angenehmes Tageslicht, und gleichzeitig kommt die Hitze nicht in die Büroräumlichkeiten. Im Winter speichert er Wärme sorgt für angenehme Temperaturen. Er kann geöffnet und belüftet werden. Und das Highlight: Er dient auch als Gewächshaus für Gemüse und südländische Pflanzen wie Feigen oder Indianerbananen.
Licht & Luft: Querlüften ist heutzutage vielmals nicht mehr möglich. Hier schon. Durch eine manuelle Belüftung wird im Sommer dafür gesorgt, dass weniger Kühlenergie benötigt wird. Auch an den heißesten Tagen gelingt es durch das nächtliche Lüften, die Raumtemperatur erträglich zu halten. Und das ganz ohne Klimaanlage.
Wärme und Kälte: Die Beheizung und Kühlung des Gebäudes erfolgt über wassergeführte Leitungen in den Fußböden.
Heimisches Holz: Das Holz der in sich geschwungenen Fassade stammt natürlich aus den umliegenden Wäldern, der CO2-Fußabdruck ist somit minimal. Doch was jetzt wunderschön anzusehen ist, war nicht immer einfach zu realisieren:
„Georg hat uns mit seinen Ideen und Vorstellungen oft an die Grenzen gebracht. Aber wir haben in dem einen Jahr ungemein viel gelernt. Immer wieder, wenn wir glaubten es geht nicht mehr, haben wir doch noch eine Lösung gefunden. Wir haben extrem viel ausprobiert und haben die Normen sehr oft ausgereizt. Aber es musste Georg klar sein, dass wir hier für all diese Versuche keine Verantwortung übernehmen“, lacht Dietmar Berchtold, Geschäftsführer von dr’Holzbauer.
Georg Bechter li. und Dietmar Berchtold r. (Dr`Holzbauer)
Heizen mit Eis
Herzstück des Gebäudes und wohl innovativster Baustein ist aber der Eisspeicher. Dank der vorhandenen Jauchegrube des Bestandsgebäudes war ein Eisspeicher für Energieexperte Gerhard Ritter und den Bauherren von Anfang an ein Thema. Es war wieder etwas, dass nicht der Norm entsprechen sollte. Aber hier die wichtigsten Facts zum Paradoxon „Heizen mit Eis“ im Überblick:
Großes Volumen und lange Leitungen: Ein Eisspeicher braucht zunächst ein großes wasserdichtes Volumen. Ist ein solches, wie in diesem Fall mit der rund 80 m3 großen Jauchengrube, bereits vorhanden, hat man einen kostenmäßigen Startvorteil.
Der Wasserbehälter ist mit 60.000 Litern Regenwasser gefüllt. Weiters sind 1.800 m Leitungsrohre im Behälter verlegt, wobei es unterschiedliche Leitungen für Kühlung und Heizung gibt.
Physikalisches Phänomen: Beim Abkühlen um den Gefrierpunkt, also bei der Vereisung von Wasser von 1 Grad auf 0 Grad, wird ungewöhnlich viel Wärme freigesetzt – um genau zu sein 80x mehr, als beim Abkühlen von z.B. 6 auf 5 Grad Celsius. Dieses physikalische Phänomen der Latentwärme wird hier ausgenutzt. Dh, man kann dem Wasser rund um seinen Gefrierpunkt ungewöhnlich viel Wärme entziehen ohne es stark abzukühlen.
Heizen mit Eis: Eine Wärmepumpe entzieht dem Eisspeicher die Wärme und erzeugt die Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung im Stampflehmboden. Der Eisspeicher gefriert langsam von innen nach außen. Am Ende der Heizperiode ist dann ein Teil des Wassers zu Eis gefroren. Mit dem warmen Wasser einer Solaranlage wird das Eis über den Sommer wieder flüssig gemacht. Ab Herbst beginnt der Kreislauf wieder von Neuem und kann unendlich wiederholt werden.
Sonne & Eis: Die Solarthermie ist in Kombination mit dem Eisspeicher um ein Vielfaches effizienter als würde sie zur reinen Warmwasseraufbereitung genutzt werden. Warum das so ist, ist ganz einfach zu beantworten: Zur Aufbereitung von Warmwasser sind 40-65 Grad notwendig, zum Tauen des Eisspeichers reichen 20 Grad. Man nutzt den kleinsten Sonnenstrahl.
Eis auf Vorrat zum Kühlen: Gegen Ende des Winters ist ein Teil des Wassers im Eisspeicher gefroren. Mit dem vorhandenen Eis kann das Gebäude im Sommer passiv (ohne Einsatz der Wärmepumpe) gekühlt werden. Steigen die Temperaturen, wird das Eis langsam aufgetaut und kühlt über Kühlleitungen im Stampflehmboden das Gebäude.
Dietmar Berchtold (Dr´Holzbauer) informiert über den Holzbau beim Gebäude
Für Gerhard Ritter sind folgende Punkte wesentlich:
„Damit so ein Projekt gelingen kann, braucht es die Risikobereitschaft des Bauherrn und Tools die uns dabei helfen, möglichst genaue Berechnungen zu machen und ein exzellentes Monitoring ermöglichen. Denn nur so können wir abschätzen, wie weit von der Norm abgewichen werden kann.
„Eisspeicheranlagen sind keine Wunderwerke und auch nicht für jedermann/jederfrau die beste Lösung. Sie haben physikalische Grenzen und sie brauchen Platz. An erster Stelle sollte deswegen immer die Reduktion des Energieverbrauchs stehen, also das energiesparende Gebäude.“
„Es braucht engagierte Architekt*innen die Haustechnik von Beginn an als integralen Bestandteil des Gebäudes sehen und mitplanen. Nichts ist schlimmer, als wenn die Haustechniker*innen am Ende etwas richten soll, dass vorher verbockt wurde.
Vorzeige Benchmark
Das der Eisspeicher in Kombination mit Wärmepumpe und Solarthermie tatsächlich überaus effizient ist, zeigt die aktuellste Monitoringauswertung, die Thomas Roßkopf-Nachbaur vom Energieinstitut Vorarlberg den Teilnehmer:innen abschließend präsentierte.
Im Benchmarkvergleich bei Bürogebäuden liegt das Gebäude weit vorne – es ist um ein Vielfaches besser als andere Benchmarkwerte, welche zwischen 53 und 153 kWh/(m²NGFa) Endenergieverbrauch für Heizung liegen. Insbesondere der Endenergiebedarf für Heizung und Hilfsstrom ist sehr gering: 5,2 kWh/(m²NGFa) im Jahr 2021 und 3,8 kWh/(m²NGFa) im Jahr 2021. Die Wärmepumpe weißt eine besonders hohe Effizienz auf (5,7 im Jahr 2021 und 6,4 im Jahr 2022) und der tatsächliche Heizwärmeverbrauch passt sehr gut mit der PHPP-Berechnung der Planung überein.
Die detaillierte Monitoring Auswertung lesen sie hier.
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Partnerbetrieb Traumhaus Althaus organisiert. Die beteiligten Betriebe ekarus und Dr`Holzbauer sind Mitglieder des Netzwerkes Partnerbetrieb Traumhaus Althaus.
E-LKWs erfüllen Erwartungen der Kunden und werden beständig besser
Gute Erfahrungen bei Bischof Transporte mit der neuen Elektro Sattelzugmaschine
Mit den hohen Förderungen für E-LKWs startet Michael Zimmermann, Geschäftsführer Bischof Transporte, seinen Beitrag für die Teilnehmenden beim Live im Betrieb Termin bei Mercedes Schneider in Dornbirn. So werden von der ENIN Förderung (Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur) 80% der Mehrkosten von Nicht-fossilen-Nutzfahrzeugen als Förderung an den Antragsteller rückerstattet. Von den 120 Förderansuchen aus ganz Österreich haben 92 eine Zusage erhalten.
Auch Michael Zimmermann selber ist jetzt in seinem Betrieb mit 5 E-LKWs unterwegs und wird weitere 10 Stück bestellen. Seit 2 Monaten ist auch ein 40 Tonner bei Bischof Transporte im Einsatz und bewährt sich einwandfrei. Die Fahrer sind zum Glück von den E-LKWs begeistert. Übrigens erlaubt der Gesetzgeber, dass Elektro-Nutzfahrzeuge 2 Tonnen zusätzliches Gesamtgewicht aufweisen dürfen!Durch die schweren Batterien wäre durch das 40 Tonnen Limit weniger Nutzlast möglich. Das ist durch diese Gesetzesänderung kein Problem mehr.
Das Laden der Batterien erfolgt bei Bischof Transporte immer nachts. Dafür wurden zwei Ladesäulen, mit jeweils 100 kW abgesichert. Jede Säule hat 2 Ladeanschlüsse. Damit sind die E-LKWs leicht über Nacht zu laden.
Das Laden von E-LKWs führt zu einer Herausforderung für jeden Interessenten, der viele Elektrofahrzeuge gleichzeitig laden will: Man braucht einen ausreichend starken Netzzugang, notfalls müssen vorgelagerte Leitungen oder Trafos verstärkt werden. Das ist immer im Einzelfall zu prüfen. Zimmermann streut seinem Stromlieferanten VKW und dem Netzbetreiber Vorarlberg Netz in diesem Punkt Rosen.
Mit einer dringenden Empfehlung endet sein Beitrag: Man braucht einen Wartungsvertrag für die kritischen Teile wie Antriebsstrang und Batterie für die geplante Nutzungsdauer. In seinem Fall war der Hersteller Volvo bereit, ihm eine Garantie über die gesamte Nutzungsdauer von 7 Jahren bei einer jährlichen Laufleistung von 100.000 km zu geben.
Gebrüder Weiss stellt im Nahverkehr bis 350 km auf Elektro um
Auch bei Gebrüder Weiss wird engagiert an allen alternativen Antriebstechnologien getestet. So berichtet Peter Waldenberger, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement bei Gebrüder Weiss, davon, dass sowohl mit den Wasserstoff-LKW wie auch mit den batterieelektrischen-LKW alle Anforderungen erfüllt werden können. Bei Wasserstoff muss dazu gesagt werden, dass die Kosten pro gefahrenem Kilometer etwa beim 5-fachen im Vergleich zum Diesel-LKW liegen. Aber technologisch gibt es nichts zu beanstanden.
Ein Nachteil ist, dass es derzeit kein flächendeckendes H2-Tankstellennetz gibt. Da man den H2-LKW ca. alle 400 km nachtanken muss (es werden übrigens 32 kg Wasserstoff getankt), und laut https://www.glpautogas.info/data/hydrogen-stations-list-austria.html nur fünf H2-Tankstellen in Österreich in Betrieb sind, sind die Einsatzmöglichkeiten dieser Fahrzeuge hierzulande sehr begrenzt. In Deutschland ist die Situation nicht besser. Für einen Testbetrieb ist das gerade noch akzeptabel, aber für einen Normalbetrieb müsste das massiv ausgebaut werden.
Bei E-LKWs hingegen ist es wesentlich einfacher das Laden der Batterie zu organisieren. Das bekommt man als Unternehmen organisiert und gebaut. Die ASFINAG arbeitet übrigens an einem E-LKW-Ladenetz entlang der Autobahnen wo auch genügend Platz für die längsten LKWs ist.
So ist bei Gebrüder Weiss die Entscheidung getroffen worden im Nahverkehr bis 350 km in den Klassen N1 bis N3 auf Elektro umzusteigen. Batterieelektrische LKW, die im Fernverkehr eingesetzt werden sollen, haben zweckmäßiger Weise leistungsfähige Lader (Megawatt Charger), mit denen in der gesetzlichen Lenkpause (45 Minuten Lenkpause nach 4,5 Stunden Lenkdauer) der E-LKW wieder auf 80% Kapazität aufgeladen werden kann, vorausgesetzt die entsprechende Infrastruktur ist vorhanden. Daran mangelt es noch. Die Förderzusage für 7 E-LKWs liegt bei Gebrüder Weiss bereits vor, die Beschaffung ist 2024 geplant.
Vorarlberg soll größtes E-Bus-Bundesland Österreichs werden
Leonard Lechner vom Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) lässt die Teilnehmenden von „Live im Betrieb“ an seinen Erfahrungen teilhaben. Mit den heute verfügbaren E-Bussen könnten bereits der Großteil aller Fahrzeugumläufe ohne größere Einschränkungen elektrisch gefahren werden. Der VVV konnte in insgesamt drei Calls im Förderprogramm EBIN Fördermittel für bis zu 130 E-Busse (rund ein Drittel der Gesamtflotte) erfolgreich beantragen.
Eine große Herausforderung in diesem Projekt (VERDE – Vorarlberger E-Busse für Regionale Dekarbonisierung) stellt der Zeitpunkt zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur bis Ende 2025 dar. In der Umsetzung des Dekarbonisierungsziels des VVV werden zumindest bis 2025 ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge zurückgegriffen, da aus derzeitiger Sicht des VVV das Potenzial von Wasserstoff im Vorarlberger ÖPNV zu gering sei, um die erheblichen Ladeinfrastrukturkosten zu rechtfertigen.
Aufgrund der technologischen Entwicklungsschritte im E-Bus-Bereich der letzten Jahre, müssen bestehende Dieselbusumläufe künftig nicht mehr umfänglich geändert werden. Sollten Gelegenheitsladungen zur Erfüllung eines Umlaufes notwendig werden, können in den meisten Fällen bereits bestehende Pausen dafür genutzt werden.
Der Aufwand für die Einreichung zur Förderung der Busse wird von Lechner als anspruchsvoll beschrieben. Eine einfachere Beantragung werde lt. BMK für künftige Förderprogramme geprüft.
Sehr zufrieden äußert er sich hingegen über die gute Zusammenarbeit mit der VKW im Bereich Ladeinfrastruktur. In Einzelverträgen zwischen der VKW und dem jeweiligen Standortbetreiber, welche aus einer vom VVV ausgeschriebenen Rahmenvereinbarung abgerufen werden können, wird eine Dienstleistung zur Errichtung, Wartung und Betrieb der Ladeinfrastruktur vereinbart und mittels einer monatlichen Pauschale zzgl. der „getankten“ kWh gem. vereinbartem Strompreis verrechnet.
Aber auch E-Busse fahren nicht völlig wartungsfrei. Lechner schätzt, dass der Betrieb der Busflotte über 10 Jahre Nutzungszeit, etwas weniger laufende Kosten verursachen könnte als die derzeit eingesetzten Dieselfahrzeuge. Erfahrungswerte dazu fehlen allerdings noch.
Ein paar Tipps und gemeinsame Einreichung zur Förderung korrigiert
Simone Keppler, illwerke VKW, gibt den Zuhörer*nnen einen guten Rat mit auf den Weg. So sollen die Lastspitzen durch das (parallele) Laden von E-LKWs unbedingt berücksichtigt werden. Denn Lastspitzen müssen vom Stromkunden bezahlt werden. Oder der Kunde schafft es eben durch schlaues Lastmanagement die Spitzen zu vermeiden. Eine vorausschauende und zukunftsorientierte Planung ist hierfür die Grundlage. Eine PV Anlage mit Eigenverbrauchsoptimierung könnte ein Ansatz dafür sein.
Und beachten, dass der Umstieg auf Elektromobilität auch für Unternehmen und Gewerbetreibende durch die CO2-Einsparung und den möglichen THG Quoten Handel zusätzliche finanzielle Benefits bietet.
Gemeinsam mit Christoph Breuer von Kairos und Laura Braun von der Wirtschaftskammer wird für Unternehmen und Organisationen in Vorarlberg eine gemeinsame Fördereinreichung angeboten. Interessenten mögen sich bitte unter ta.ro.soriak@bc melden.
E-LKW-Hersteller berichten von Unternehmens-News
Bei Volvo gibt es inzwischen eine hohe Vielzahl an eNutzfahrzeugen. Michael Zimmermann berichtet auszugsweise von Zugmaschinen, Müllpressfahrzeugen und Betonmischern. So soll es in Deutschland bereits Ausschreibungen von Kommunen geben, in denen dezidiert E-LKWs verlangt werden, um den Auftrag für eine städtische Baustelle zu erhalten.
Marcel Wiedner von Scania berichtet davon, dass sein Unternehmen die Akkus in Kooperation mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt entwickelt. Northvolt stellt die Zellen in Nordschweden her, wo das Werk zu 100% mit fossilfreiem Strom versorgt wird. Der CO2 Fussabdruck beträgt dadurch nur etwa ein Drittel einer vergleichbaren Referenzzelle. Die Batteriepakete werden dann direkt bei Scania in Södertälje, in der neu eröffneten Batteriefabrik, zusammengebaut. Ab 2024 kommt darüber hinaus das bidirektionale Laden bei Scania womit die LKW Batterie auch als Batterie im Netz verwendet werden kann. Die Verkaufspläne des Unternehmens sind engagiert: bereits 2030 sollen 50% der verkauften Fahrzeuge elektrisch sein.
Zu guter Letzt werden die Zuhörer*innen von Christian Csenar von Daimler Trucks informiert. Auch Daimler hat ein breites Angebot von E-LKW in allen Klassen. Gestartet wurde mit dem 400 km Modell im Jahr 2021, bei dem sich die E-Achse durch besonders hohe Effizienz auszeichnet. Zwei E-Motoren sind dabei über ein Zweigang-Getriebe direkt auf das Differential angeflanscht. Ab 2024 wird eine Sattelzugmaschine mit 600 km Reichweite für den Fernverkehr in Serie gehen. Exemplarisch pickt Csenar den Elektro-Müllsammler heraus, bei dem der Verbrauchsunterschied zwischen Fossil (ca. 100 l Diesel pro 100 km, entspricht etwa 1.000 kWh pro 100 km) und Elektro mit 150 kWh pro 100 km unfassbare Vorteile für Elektro liefert.
Live im Betrieb lud Unternehmer*innen aus der Tourismusbranche zusammen mit PIZ Montafon, dem Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus, ins Silbertal ein. Genauer gesagt ging es auf den Kristberg, wo wir auf Jürgen Zudrell, den Geschäftsführer des Panoramagasthof Kristberg, sowie der Montafoner Kristbergbahn, Johanna Strobl von turn to zero und Markus Kaufmann vom Energieinstitut Vorarlberg trafen. Zentrales Thema des Nachmittags:
Das Praxis-Einmaleins für nachhaltigen Tourismus
Schon im Vorfeld war klar: Unter der Ägide von Jürgen Zudrell wird Klimaschutz im Tourismus ernst genommen und ebenso ernsthaft betrieben. Er erklärt uns innerhalb seines Impulsvortrags, welche unzähligen Maßnahmen er und sein Team in Bezug auf Klimaschutz und nachhaltige Entwicklungen im Tourismus bereits umgesetzt und welche Ziele sie schon erreicht haben. Der Beginn seines Engagement reicht über 20 Jahre zurück, seit 2015, zum Beispiel, ist sein Betrieb bereits klimaneutral.
„Wir leben vom Panorama und der intakten Natur. Deshalb kommen die Gäste. Die Natur müssen wir erhalten, die Umwelt schützen. Auch für uns und für kommende Generationen“ so GF Jürgen Zudrell.
Hackschnitzel, Solar- und PV Anlagen, kinetische Energie
Jürgen Zudrell nutzt eine Hackschnitzelheizung mit 500 m3 Bunker um auch wirklich sicher über den Winter zu kommen. Denn eine Zufahrt mit frischen Hackgut wäre in den Wintermonaten nicht möglich. Das Holz dafür kommt aus dem eigenen Wald. Die optimale Lage des Panoramagasthofs macht es außerdem möglich, dass es hier oben mehrere Solar- und PV-Anlagen in unterschiedlichster Ausrichtung gibt. Auch die Kristbergbahn ist mit PV-Anlagen bestückt. Die Bahn kann sogar ihre kinetischer Energie bei jedem Bremsmanöver rückgewinnen und in Strom umwandeln. Der mittels PV-Anlage und Bremsenergie erzeugte Strom wird überwiegend selbst verbraucht. So geht z.Bsp. der Überschussstrom zuerst noch in die e-Ladestationen bei der Talstation, bevor der allerletzte Rest schlussendlich in Netz eingespeist wird.
Müllerverwertung, E-Mobilität
Auch in Sachen Müll und E-Mobilität geht Jürgen Zudrell mit sehr gutem Beispiel voran. Fahrzeuge wurden auf Elektro umgestellt, es gibt E-Bike-Ladestationen, eine E-Schneefräse und einen E-Skidoo, der vor allem durch seine leise Fahrweise, ohne stinkende Abgase, bei den Gästen gut ankommt. Die Bemühungen und der Einsatz für eine intakte Umwelt werden den Gästen u. a. über die Webseite des Panoramagasthofes direkt kommuniziert. Die Gäste werden auch schon vorab über verschiedene alternative Möglichkeiten der Anreise ohne PKW informiert und bei Ankunft mit dem Zug, am Bahnhof abgeholt, natürlich mit dem elektrobetriebenen Fahrzeug.
Anfallender Müll wird konsequent getrennt, Altöl wird recycelt. Die entstehenden Küchenabfälle werden in einer alten Jauchegrube im Nebenhaus des Gasthofs gehäckselt, mit Wasser verdünnt und 3 x im Jahr mithilfe eines LKWs abgeholt. Die Verwertung erfolgt dann in der Biogasanlage Nüziders, wo wieder Ökostrom erzeugt wird.
Jürgen Zudrell weiss, dass sich große Investitionen oft nicht von Anfang an rechnen, dass es sich aber besonders bei dieser Thematik lohnt, in die nächste Generation zu investieren und mit gutem Beispiel voran zu schreiten. Hier steht nicht der Kommerz im Vordergrund, sondern die Überzeugung! All diese Bemühungen bringen ihn auch zu seiner Mitgliedschaft bei turn to zero. Er meint, es sei gut, sich (mindestens) einmal im Jahr mit dem Thema der CO2-Reduktion beschäftigen zu müssen.
„Man muss selber für die Thematik brennen. Zum Beispiel, wenn man nachts um halb 2 auf dem Dachboden die Lüftung der PV entlüftet!
Momentan sind Wärme und Strom ein Thema, wir haben da viele Investitionen getätigt. Und zum Beispiel 20% höhere Kosten bei Investitionen, gehen nur, weil die ganze Familie dahintersteht. Rein aus Kommerzgründen kann man das nicht machen, es muss dir wichtig sein.“, ist Jürgen Zudrell überzeugt.
Johanna Strobl, Projektleiterin Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der illwerke vkw AG, erklärt was hinter turn to zero steckt. Es geht darum, Unternehmen ein Tool und Partner an die Hand zu geben, um den ökologischen Ist-Zustand des Unternehmens zu erfassen und darauf aufbauend, Maßnahmen zur Reduktion des CO2 Abdrucks zu ermitteln. In Vorarlberg sind bereits über 100 Betriebe Teil des turn to zero Netzwerkes, die sich dem freiwilligen Klimaschutz verschrieben haben.
Nachhaltige Tourismusentwicklung
Heidrun Stoiser, Projektmanagerin PIZ Hotel, beschreibt ihren ganzheitlichen Ansatz in Sachen nachhaltiger Tourismusentwicklung. Sie gibt außerdem einen Einblick in bevorstehende Projekte, wie der Zertifizierung von Gastgebenden aus dem Tal mit dem Österreichischen Umweltzeichen, das PIZ Hotel, eine Onlineplattform für nachhaltige Beherbergungsbetriebe.
„Zertifizierungen sind eine tolle Gelegenheit, um über nachhaltige Bemühungen zu reden und diese sichtbar zu machen. Ganz nach dem Motto, tue Gutes und sprich darüber!“
EKART.at
Markus Kaufmann vom Energieinstitut Vorarlberg rundet die Inputs mit seinem Impuls zum Online Tool EKART.at ab. EKART ist ein Self-Assessment-Tool für Unternehmen, das aus über 15 Jahren neutraler Energieberatung hervorgegangen ist. Mit diesem Online-Tool sehen interessierte Betriebe ihren Energieverbrauch in Relation ihrer eigenen Branche. So wird zb. der Stromverbrauch pro Mitarbeiter, der Wärmeverbrauch pro m2 Fläche, usw der einzelnen Branchen dargestellt und der Betrieb sieht seine eigenen Position im Feld seiner Branche in den Ampelfarben. Landet man im roten Bereich, ist es sinnvoll genauer hinzuschauen.
Blick auf den Panoramagasthof mit Solaranlage am Dach
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Erholung im ehemaligen Heustall
Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Essen überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.
Dieses Mal haben wir mit Bauherr Peter Raunicher gesprochen, der u.a. mithilfe von Partnerbetrieb Lins dach & fassade, den ehemaligen Heustall zum Wohlfühl- und Ferienhaus DAS NENI umgebaut und saniert hat.
Bauherr Peter Raunicher (li) und Dachdecker Matthias Lins (re) bei der Gutscheinübergabe vor dem NENI
Herr Raunicher, „Das Neni“, wie sie ihr Ferienhaus nennen, wurde mit dem Vorarlberger Holzbaupreis und mit dem Montafoner Baukulturpreis ausgezeichnet.
Verdient, wie wir finden. Denn es zeigt, wie die Umnutzung eines kleinen Nutzbaus gelingen kann und hoffentlich ein Beispiel für viele Nachahmer ist.
Es braucht aber neben fachlichen und handwerklichen Know-how ganz viel Engagement. Warum haben Sie sich die Arbeit „angetan“?
Ich habe zu dem Stall, der aus den 1950er-Jahren stammt, eine sehr emotionale Bindung. Er gehörte meinem Großvater, dem Neni, und ich habe als Kind viele Stunden dort verbracht. Schon damals habe ich gesagt, dass ich ihn irgendwann mal zu einem Haus umbaue. Mein Vater hat auf meine Ideen aber nur trocken geantwortet „Peter, das ist ein Stall und wird auch immer einer bleiben.“.
Ja, denn ich habe den Gedanken nie ganz beiseitegelegt und irgendwann bin ich auf den Architekten Robert Pfurtscheller gestoßen, der schon das eine oder andere Nutzgebäude in ein Wohnobjekt verwandelt hat. Mir gefielen seine Arbeiten. Also rief ich ihn an und er konnte prompt meine Begeisterung teilen.
Worauf haben Sie bei der Planung besonderen Wert gelegt?
Die Bestandskubatur und der Charakter des Gebäudes sollten unbedingt erhalten bleiben, Neues nur ganz vorsichtig eingewoben werden. Und mir war ein ressourcenschonender Materialeinsatz sehr wichtig. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Der Stall verfügte über keinerlei Infrastruktur oder gar Isolierung. Kein Strom, kein Wasser, keine Heizung. All das musste überhaupt erst integriert werden. Das waren in der Tat große Herausforderungen. Am Plan schaut im ersten Moment immer alles so einfach aus. (lacht) Es brauchte daher eine schrittweise Annäherung zwischen Planer, Handwerkern, mir und den unverrückbaren Rahmenbedingungen, die uns von Zeit zu Zeit echtes Kopfzerbrechen bereiteten.
Wobei denn in etwa?
Die Heizungsfrage war so etwas. Da mussten wir lange tüfteln. Aber wir konnten sie lösen. Daran war Partnerbetrieb Einsiedler Haustechnik maßgeblich beteiligt.
Und wie?
Am sinnvollsten war es, das Gebäude an die Fernwärme in meinem Elternhaus, das gleich daneben ist, anzuschließen und die bestehende Solaranlage am Dach weiter zu nutzen. Im Neni haben wir uns für einen Lehmboden mit Fußbodenheizung im Erdgeschoss entschieden und im Obergeschoss, dass keinen Bodenaufbau hat, haben wir eine Wandheizung integriert. Jetzt lassen sich die Heizungen der beiden Wohnungen separat mittels App steuern.
Es war ein großartiges Projekt für uns. Allerdings stellten sich die Installationsarbeiten in der Umsetzung als nicht ganz einfach dar. Die Bodenheizung raumtemperaturgeregelt sowie die Wandheizung hinter der Lehmwand bzw. dem Lehmboden trägt sehr zum behaglichen Wohlbefinden bei. Die modernen Bäder sind ein echter Hingucker. Kurz gesagt Modern trifft auf Alt“, so Paul Einsiedler, vom Partnerbetrieb Einsiedler Haustechnik.
Stichwort „Lehmboden“: Dieser ist besonders für ein gutes Raumklima verantwortlich . . .
Ja, ich bin immer noch froh darüber, dass wir uns dafür entschieden haben und er nun so gut funktioniert. Denn es war schon ein ziemlicher Aufwand, den bestehenden Betonboden abzugraben, mit einer gedämmten Bodenplatte zu ersetzen und dann mit 7 Tonnen Stampflehm aufzufüllen. Zusätzlich haben wir uns auch noch dazu entschlossen, die Wände mit Lehmputz zu versehen.
Sie haben bereits erwähnt, dass der Verbau von Infrastruktur eine Herausforderung war. Was hat hier besonders „gefuchst“?
Zum Beispiel die simple Frage, wie wir die ganze Verkabelung verlegen können, oder die Rohre für die frei stehende Badewanne im Obergeschoss ohne vorhandenen Bodenaufbau. Dass uns das alles gelungen ist, verdanken wir der großartigen Leistung unserer einheimischen Handwerker. Ob Elektriker, Installateur oder Dachdecker, sie alle waren immer zur Stelle und haben meine wahnwitzigen Ideen mitgetragen. Ich habe in dieser Zeit wahnsinnig viel dazu gelernt. Vor allem aber, dass man nur gemeinsam gute und kreative Lösungen finden kann. Danke an dieser Stelle für das große Engagement, die Geduld und die Innovationsfreude der Handwerksbetriebe, die mich unterstützt haben.
„Unsere Arbeit war sicherlich nicht ganz so kompliziert wie die der Elektriker oder Installateure. Wir durften das Dach mit modernsten Ziegeln ausstatten und es auf den aktuellen technischen Stand bringen. Besonders begeistert hat uns aber, was man mit viel Kreativität aus einem alten Gebäude – das ja einen komplett anderen Nutzen hatte – alles machen kann.“, so Matthias Lins, vom Partnerbetrieb Lins Dach.
Die Jury des Montafoner Baukulturpreises „sah in der Umnutzung vom kleinen, schlichten Nutzbau zum Ferienhaus neben den architektonischen Qualitäten auch ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung (Boden, Baukonstruktion), das beispielgebend für zahlreiche ähnliche Bauten in der Region sein könnte.“
Mittlerweile dürften Sie bereits viele Rückmeldungen zum NENI erhalten haben. Worüber freuen Sie sich besonders?
Dass so viele positive Rückmeldungen von Einheimischen kommen. Sie schätzen es ungemein, dass das Gebäude erhalten und wieder mit Leben gefüllt wurde. Das hätte ich nicht erwartet. Und dass die Gäste mir immer wieder berichten, wie gut sie denn geschlafen haben.
Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie. www.sanierungsgalerie.at
LINS dach & fassade ist seit über 20 Jahren Mitglied der bei der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Einsiedler Haustechnik ist seit kurzem beim Netzwerk der Partnerbetriebe dabei. Erfahren Sie mehr über die Sanierungs-Spezialist*innen www.partnerbetrieb.net.
Text: Julia Weger, WEGWEISER – Büro für nachhaltige Ideen
Fotos nachher: Daniel Pfurtscheller
Hier ein paar Eindrücke vor- und nach der Sanierung:
Ein denkmalgeschützter Dorfkern mit insgesamt 22 Objekten, darunter die Barockkirche, das Tanzhaus, einige Wohn- und Gasthäuser und zwei Brunnen, das ist Schwarzenberg, wie es sich nach dem verheerenden Brand im Jahr 1755 präsentiert. Mit dem umfassenden Denkmal- und Ensembleschutz ist der kleine Ort mit seinen rund 1.850 Einwohnern einzigartig im Bregenzerwald.
Gleich sechs Häuser werden aktuell saniert, erzählt Bürgermeister Josef Anton Schmid den rund 30 Teilnehmenden des Umgangs, organisiert durch Partnerbetriebe Traumhaus Althaus (Energieinstitut Vorarlberg) und begleitet durch die Leiterin des Bundesdenkmalamts, Barbara Keiler.
Die Entscheidung für den umfassenden Gebäudeschutz hat sich über zwei Jahre gezogen, erinnert sich der Bürgermeister. Im Jahr 1988 schließlich fiel die Entscheidung.
„Es ist ein zweischneidiges Schwert“, erklärt er ganz offen: „Das Bild zu bewahren, diesen großen Schatz, das ist das Eine. Zugleich ist es Herausforderung für die Menschen, die die großen Häuser heutzutage bewohnen, sie zeitgemäß und wirtschaftlich zu erhalten.“
Herausforderung: Sanierung eines durchweg bewohnten Pflegeheims
Beim Bürgerheim, der ersten Station des Rundgangs angekommen, fällt die Besonderheit zunächst nicht auf, ganz bewusst. Im Haus leben betreuungsbedürftige Menschen im Ruhestand.
„Satteldach, dunkel“, so sagt es der Bebauungsplan der Gemeinde. Dem entspricht das Dach des denkmalgeschützten Bürgerheims – zudem hat es im Rahmen einer Sanierung einen dezenten Anbau zum Berg hin sowie eine im Dach integrierte Photovoltaikanlage, ganz in schwarz, zur Südseite hin erhalten. Sie ist das sprichwörtliche Highlight des Hauses aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, das künftig mit Sonnenenergie versorgt wird. Auch die Fenster aus den 70er-Jahren wurden ausgetauscht und durch neue mit Isolierglas und feinen Sprossen ersetzt.
„Das Bild wahren und weiterbringen“, fasst Barbara Keiler den Anspruch des Vorhabens zusammen. Auch wenn die Dachdeckung zuvor schadhaft gewesen war und erneuert werden musste: „Vor fünf Jahren wäre unsere heutige Lösung, eine PREFA Solardachplatte, noch nicht möglich gewesen“.
Diese Solardachplatten sorgen für ein sturmsicheres, schützendes Dach und produzieren zugleich, wenn auch etwas leistungsreduziert, Strom aus Sonnenenergie.
Weitere denkmalgeschützte Objekte erleben die Teilnehmenden quasi im Vorbeigehen auf dem Weg zur nächsten Etappe des Rundgangs. Es gibt einen kurzen Einblick ins Angelika-Kauffmann-Museum, nach außen eine der typischen Scheunen des Bregenzerwaldes. Schiebt man das seitliche Tor zur Seite eröffnet sich ein Grundriss aus Stuben und Kammern mit dem Museum im vorderen Hausteil und einem prächtigen Entree in Holz.
Vorbei geht es weiter an mehreren Gasthäusern, dem Hirschen und dann dem Adler. Hier wurde das Erscheinungsbild mit der alten Fassade gekonnt erhalten. Der hintere Teil ist stärker verändert und fügt sich harmonisch ein. Zahnlücken? Das wäre der Fall bei Baulücken im Ortsgefüge, die man unbedingt vermeiden möchte, erklärt Barbara Keiler. „Dann verliert man die Einheit.“
Ansicht des Gasthof Adlers, Bürgermeister Schmid informiert über die Intentionen der Gemeinde zum Erhalt des Ortskerns
Herausforderung: Wirtschaftliche Umnutzung eines einstigen Bauernhauses
Das Haus Nr. 29, zweite Etappe des Rundgangs, und ebenfalls unter Denkmalschutz, wird von der Familie Peter bewohnt. Es zeigt die Herausforderung einstiger Gebäude mit ihren großen Dimensionen gut.
Wie nutzt man die umbaute Fläche heute, wenn keine Tiere mehr mit unter dem Dach wohnen und keine Lagermöglichkeiten für Gerätschaften und Futter gebraucht werden?
Die Peters haben sich für eine raffinierte Dreiteilung entschieden: Der einstige Wirtschaftsteil, das linke Drittel des Hauses, ist das Wohnhaus der fünfköpfigen Familie. Am Mittel- und Vorderteil wird noch saniert. Hier entsteht ein Mehrgenerationenhaus, bei dem die beiden hinzukommenden Teile vermietet werden sollen. Der Stall war nicht mehr in Betrieb. So wurde der Mittelteil komplett ausgehöhlt. Entstanden ist ein kompletter Neubau an dieser Stelle, vorne geschindelt und gedämmt. Kubatur und Fensteraufteilung werden praktisch unverändert bleiben.
„Wie viel Veränderung ist möglich?“, diese Frage steht über allem, beschreibt es Barbara Keiler. Gerade in einem überschaubaren Dorf wie Schwarzenberg haben natürlich auch Nachbarn immer den direkten Vergleich. Wie bei den Peters, ist das Haus schon immer in Familienbesitz. Man möchte das Erbe erhalten und bewahren. Folglich stellt sich die Frage der Finanzierung. So ergänzen Fördermöglichkeiten wie die Altbausanierung, mit Förderstufe 5, und Förderungen für historische Bauteile, etwa Schirm, Schindeln, Schieberfenster und Täfer, die Optionen einer Vermietung von Gebäudeteilen.
„Mit den Mieteinnahmen können wir den Kredit zurückzahlen“, erklärt Emilia Peter. Und: „Wir haben das Haus nicht horizontal, sondern vertikal getrennt – mit dem entsprechenden Schallschutz.“ Der „charmante“ Trittschall älterer Häuser wird damit wirkungsvoll vermieden. „Wir wollen, dass die Mieter sich wohlfühlen.“
Herausforderung: Erhalt und Trockenlegung „Der schlimmste Fall wäre, wenn ein Haus leer stünde“.
Barbara Keiler kennt die Menschen, die sie zum Denkmalschutz beraten hat, gut. Bei Hof 27, dritte Etappe, stehen die Sanierungsmaßnahmen noch am Anfang.
„Wir versuchen, für jede Hausgeschichte eine Lösung zu finden.“ Der zweigeschossige sog. Einhof hat ein massives Problem mit der Kälte aus dem Kellergeschoss und der Feuchtigkeit. Anders als viele Häuser im Ortskern hat der Hof den Brand im Jahr 1755 unbeschadet überstanden. Im Kern stammt der holzverschindelte Blockbau mit dem gemauerten Kellersockel aus dem 17. Jahrhundert, wurde im späten 18. Jahrhundert aufgestockt und verändert. Der Dachstock wurde in neuerer Zeit ausgebaut. Der akzentuierte Standort macht es zum bedeutenden Teil des Ensembleschutzes.
Architekt Gerold Strehle hat die Sanierungsvorberatung übernommen, um das Gebäude instand zu setzen und die Substanz vor dem Verfall zu retten. Geplant sind die Entfernung des Käferbefalls, die Wiederherstellung einer Türe im Tenn, das Dämmen der Decke über dem Kellergeschoss und Wandaufbau sowie die Risssanierung des Natursteinmauerwerks. Der Denkmalschutz darf keine Handwerker vorgeben: „Wir versuchen, drei, besser fünf, Alternativen zu finden“, erklärt Barbara Keiler.
Herausforderung: Zusammenhalt und Erhalt des Außenbildes
Hof 471, die Abschluss-Etappe des Rundgangs, ist vergleichsweise jung, erbaut im Jahr 1906. „Stünde das Objekt alleine, stünde es eventuell nicht unter Denkmalschutz“, ist Barbara Keiler ganz ehrlich.
Das Haus, nahe der Kirche, zuerst Schlosserei, später Frisiersalon stand länger leer, bis eine Großfamilie aus dem Ausland den Zuschlag erhielt. Zur Schubertiade im Ort, hatten die langjährigen Gäste aus den Niederlanden das Verkaufsplakat im Fenster des maroden Hauses entdeckt.
Bauleiter Hubert Schneider, der durch das Haus führt, hat die Arbeiten in die Hand genommen. „Wir sehen hier eine Baustelle und sind mitten im Ausbau“, lacht er. Umfassende Arbeiten, darunter ein Zubau und die Mauertrockenlegung mit Partnerbetrieb NCT, liegen bereits hinter den Handwerkern:
„Weil keine rechte Drainage vorhanden war, hatte es ringsum gefault.“ Zur Straße hin waren die Wände sehr schimmelig. Die fünf Bodenschichten wurden entfernt, zuunterst ein Parkettboden mit Lattung und „ganz vielen Nägeln“. Darunter kam Kies. Und darunter … war es nass. Deshalb wurde Mauerwerk aufgegraben. Und sogar eine Quelle wurde bei Aushubarbeiten entdeckt.
Auch wenn NCT als Verfahren noch relativ unbekannt ist: Für Hubert Schneider und sein Team hat sich diese so genannte Natural Crystallisation Technology der NCT Mauerabdichtung & Trockenlegung GmbH bewährt.
Das Verfahren beruht auf der Mikrokristallbildung von Kalk, Zement und Salz mit Wasser und CO2. Dabei wirkt der Kalk als Bindemittel und macht den Mörtel durch das Auskristallisieren hart und beständig. Auf die nasse Oberfläche des Baustoffs aufgetragen, bewirkt die in der Wand vorhandene Feuchtigkeit dabei eine Materialverbesserung des Baustoffs.
„Das Raumklima ist seitdem auffallend gut, es riecht angenehm trocken und nicht mehr muffig“, zeigt sich Hubert Schneider sehr zufrieden.
Estrich und Installationen sind nun bereits fertig. Beschäftigt werden ausschließlich örtliche Handwerker aus Schwarzenberg. Die Zusammenarbeit mit Barbara Keiler und auf Basis des Konzepts von Architekt Jürgen Haller ist eng.
„Intention ist, so viel wie möglich vom Original zu erhalten“. Die historischen Fenster werden wieder eingebaut. Der Balkon, übrigens der einzige im Zentrum Schwarzenbergs, hat eine wunderschöne, originalgetreue, Holzarbeit erhalten. Zwei holzvertäfelte Stuben können erhalten bleiben, ebenso der prächtige Kachelofen, um den aufwendig herumgebaut wurde.
„Herausforderung ist, das Außenbild nicht zu sehr zu verändern“, beschreibt Barbara Keiler die Hürden. Hier stehen die Häuser dicht beieinander. Verständlich, dass die Nachbarn informiert sein wollten, was die Planung betrifft, zum Beispiel zur neu entstandenen Terrasse,
„Das Haus sieht aus wie vorher, sagen manche. Nachdem wir die Vorgehensweise kennen, wissen wir es besser.“
Mehr Details über das NCT Verfahren können Sie hier nachlesen.
Der Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Jutta Metzler – Text.Konzept.Trainingwww.bessere-texte.de erstellt.
Vom 1960er Einfamilien- zum modernen Wohlfühlhaus
Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Essen überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.
Dieses Mal haben wir mit Bauherr Arnold Fenkart und mit Bauleiter Daniel Pauger vom Partnerbetrieb Traumhaus Althaus pd bau, über Beweggründe, Herausforderungen und das Ergebnis gesprochen.
Daniel Pauger, pd bau (li) und Arnold Fenkart (re) bei der Gutscheinübergabe
2020 haben Sie sich entschlossen, ihr Elternhaus zu sanieren.
Das Ergebnis: Es ist innen und außen nicht mehr wiederzuerkennen.
Warum haben Sie sich für dieses aufwendige Projekt entschieden und nicht einfach abgerissen und neu gebaut?
A. Fenkart: Ich bin hier aufgewachsen und habe den Großteil meines Lebens in diesem Haus gewohnt. Meine Eltern haben es gebaut und als ich sechs Wochen alt war, sind wir eingezogen. Für mich war von Anfang an klar: Mein Elternhaus kann ich nicht abreissen. Das geht einfach nicht.
Und so haben meine Freundin und ich beschlossen, etwas zu tun. Denn auch wenn das Haus immer gut gepflegt wurde, merkte man ihm seine fast 60 Jahre mittlerweile an. Die Außenwände waren zum Beispiel lediglich verputzt und nicht gedämmt. Auch die Fenster und das Dach waren nicht mehr zahnfrisch.
Das Projekt scheint jedenfalls sehr gut gelungen. Welche Sanierungsmaßnahmen wurden konkret gesetzt?
D. Pauger: Am wichtigsten und wirkungsvollsten war die komplette thermische Sanierung. Die Fassade erhielt ein Wärmedämmverbundsystem, der Dachboden und die Kellerdecke wurden jeweils von innen gedämmt und die alten Holzfenster wurden durch neue Holz-Alu-Fenster mit dreifacher Isolierverglasung ersetzt.
A. Fenkart: Auch bei der Heizung haben wir Adaptionen vorgenommen. Die Gasheizung blieb zwar bestehen, aber in den Bädern im Erd- und Obergeschoss wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Und wir haben alle alten Heizkörper gegen neue Niederenergieheizkörper ausgetauscht. Besonders toll finde ich unseren neuen Speicherofen im Wohnzimmer, mit dem wir mehr oder weniger das ganze Gebäude wohlig erwärmen.
Lassen sich diese Verbesserungen auch zahlenmäßig abbilden?
D. Pauger: Natürlich, wir konnten dadurch den HWB-Wert von 184,0 kWh/m²a auf 34,8 kWh/m²a gesenkt werden. Dies entspricht einer Einsparung von 81 %.
Beeindruckend. Damit und mit den Förderungen von Bund und Land, die sie erhalten haben, amortisieren sich die Investitionen für die thermische Sanierung sicher rasch.
A. Fenkart: Ja, aber noch viel wichtiger ist, dass die thermische Sanierung sich auch spürbar positiv auf das Wohngefühl auswirkt. Im Winter ist das Heizen mit dem Ofen völlig ausreichend, um ein warmes Haus zu haben und im Sommer ist es angenehm kühl.
Es wurde jedoch nicht nur thermisch saniert, sondern auch der Wohnraum an sich neugestaltet.
A.Fenkart: Ja, uns war wichtig, dass, wenn wir die Sache schon angehen, sie auch „g’scheit“ machen. Wir wollten unsere Wohnträume realisieren und etwas Neues schaffen. Meine Freundin und ich habe im Vorfeld lange geplant und Ideen geschmiedet. Das Erdgeschoss haben wir zum Beispiel komplett ausgehöhlt. Aus drei Zimmern wurde nun ein großer moderner Wohnraum inkl. Küche, in dem wir uns sehr wohlfühlen.
D. Pauger: Und nicht zu vergessen eure Außenräume.
A. Fenkart: Genau, ich habe immer schon von einer überdachten Terrasse geträumt. Daher haben wir kurzerhand den schmalen südseitigen Balkon durch einen neuen 3,5 m breiten Balkon ersetzt. So erhielten wir eine überdachte Terrasse und auf dem Balkon können wir unseren Whirlpool genießen. Unsere kleine Wellnessoase.
Die Umsetzung des Projekts beanspruchte ein gutes Jahr. Gab es in der Zeit besondere Herausforderungen, die es zu meistern galt?
A.Fenkart: Anfangs dachten wir, dass wir während des Umbaus im Haus wohnen bleiben. Doch dann mussten wir plötzlich raus. Das hat uns im ersten Moment ziemlich gestresst. Daniel hat uns aber rasch eine Übergangswohnung für sechs Monate vermittelt und rückblickend betrachtet, sind wir sehr froh darüber.
D. Pauger: Ein Kuriosum war, dass es in Lauterach genau noch 16 Objekte gab, die nicht an die Kanalisation angeschlossen waren. Und dazu gehörte das von Arnold. Wir konnten das „Problem“ im Rahmen der Sanierung lösen. Allerdings ist uns plötzlich eine Stiege abgesackt aufgrund der vorhandenen Sickergrube. Das konnten wir aber rasch wieder beheben.
A. Fenkart: Und ich glaube, wir haben dich manchmal etwas „herausgefordert“ mit unseren spontanen Ideen.
D. Pauger: Ja, das kannst du laut sagen. (lacht). Da plant man konservativ einen schönen Garten mit Mauer und plötzlich heißt es „STOPP, wir hätten gerne einen Außenpool“.Aber ganz ehrlich, auch wenn es einem als Bauleiter im ersten Moment stresst, genau diese spontanen Ideen machen unsere Arbeit spannend. Und umso schöner, wenn wir sie umsetzen können und der Kunde am Ende eine Freude hat.
Die letzten drei Jahre waren geprägt von Krisen. Covid, Preissteigerungen, Handwerkermangel. Wie hat sich das auf das Projekt ausgewirkt?
A. Fenkart: Glücklicherweise konnten wir die Preissteigerungen dank der vorausschauenden Planungen und Bestellungen von Daniel gut umschiffen.
D. Pauger: Covid hat uns Gott sei Dank auch keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet. Natürlich gab es immer wieder Verzögerungen aufgrund von verspäteten Lieferterminen, aber im Großen und Ganzen hat alles nach Plan funktioniert.
Eine gute Abstimmung mit allen Gewerken ist dabei unumgänglich. Und wie man sieht, ist es geglückt.
Abschließend noch eine Frage Herr Fenkart: Was ist nun ihr Wohlfühlort im Haus?
A. Fenkart: Ganz klar, das Plätzle neben dem Ofen im Wohnzimmer mit dem geraden Blick auf den Fernseher. (lacht) Und der Whirlpool auf dem Balkon. Das ist Wellness pur und wir müssen dafür keine Therme oder Ressort besuchen. Somit hat es sich die Sanierung definitiv schon gelohnt.
Bereits seine Lehrzeit hat Timo-Nils im Betrieb von Michael Felder verbracht, der sich mit 19 Mitarbeitenden, darunter 2 Meistern, einem Absolventen der Bauleiterschule und 2 Lehrlingen, auf die Verlegung hochwertiger Fliesen spezialisiert hat und auch als Sachverständiger tätig ist. Dass man bei Fliesen Felder hoch qualifiziert mit dem traditionellen keramischen Baumaterial, einem Beitrag zum umweltgerechten Bauen, umgeht, hat der frisch gebackene Europameister als Bester aus 9 Nationen bewiesen.
Fliesen Felder ist seit Anfang Jahr Mitglied beim Netzwerk Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Wir haben mit Fliesenlegermeister Timo-Nils Theisl über seine Vorbereitung und den Wettbewerb im polnischen Danzig gesprochen.
Fliesenleger – wie kam es überhaupt zu diesem Berufswunsch?
Timo-Nils Theisl: Das war damals eine Aktion bei Fliesen Felder, als ich noch in der Mittelschule war. Ich konnte reinschnuppern und habe an dem Tag dort eine Dekokugel aus Fliesen hergestellt. Das hat mir gut gefallen – und der Betrieb ebenfalls. Seit 2017 bin ich fertig mit meiner Ausbildung und gerne bei Fliesen Felder geblieben.
Die EuroSkills, was ist das?
Timo-Nils Theisl: Das ist die Berufseuropameisterschaft, bei der die jeweils Zweitplatzierten ihres Landes und ihres Berufsbildes gegeneinander antreten. Die Meisterschaften finden über 3 Tage mit insgesamt 18 Stunden statt. In dieser Zeit wird von den Vertretern der 9 Nationen das jeweils gleiche Werkstück vorbereitet, erarbeitet und fertiggestellt. 2023 fanden die EuroSkills im polnischen Danzig statt.
Alle arbeiten auf Basis der gleichen Detailpläne und mit den vorgegebenen Fliesen, Belagsmaterialien und Klebern. Werkzeug konnte man selber mitbringen.
Timo-Nils Theisl bei den EuroSkills 2023 in Danzig
Was war die größte Herausforderung?
Timo-Nils Theisl: Bis zum Vorjahr kannten die Teilnehmer das Testprojekt schon im Vorfeld. Neu war 2023, dass wir erst eine Stunde vor Beginn erfahren haben, was unsere Aufgabe ist. Die Ungewissheit war stressig. Aber ich fühle mich mit Herausforderungen wohl. Ich bin gerne gefordert.
Und man arbeitet bei den EuroSkills direkt zwischen den Zuschauern?
Timo-Nils Theisl: Die EuroSkills in Danzig fanden auf einem riesigen Parkplatz mit großen Festzelten statt. Wir Fliesenleger hatten ein Zelt für uns alleine. Wie die anderen hatte ich einen Bereich von 4 x 5 m, den ich während meiner Arbeit nicht verlassen durfte. Wir arbeiteten dicht an dicht, jeweils mit kleinen Abgrenzungen. Die Zuschauer bewegen sich am Rand des Zeltes. Alles ist transparent, alle können bei den Handgriffen zuschauen. Ich habe die meiste Zeit selbständig gearbeitet und geschaut, was aus meinem Kopf rausgeht.
Wie war die Stimmung dort?
Timo-Nils Theisl: Wenn du fokussiert und im Workflow bist, geht es gut. Nach dem ersten Tag war ich sehr zuversichtlich. Wir Österreicher sind mit 44 Teilnehmenden als größtes Team überhaupt angetreten. Ich konnte mich in den Pausen immer mit meinem Experten, Andreas Stiegler, austauschen, der das Nationalteam trainiert und auch die Österreich-Wettbewerbe organisiert. Wir haben ein gutes Verhältnis. Im Hotel waren wir gemeinsam mit den Teams aus Island, Schweden und Deutschland untergebracht. Auch das war nett.
Wie verlief die Vorbereitung? Was war das Ziel?
Timo-Nils Theisl: Ich bin mit dem Ziel angetreten, Erster zu werden. Sonst tue ich mir das nicht an. Ich habe die Erwartungen hoch gesetzt. Den Druck habe ich mir bewusst aufgebaut. Ich war gut vorbereitet, habe viel trainiert. Als Trainingsstätte konnte ich das Jugendzentrum dô in Lustenau nutzen und die 4 x 5 m-Situation realitätsgetreu nachbilden. Im Betrieb wäre es logistisch schwierig gewesen, mit dem vielen Material, dem Lärm und dem Staub, den ich da produziert habe. Und im Betrieb ist man natürlich auch Teil des alltäglichen Ablaufs und nicht so fokussiert auf das Training für den Wettbewerb. Deshalb war es gut, dass der Bürgermeister von Lustenau mir die Möglichkeit gegeben hat, im Jugendzentrum dô zu arbeiten. Die Vorbereitungszeit und die Teambuildings mit dem ganzen Team waren wunderschön. Ich habe viele neue Freundschaften geschlossen. Nur die Nacht davor war schwierig. Ich habe mir das Zimmer mit einem Koch geteilt, der geschnarcht hat. Und nervös war ich natürlich auch.
Zurück in Lustenau bei Fliesen Felder, wie war der Empfang im Betrieb?
Timo-Nils Theisl: Es war schön, gemeinsam zu feiern. Jeder hat ja auch mitgeholfen und mich im Vorfeld unterstützt. Und wir waren auch zu viert in Danzig, ein Arbeitskollege, mein Chef Michael Felder, meine Freundin und ich. Alle freuen sich mit dir, das war ein tolles Gefühl.
Wie geht es nun weiter?
Timo-Nils Theisl: Im November werde ich die Experten bei den Austrian Skills unterstützen und ich bin in der Jury dabei. Bei Fliesen Felder arbeite ich mittlerweile im Büro in der Projektleitung. Je anspruchsvoller, desto besser. Ich will jeden Tag gefordert sein.
Und was sagt Chef Michael Felder zu dem großen Erfolg?
Michael Felder: Am zweiten Tag hat man bereits gesehen, dass Timo unter den Top 3 sein wird. Die Maßgenauigkeit ergibt so viele Punkte. Und das Messen ist ein ganz wichtiges Detail in unserem Beruf. Timo war gut vorbereitet. Wir wissen, dass er wirklich top organisiert ist und immer mit Struktur arbeitet. Großartig, was er geleistet hat!
Nach eineinhalbjähriger Bauzeit konnte das Sanierungsprojekt der Familie Seethaler abgeschlossen werden und kann als erfolgreiches Beispiel für Mehrgenerationenwohnen bezeichnet werden. Bei der Sanierung wurde ganz besonderes Augenmerk darauf genommen, den historischen Bestand respektvoll in den nächsten Gebäude- und Nutzungszyklus zu überführen.
Im Rahmen des EU-Projektes GO Altbau zeichnen wir regelmäßig ein „Haus des Monats“ aus, um über eine gelungene Sanierung zu berichten und so zum Nachahmen anzuregen.
Wir haben mit den beiden Brüdern und den begleitenden Architekten Benjamin Miatto und Philipp Gmeiner (Gmeiner & Miatto Architekten), Mitglied der Partnerbetriebe Traumhaus Althaus, über das „Haus des Monats“ gesprochen.
Architekten und Bauherren im Gespräch mit dem Energieinstitut (Foto: Karin Nussbaumer)
Fangen wir vorne an: Wie kam’s zur Sanierung?
Daniel: Meine Frau Verena und ich haben einen fixen Platz gebraucht, weil wir eine Familie gründen wollten. Und die Option, dieses Haus hier zu nutzen, hat sich 2020 aufgetan. Wir haben die Sanierungs-Vor-Beratung des Energieinstituts in Anspruch genommen, Benjamin Miatto hat sie als Berater übernommen. Und weil das so gut gepasst hat, hat er uns dann gemeinsam mit Philipp Gmeiner bis heute begleitet. Das war eine zentral wichtige Grundlage, weil wir da vor allem darüber gesprochen haben, was es braucht und ob das mit dem Gebäude technisch sinnvoll machbar ist.
Was gibt’s über das Haus zu erzählen?
Lukas: Wir haben bis Ende der Neunziger dann nach der Rückkehr aus dem Studium wieder in diesem Haus gewohnt, zusammen mit unserem über 100-jährigen Opa, der seine Wohnung im Erdgeschoß hat. Auch das Haus ist über 100 Jahre alt, wurde Stück für Stück erweitert und angepasst – so wie jetzt auch wieder. Es gilt als erhaltenswert, weil sein Erscheinungsbild in der Straße eine bestimmte Rolle spielt und für das Viertel hier typisch und wichtig ist.
Viel vom Gebäude zu erhalten, war also Ziel?
Daniel: Ja, aber nicht nur aus architektonischen und sozialen, sondern ganz pragmatisch auch aus finanziellen Überlegungen. Wir wollten das Haus aber auch aus ökologischen Gründen, im Sinne der Nachhaltigkeit erhalten. Die Entscheidung, ein Gebäude zu sanieren, muss aber gut abgesichert sein, damit man sich nicht übernimmt. Da war die Begleitung durch die Profis extrem wichtig für uns.
Benjamin: Wenn es technisch geht, lohnt es sich aus meiner Sicht immer, das Haus zu erhalten, weil auch Kultur und Geschichte weitergelebt wird. Und das Haus seinen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte angestammten Platz behält und damit auch in die gesamte Umgebung strahlt.
Als ihr (die „Profis“) ins Spiel gekommen seid, was habt ihr da gesehen?
Benjamin: Wir haben ein schönes Haus vorgefunden, das für sein Alter in einem ziemlich guten Zustand war. Wir haben motivierte Bauleute vorgefunden, die bereit waren, sich auf das Projekt einzulassen. Und eine spannende Aufgabenstellung, nämlich das Haus und den später zugebauten Stadel zu zwei Wohneinheiten umzubauen.
Philipp: Wie bei fast jeder Sanierung. Bei der Bauaufnahme hat ein Raum gefehlt im angebauten Stadel, der außen zwar schön verschalt, innen aber praktisch noch Rohbau war. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass da noch ein Raum sein muss und tatsächlich war da noch ein Raum im oberen Stock, der nur von außen über eine Leiter zugänglich war.
Benjamin: Die größte Überraschung aber war das Stiegenhaus. Wir haben beschlossen, es neu zu machen, weil wir von den Niveaus her nicht zusammengekommen sind. Als die Stiege ausgebaut wurde, hat sich herausgestellt, dass die eigentlich nur noch gehalten hat, weil sie an einer Wand verkeilt war, die wiederum selbst praktisch nur noch von ihrem eigenen Gewicht gehalten wurde. Das hätte im Zuge der weiteren Baumaßnahmen – und auch schon davor – böse ins Auge gehen können.
Jetzt ans Eingemachte: Was wurde denn umgesetzt?
Lukas: Vor allem wurden der Stadel und das Haus verbunden, indem die beiden Stockwerke horizontal verbunden wurden, inklusive spannender Erneuerung des Stiegenhauses.
Benjamin: Das war eine der größten Herausforderungen im Haus, weil wir sie in Stücken von oben eingehoben und dann von unten her aufgebaut haben. Weil das keinen Fehler verzeiht, haben wir x-fach nachgemessen und die Pläne mit dem Schlosser gegengeprüft.
Daniel: Im oberen Stock, den Lukas bewohnt, wurde eine Gaupe eingebaut, wir haben unser Stockwerk um eine Terrasse ergänzt. Fenster und Fassade sind teilweise neu. Das Gesicht des Hauses zur Straße hin wurde innen gedämmt, damit es erhalten bleibt. Natürlich sind die Innenräume allesamt komplett neu, die Decke im Dachgeschoß wurde um die Balkenlage angehoben, die eine oder andere Wand musste weichen. Im Erdgeschoß wurde der Wintergarten etwas vergrößert, die Wohnung selbst blieb unverändert.
Das ist ohne professionelle Begleitung eigentlich nicht machbar, oder?
Benjamin: Nein. Geht man da selbst dran, kommt man zum Punkt, an dem man die Abrissbirne bestellt.
War es Ziel, möglichst viel zu erhalten?
Philipp: Klar war, dass wir nur soweit zurückbauen, bis wir auf Tragfähiges stoßen. Und das, was geht, auch weiternutzen. Das macht aus ökologischen Gründen Sinn, aber auch aus finanziellen.
Daniel: Außer Diskussion stand die Fassade des Hauses, die wollten wir jedenfalls erhalten, eben, weil das Haus für die Straße wichtig ist und wir das Gebäude so als erhaltenswert einstufen lassen konnten, was sich auch positiv auf die Wohnbauförderung ausgewirkt hat. Und ohne Wohnbauförderung wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
Ihr seid voll in die Corona-Phase gefallen. War das schwierig?
Lukas: Das war vor allem darum schwierig, weil der Zugang zum Handwerk eingeschränkt war. Wir haben dann gemeinsam mit Benjamin beschlossen, vor allem auf lokale Handwerksbetriebe zu setzen. Dachdecker, Spengler, Zimmerer und Installateur sind alle mehr oder weniger in Rufweite.
Geduld hat’s wohl trotzdem ausreichend gebraucht?
Benjamin: Nicht nur wegen Corona. Bei einem solchen Projekt lässt sich keine klassische Ablaufplanung drüberstülpen. Man hantelt sich von Tag zu Tag, von Wand zu Wand und muss immer damit rechnen, dass etwas zutage tritt, das zuerst gelöst werden muss, bevor man mit dem eigentlich geplanten Gewerk weitermachen kann. Das erfordert eine flexible Planung und geduldige Bauleute, die immer bereit sind, sich den gerade anstehenden Fragen zu stellen.
Was braucht’s sonst noch, damit so ein Projekt gelingt?
Benjamin: Bauleute, die sich voll und ganz auf das Projekt einlassen können. Und zwar eben auf die zeitlichen und teilweise auch finanziellen Unwägbarkeiten. Aber auch auf die Möglichkeiten, die sich während des Projekts auftun können. Dafür gibt’s dann ein Ergebnis, das einzigartig ist.
Philipp: Und jemanden, der die jeweils relevanten Entscheidungen für die Bauleute aufbereitet. So können sie sich jeweils auf die Dinge konzentrieren, die im Moment wichtig sind. Und denken nicht schon daran, wie die Küche aussieht, bevor zu hundert Prozent feststeht, wo die überhaupt landen wird im Zuge der Sanierung.
Daniel und Lukas: Und natürlich die Unterstützung von Familie und Freunden. Unser Papa ist immer auf der Baustelle, hilft mit, ist für die Handwerker ansprechbar und damit ein superwichtiger Baustein.
das neue, moderne Badezimmer (Foto: Karin Nussbaumer)
Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie www.sanierungsgalerie.at.
Gmeiner & Miatto Architekten sind Mitglieder der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Erfahren Sie mehr über die Sanierungs-Spezialist*innen www.partnerbetrieb.net.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projekts GO Altbau und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 – ein Programm der Europäischen Union. Das Energieinstitut Vorarlberg und die weiteren Projektpartner stellen im Rahmen des Projekts zwei Mal jährlich besondere Sanierungen als „Haus des Monats“ vor.
Nachhaltig handeln im Supermarkt für Industriebetriebe
Haberkorn, im Jahr 1932 gegründet, ist Österreichs größter technischer Händler für Industrie- und Bauunternehmen. Nachhaltiges Handeln ist wesentliches Prinzip des rund 2.300 Köpfe starken Teams an über 30 Standorten in Europa.
„Die Entwicklung unseres Unternehmens bestärkt uns darin, dass wir den richtigen Weg gehen“, fasst es Oskar Rauch, Marketingleiter bei Haberkorn zusammen. „So sind wir in den vergangenen Jahren zum einen als Unternehmen stetig und gesund gewachsen; zum anderen konnten wir gleichzeitig im Bereich der Nachhaltigkeit sehr viel bewegen.“ Wie die Arbeitsumgebung wird auch das Sortiment mit technischen Produkten, Schmierstoffen und Arbeitsschutz auf die Nachhaltigkeit hin geprüft und gekennzeichnet.
Büros nutzen das Raster des Hochregallagers: Haberkorn Bürowelt
Umnutzen statt neu bauen, nach diesem Prinzip ist die neue Büroerweiterung entstanden. „Ins neue Gebäude sind wir 2006 eingezogen“, erinnert sich Oskar Rauch. „Es war dringend notwendig, aufgrund der Verdoppelung der Mitarbeiterzahl, mehr Arbeitsplatz in der Verwaltung zu schaffen.“
„175 t Holz sind hier verbaut worden. Damit sind 175 t CO2 gebunden. Das ist jene CO2-Menge, die durch 1,59 Mio. km Autofahrt emittiert wird.“ so Stefan Bischof (Bischof I Zündel).
Die neue Bürowelt, entwickelt von den beiden Partnerbetrieben NONA Architektinnen und Bischof I Zündel, ist eine naturbelassene, kompakte Holzkonstruktion in einer bestehenden Halle.
„Der offene, zweigeschossige Baukörper bietet Raum für differenzierte Arbeitsabläufe. Es entstehen unterschiedliche Bürogrößen, Besprechungsräume, Nebenräume sowie großzügige Gemeinschafts- und Pausenflächen“, laut Anja Innauer (NONA Architektinnen).
Grundidee war, die Raster der Regale – 6 m – abzubilden, erläutert Stefan Bischof (Bischof I Zündel). Bauphysikalisch wurde das Projekt von Partnerbetrieb Spektrum-Bauphysik & Bauökologie begleitet um u.a. die Richtwerte für Heizen und Kühlen festzulegen. Teilweise offen, teilweise mit Glas, bieten die neuen Büroräume Gegebenheiten für ganz unterschiedliche Arbeits-Situationen, dank Akustik-Paneelen, Lärmschutz-Glaskojen und Deckensegeln in angenehmer Atmosphäre.
Die Haberkorn Bürowelt wurde im Juli beim Vorarlberger Holzbaupreis 2023 mit dem Sonderpreis „Kluges Bauen mit Holz – Plus“ prämiert.
lichtdurchfluteter Aufenthalts- und Besprechungsraum
Ökologisch wertvolle Habitate und ein Natur-Aufenthaltsraum im Garten
Im Anschluss führte der Rundgang in den Haberkorn Garten. Im Jahr 2022 entstand der Pavillon mit Stampflehmwänden, einer Holzkonstruktion und Dachbegrünung – inspiriert von der alten Senderbrücke. Der Garten auf einer Freifläche von 3.500 Quadratmetern und das Gebäude stehen allen Mitarbeitenden des Unternehmens als Aufenthalts-, Erholungs- und Kreativraum zur Verfügung und sind als Vorreiter-Projekt im Umgang mit Natur, Ressourcen, Arbeits- und Lebensqualität gedacht.
„Holz und Lehm sind authentisch und ehrlich: 100 % Erde und 100 % Holz“
„Zu Anfang war „nur“ die Entwicklung eines Bienenhauses im Gespräch“, erinnert sich Architekt Martin Mackowitz von Erden Studio an die Geschichte hinter dem Entwurf, der sich heute als Aufenthaltsbereich mit Lehmwand, Innenhof, Nischen und einer Oase für die rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Logistik präsentiert. „Aufwertung der Arbeitsorte und Übergang zur Landesgrünzone“, beleuchtet er die Anforderungen aus Sicht des Architekten.
Statische Stäbe manifestieren den Kraftverlauf der Holzkonstruktion. Dafür haben Zimmerlehrlinge mit einfachen Verbindungen gearbeitet und die Höhe voll ausgereizt. “Wie ein großer Tisch oder eine Art Hut“ sieht das Ergebnis aus. Zwei Plattformen ergaben sich bei dem Versuch, mehr Platz zu gewinnen. „So ein Projekt gibt es nur einmal im Leben“, zeigten sich die Zimmerlehrlinge begeistert bei der Arbeit, dem Sägen mit 3D-Maschinen und dem anschließenden Zusammenbauen.
Und Haberkorn Marketingleiter Oskar Rauch ergänzt: „Das Holz stammt aus dem Ippachwald Wolfurt, ist in der Region gesägt, nicht wärmebehandelt und wurde auf kurzem Weg zu uns transportiert.“
„Bauen mit Lehm lernen Architektinnen und Architekten an nur 5 Unis weltweit“
Stampflehm, hier für die Wände genutzt, kann als Aushubmaterial zu 100 % verwendet werden. Hier konnten die Teilnehmenden erfahren, wie aus einer scheinbar banalen Ressource wertvoller Baustoff wird. Holz ist endlich, der Lehm als Rohstoff im Land vorhanden. Zweieinhalb Wochen waren die Studierenden von BASEhabitat mit Workshopleiter Dominik Abbrederis vom Partnerbetrieb DADO Lehmarbeiten vor Ort, um rund 60 t Lehm zu verbauen.
BASEhabitat, ist ein Studio der Architekturabteilung an der Kunstuniversität Linz, forscht und plant im Bereich nachhaltiger und sozial verantwortlicher Architektur und realisiert Projekte in verschiedenen Ländern der Welt.
„Die Errichtung einer Stampflehmwand ist eine archaische, sehr schwere und schweißtreibende Arbeit. Der magische Moment ist, wenn die Wände ausgeschalt werden und das Ergebnis der Arbeit sichtbar wird! Lehm ist wiederverwertbar und ein Material ohne Ablaufdatum“ erzählt Dominik Abbrederis (DADO Lehmarbeiten) begeistert.
„Wir müssen wieder lernen, wie echte Natur ausschaut. Eine ungemähte Wiese ist Natur, nicht Faulheit“
Den Blick der Teilnehmenden aufs Gründach richtet schließlich Daniel Reidl von pulswerk, der sich der „Siedlungsökologie“ verschrieben hat. Üppig wogen die Gräser und Blüten heute auf dem Dach des Pavillons. Sie gründen auf 7 kg Stroh pro Quadratmeter mit 20-30 cm Höhe und 7 cm Intensiv Substrat. „Das ergibt 20 cm Wurzelraum mit genügend Wasserspeicher und Platz zum Wurzeln“, erklärt Daniel Reidl und fasst den Erfolg des Miteinanders abschließend in einer zukunftsweisenden Erfolgsformel zusammen, die beim Pavillon des „Haberkorn Gartens“ zum Tragen kam.
„Biodiversität, Klimawandelanpassung, Aufenthaltsräume und Architektur passen zusammen“
Heute bietet der Außenbereich Lebensräume und Nahrungsräume für Pflanzen und Insekten: Regenrinnen, Wasser, das an der Oberfläche bleibt, Biodiversität durch Gräser und Blumen, Totholzelemente und Steine.
Marketingleiter Oskar Rauch gibt als Resümee des inspirierenden Nachmittags mit auf den Weg: „Bei der Nachhaltigkeit geht es darum, Schritte vorwärts zu machen, kleine und große – wichtig ist, stetig Schritte zu machen!“
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Partnerbetrieb Traumhaus Althaus organisiert. NONA Architektinnen, DADO Lehmarbeiten, Bischof & Zündel und SPEKTRUM Bauphysik & Bauökologie sind Mitglieder beim Netzwerk der Partnerbetriebe Traumhaus Althaus. Erfahren Sie mehr über die Sanierungsspezialist*innen: www.partnerbetrieb.net
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