Wiederverwendung von Materialien reduziert Bauabfälle und schont wertvolle Rohstoffe.

Bei Abbruch und Umbau landet tonnenweise Material in der Abfalldeponie. Nach Schätzungen könnte

  • 15 % wiederverwertet
  • 70 % recycelt
  • 10 % thermisch verwertet

werden. Nur 5 % müssten aufwändig und teuer als Sonderabfall deponiert werden. Wiederverwendung und Recycling sind daher ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum Klimaschutz. Die Wiederverwendung von gebrauchten Bau­materialien und Bauteilen bei Neubauten war lange Zeit selbstverständlich. Erst in der Zeit der scheinbar unbegrenzten Materialverfügbarkeit und der weltweiten Rohstoffausbeutung verlor sie an Bedeutung.

Seit der neuen Recycling-Baustoffverordnung ist bei größeren rückzubauenden Bauwerken die Wiederverwendung (Re-Use) beziehungsweise die Vorbereitung zur Wiederverwendung prioritär noch vor dem Recycling verpflichtend zu beachten. Das bedeutet beispielsweise, dass der Ausbau von wiederverwendbaren Bauteilen vor einen allfälligen maschinellen Rückbau zu erfolgen hat.

Für die Praxis bedeutet dies, dass alle unzerstört potentiell wiederverwendbaren Teile und Elemente zu dokumentieren sind, und wenn es eine konkrete Nachfrage gibt, vor dem maschinellen Rückbau ausgebaut und übergeben werden müssen. Das bedeutet, das bei größeren Bauten auch der Nachfragemarkt nach gebrauchten Bauteilen in die Planung einzubeziehen.

Das Ausbauen und Wiedereinbauen von Bauteilen bietet viele Vorteile. Wertvolle Rohstoffe bleiben erhalten, Bauabfall wird vermindert, Kosten können gesenkt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Produkte und Materialien mit Geschichte (Antiquitäten) werden vielfach verwendet um Wohnräume stilvoll zu ergänzen.

Schrauben statt Kleben, damit Wiederverwendung möglich ist. Bild: M.Doerr & M.Frommherz GbR

Schrauben statt Kleben, damit Wiederverwendung möglich ist. Bild: M.Doerr & M.Frommherz GbR

Bauteilnetz, Bauteilbörse und BauKarussel

Bereits seit 1996 hat sich in der Schweiz das Bauteilnetz mit 10 Bauteilbörsen und Bauteilläden gebildet. Seit 2006 ist auch in Deutschland ein entsprechendes Netz verfügbar. Diese bieten ihre neu adaptierten Waren über Bauteilläden, Internet usw. den Kunden an. In solchen Geschäften kann auch manches Sammlerstück erworben werden. In Österreich bietet das BauKarussel den verwertungsorientierten Rückbau von Gebäuden an.

Bauteilnetz – Virtuelles Lager

Anbieter können Ihre Bauteile und Waren in einem Informationssystem lange vor dem Abbruch zur Vermittlung anbieten. Interessenten können sich im virtuellen Lager umsehen, die angebotenen Bauteile begutachten und kaufen. Die Bauteilbörse schafft sozusagen die Plattform zwischen Anbieter und Kunde.

Gleichwertige Bauteilbörsen und Netzwerke wie in der Schweiz oder Deutschland sind in Österreich erst im Aufbau begriffen. Einige Organisationen bieten jedoch bereits ausgewählte gebrauchte Geräte und einige Bauteile an.

Umsetzung

Einfach ausbau- und wiederverwendbare Bauprodukte sind beispielsweise Parkettböden, Vollziegel, Steinzeug und Naturstein. Bauteile sind Türen, Fenster, Fensterbänke sowie Ausstattungsobjekte wie Sanitäreinrichtungen, Heizkörper, Einzel- und Kachelöfen, Jalousien, Leuchtkörper und vieles mehr. Auch die Verwendung gebrauchter Materialien wie Schüttgut, Stahlträger, Holzbalken oder ganzer funktionstüchtiger Dachstühle oder Dachziegel schont Ressourcen.

Recyclingprodukte

Am Baumarkt gibt es einige Produkte, die aus recycelten Materialien hergestellt werden, wie beispielsweise Dämmstoffe, Schutzfolien und Schutzbahnen, Dachziegel oder Mauersteine. Begehrte Bauteile wie historische Fenster oder alte Parkette werden meistens über den Antiquitätenhandel vermarktet.

Bei der Planung eines Abbruchs oder Umbaus sollte rechtzeitig nach möglichen Interessenten gesucht werden. Besonders geeignet zur Abgabe oder zum Verkauf sind Bodenbeläge wie Massivparkett, Holz oder Stahltreppen, Innentüren, Mauer- und Dachziegel, Holzbalken und Stahlträger.

Nicht so schnell: Vor dem Abbrechen alles rausholen, was sich wieder verwenden lässt. Bild: Andrei Kuzniatsou

Nicht so schnell: Vor dem Abbrechen alles rausholen, was sich wieder verwenden lässt. Bild: Andrei Kuzniatsou

Kosten

Durch die Wiederverwendung können Abbruch- sowie Neubaukosten verringert werden. Oft sind recycelte Materialien günstiger.

Info und Beratung

Produktneutrale Baumaterialberatung

www.energieinstitut.at/baumaterialberatung

Gebrauchte Bauprodukte und Geräte

www.materialnomaden.at

www.bauteilclick.com

www.bauteilnetz.de

Verwertungsorientierter Rückbau

www.repanet.at/baukarussell

Österreichischer Baustoff-Recycling Verband

www.brv.at

Zuletzt aktualisiert am 17. Mai 2023