Partnerbetrieb Traumhaus Althaus im Gespräch mit Innungsmeister Manuel Feuerstein
Manuel Feuerstein vom Partnerbetrieb Alfred Feuerstein spricht über die Herausforderungen in der Branche, regionale Wertschöpfung und seine Ziele als Innungsmeister der Holzbauer.
Manuel Feuerstein ist Geschäftsführer in sechster Generation, des Partnerbetriebes Alfred Feuerstein GmbH in Bludenz. Bereits vor 150 Jahren von seinem Ururgrossvater als Tischlerei gegründet, kann das Unternehmen mit Zimmerei und Tischlerei ein fixfertiges Wohn- oder Geschäftshaus, vom Dachstuhl über die Fenster von Josko, bis zum Nachtkästchen, aus einer Hand anbieten.
Manuel Feuerstein ist seit Herbst Landesinnungsmeister der Holzbauer Vorarlbergs. Er spricht über die Herausforderungen des vergangenen Jahres, regionale Wertschöpfung und seine Ziele als neuer Innungsmeister
Was spricht für das Bauen mit Holz?
Der Holzbau – so, wie er bei uns gedacht und umgesetzt wird – ist ein technisch ausgereiftes und hochstehendes Gewerk und meiner Ansicht nach gegenüber anderen Bauweisen, wohl am fortschrittlichsten. Holzbau ist schnell, trocken, wärmend und entlastet während der Bauphase die Nachbarn. Das sind schon gute Argumente, ohne auf den Klimaschutz einzugehen. Mit dem Pariser Abkommen hat sich Österreich verpflichtet, bis 2030 deutliche CO2– Reduktionen zu erzielen. Das erfordert Einsparungen am Bausektor und somit klimafreundliche Bauweisen. Wenn die CO2-Ziele nicht erreicht werden, drohen neben den klimatischen Effekten Vertragsstrafen, die wiederum alle österreichischen Bürger*innen mitfinanzieren müssen. Beton gehört in den Strassen- und Brückenbau. Plastik ist sogar beim Dämmen überholt.
Für mich ist ganz klar: Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert des Holzes.
Wie ist die Stimmung unter den Betrieben?
Die Stimmung im Holzbau ist aktuell sehr gut, die Auftragsbücher sind bis weit ins nächste Jahr gefüllt. Die grosse Leistung aller Mitgliedsbetriebe besteht in einem Schulterschluss, der über dem Konkurrenzdenken und über dem Wettbewerb untereinander steht – und das trotz all den unterschiedlichen Ansätzen und Meinungen.
Wir setzen uns gemeinsam für den Nachwuchs und die Weiterbildung ein. In der Industrie würde man diesen Zusammenhalt das als “Kluster” bezeichnen, er ist für mich ein wichtiger Bestandteil der Fortschrittlichkeit des Holzbaus in Vorarlberg.
Dafür möchte ich auch meinen Vorgängern und den Pionieren des Erfolgs in Vorarlberg meinen Respekt aussprechen.
Was sind aktuelle Herausforderungen?
Die Holzbaubetriebe waren heuer durch Preissteigerungen massiv gefordert. Aber wir können auch aus dieser Krise lernen.
Besinnen wir uns darauf, verstärkt langfristige, regionale Lieferketten aufzubauen und zudem die Konstruktionsweisen zu überdenken.
Muss ich das Holz immer in weiterverarbeiteter Form verbauen, oder hat das pure Produkt direkt vom Säger vielleicht einen Mehrwert für die gesamte lokale Wirtschaft? Die letztjährige Rohstoffknappheit ist an keiner der Zimmereibetriebe spurlos vorbeigegangen.
Auch unsere Zimmerei war mit einem Großprojekt in 45 Meter Länge betroffen, bei dem 100m³ Brettschichtholz benötigt wurde. Wir sind besonders stolz, wie wir das Gebäude durch Anpassung der Konstruktionen mit einem regionalen Lieferanten in frischem Fichten-Tannenholz, in C24 (gehobene Holzqualität) umgesetzt haben. Wir haben auch auf Seite der Bauleute erlebt, dass es durchwegs positiv aufgenommen wird, wenn die regionale Wertschöpfung im Fokus steht.
Brauchen wir österreichisches Holz?
Unbedingt. Wir Zimmerer fordern, dass österreichisches Holz auch für österreichische Zimmerer zu Verfügung gestellt wird. Die Holzindustrie, die aus österreichischem Holz Produkte herstellt, darf nicht beliebig exportieren. Sie muss den Bedarf der österreichischen Zimmerer decken können – unabhängig von Weltmarktpreis und Globalisierung .
Was sind Ziele um den Holzbau weiter voran zu bringen?
Ich denke, es liegt im öffentlichen Interesse, die Rahmenbedingen dafür zu schaffen, dass in Österreich verstärkt mit heimischem Holz gebaut wird. Ich halte es heute für unvertretbar, Schulen, Kindergärten und auch sonstige öffentliche Gebäude aus klimabelastenden Stoffen zu errichten. Es liegt an der öffentlichen Hand, ihrer Vorbildfunktion nachzukommen und kommunale Bauten ganz selbstverständlich in Holz auszuschreiben und zu bauen. Beton und Zement sind riesige Klimasünder und wir wohnen in einem Land, das zur Hälfte mit nachwachsendem Holz bestockt ist. Die Bewaldung nimmt zu, das müssen wir nutzen.
Ist Vorarlberg hier nicht schon gut am Weg?
In Vorarlberg hat Holzbau Tradition, ich sehe uns hier in einer Vorreiterrolle. Wir haben seit über zwanzig Jahren ein hervorragendes Image im In- und Ausland.
Vorarlberg ist ein kleines Land mit knapp 400.000 Einwohnern und dabei 150 Zimmereibetrieben – also einer hohen Dichte an Holzbauunternehmen. Wenn man hier am Markt bestehen will, muss man ausgezeichnete Arbeit leisten. Unsere Handwerksqualität ist dementsprechend überdurchschnittlich und auch bei Architekten hoch geschätzt.
Wir setzen neue Maßstäbe, wie Holzbau gedacht und umgesetzt wird. Das ist meinen Vorgängern und allen Mitbürgern, die dabei geholfen haben, den Holzbau in Vorarlberg so positionieren, zu verdanken. Von unseren 150 Zimmereibetrieben sind 57 ausbildende Betriebe mit insgesamt 172 Lehrlinge. Mit dieser Situation kann man, obwohl auch wir in Vorarlberg den Fachkräftemangel spüren, zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Welche weiteren Ziele verfolgen Sie als neuer Innungsmeister?
In der jetzigen Situation darf man sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern muss die Stärken weiter ausbauen. Deswegen setze ich konkret auf die Intensivierung der Aus- und Weiterbildung, die Zusammenarbeit unter den Betrieben sowie die Zusammenarbeit mit anderen, auch branchenübergreifenden Gewerken. Davon profitiert die gesamte Wertschöpfungskette.
Der moderne Holzbau braucht innovative Produkte und bietet unterschiedliche Aufgabengebiete, wie zum Beispiel Planung und statische Bemessung, Arbeitsvorbereitung oder Ausführung. Das hilft, damit der Beruf des Zimmerers über Jahre hinweg – auch für Menschen, die körperlich nicht mehr so viel leisten können oder wollen – interessant bleibt und mit einer Familiengründung kompatibel ist. So kann man Fachkräfte langfristig binden.
Und was macht die Ausbildung in Vorarlberg so besonders?
Mit der Initiative „Holzbau Zukunft“ haben wir 2001 ein duales Ausbildungssystem eingeführt. Die Lehrlinge gehen gemeinsam auf Projektwochen im Bregenzerwald. Dort setzten sie kleinere Projekte wie ein Bienenhaus um, und zwar ohne maschinellen Abbund mit Zimmermannsverbindungen, die von Hand ausgeführt werden. Die Lehrlinge sind dabei in Planungs- Abbund und Aufrichtprozesse mit eingebunden. Persönlichkeitsentwicklung und Teamfähigkeit werden gestärkt.
Dieses System kommt bei den Jungen wirklich gut an und fördert darüber hinaus ihren Zusammenhalt und den Umgang miteinander.
Wie erklären Sie sich das große Interesse am Zimmerer-Beruf?
Holzbau begleitet die Menschheit seit Jahrhunderten und schafft ein besonderes Raumgefühl. Das spüren auch die Jungen. Dazu kommt die Werkschau nach getaner Arbeit. Ein Bürojob ist vielen zu langweilig. Mit Fachkenntnis und handwerklichem Geschick schafft der Zimmerer etwas, das er im Nachhinein auch tatsächlich betrachten und erfühlen kann – das tut gut –, und zusätzlich sieht man, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat. Die Herausforderung ist es, Fachkräfte langfristig im Betrieb zu halten.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Zuletzt aktualisiert am 29. Dezember 2022