Giftfrei in Würde altern: Geeignete Hölzer und bauliche Maßnahmen ersparen den chemischen Holzschutz.

Grundsätzlich sollte konstruktiv so gebaut werden, dass Holzschutzmittel nicht oder nur in einzelnen Spezialfällen notwendig wird. Dann lassen sich auch die ökologischen Vorteile des Baustoffs Holz nutzen.

Von der Witterung versilberte oder dunkelbraun gefärbte Holzfassaden sind durch den natürlichen Holzschutz funktionstüchtig und zeigen die Alterung des Gebäudes in einer faszinierenden Art und Weise.

Holzschutzmittel sind Gifte, die das Holz vor schädigenden Fäulnispilzen, Insekten, usw. schützen sollen. Die verwendeten Wirkstoffe sind nicht nur für die Schädlinge giftig, sondern können auch für Menschen problematisch sein. Ziel ist es daher, Holzschutzmittel auf das notwendige Minimum zu reduzieren.

In Innenräumen ist kein Holzschutz erforderlich – besonders in Wohn- und Schlafräumen beachten. Nicht als Holzschutzmittel gelten Holzlasuren, normale Anstriche, Holzöle, Wachse oder Pflegemittel. Diese erzielen bei richtiger Anwendung eine wasserabweisende Wirkung.

Umsetzung

Holzschutzmaßnahmen

Die wichtigsten Holzschutzmaßnahmen sind konstruktiver Natur. Wer folgende Punkte beachtet, kann sich langlebiger Konstruktionen erfreuen:

  • Wahl von geeigneten Hölzern für die jeweilige Anwendung (Fassade, Fenster, Terrasse, …).
  • Vollholz vor Mehrschichtplatten (Sperrholz,..)
  • Sägerau vor gehobelt
  • Gespaltene vor gesägten Schindeln
  • Ausreichend dimensionierte und funktionierende Fassadenhinterlüftung.
  • Im Außenbereich wenn möglich nur Kernholz verwenden (splintfreies Holz).
  • Konstruktive Maßnahmen wie große Dachüberstände, gute Dachentwässerung, Spritzschutz im Sockelbereich (mind. 30 cm hoch), tief in der Fensterleibung liegende Fenster und Türen sind frühzeitig in der Planung zu berücksichtigen.
  • Bauteile nicht Holz an Holz stoßen, sonst entstehen Fugen, in denen Wasser kapillar angesaugt wird und zu Holzfäule durch Staunässebildung führen kann.
  • Trockenes Holz verwenden und dieses vor dauernder Nässe schützen.
  • Konstruktionsteile periodisch überprüfen.
  • Stirnholzflächen abdecken und dabei Tropfkanten ausbilden.
  • Austrocknung des Holzes ermöglichen, am besten durch dampfdiffusionsoffene Konstruktionen.
  • Konstruktiven Insektenschutz z. B. bei hinterlüfteten Fassade beachten.
  • Leichte Auswechselbarkeit von stark bewitterten Oberflächen (Verschleißflächen) bereits in der Planung berücksichtigen.
  • Heimische Hölzer verwenden.
Konstruktiver Holzschutz schützt das Gebäude Jahrhunderte lang vor Schäden. Bild: Harald Gmeiner

Konstruktiver Holzschutz schützt das Gebäude Jahrhunderte lang vor Schäden. Bild: Harald Gmeiner

Vorbeugende Maßnahmen, wenn der chemische Holzschutz unumgänglich ist

Mitunter ist die Anwendung von Holzschutzmitteln unumgänglich. Dabei sollten dennoch ein paar Dinge beachtet werden, bevor die große chemische Keule ausgepackt wird:

  • Holzschutzarbeiten nur von Fachleuten durchführen lassen.
  • Nur Holzschutzmittel mit Prüf- und Gütezeichen verwenden.
  • Bei Sanierungen eines Insektenbefalls (zu 90 % Hausbock) ist möglichst das Heißluftverfahren anstelle einer chemischen Holzschutzbehandlung anzuwenden. Beim Heißluftverfahren wird das befallene Holz mindestens eine Stunde lang einer Temperatur von über 55° C (Kerntemperatur) ausgesetzt. Dazu ist Heißluft mit einer Umströmungstemperatur von ca. 120° C notwendig.
  • Wenn möglich Holzschutzmittel auf der Basis von Bor-Verbindungen verwenden. Diese werden als relativ gering toxisch angesehen. Bor darf nicht ins Grundwasser gelangen, daher ist eine Auswaschung beispielsweise durch Bewitterung zu vermeiden.
Handgespaltene Schindeln sind sehr dauerhaft. Bild: Harald Gmeiner

Handgespaltene Schindeln sind sehr dauerhaft. Bild: Harald Gmeiner

Reste von Holzschutzmittel sind Sondermüll

Mit Holzschutzmitteln behandelte Hölzer dürfen nur in speziell dafür zugelassenen Verbrennungs-anlagen entsorgt werden. Behandelte Hölzer dürfen nicht in privaten Heizungsanlagen verbrannt werden.

Kosten

Vorbeugenden Maßnahmen zur Vermeidung eines chemischen Holzschutzes sind im Allgemeinen mit keinen Mehrkosten verbunden, da sie Bestandteil einer fachgerechten Planung sowie optimaler Konstruktionsausbildungen sind.

Das Vergrauen der Fassade zeigt, dass sich der natürliche Holzschutz eingestellt hat. Bild: Markus Gmeiner

Das Vergrauen der Fassade zeigt, dass sich der natürliche Holzschutz eingestellt hat. Bild: Markus Gmeiner

Info und Beratung

Produktneutrale Baumaterialberatung

www.energieinstitut.at/baumaterialberatung

Architektin, Architekt, Planende, gute Beispiele

www.holzbaukunst.at

Siehe auch

Bauplatten, Fassade und Fassadenbegrünung, Holzplatten und Holzwerkstoffplatten, Lebensdauer, Luftschadstoffe im Innenraum, Umweltzeichen, Wartung und Nutzerverhalten, Wiederverwendung

Zuletzt aktualisiert am 30. Juli 2020