In aller Früh machten sich die Teilnehmenden auf zum e5-VorOrt beim „Gut-Geh-Raum“ vor der Schule Schendlingen in Bregenz. Denn vor Schulbeginn lässt sich der Effekt der autofreien Zone am besten erkennen.
Durch die Zusammenlegung der Volksschule und der Mitteschule auf einen gemeinsamen Standort war abzusehen, dass sich das Verkehrsaufkommen vor der Schule vor allem durch die sogenannten Elterntaxis stark erhöht. Daher stellte sich die Frage, wie es gelingen kann, doppelt so viele Schülerinnen und Schüler wie zuvor sicher zur Schule zu bringen?
Die Lösung besteht nun in einem temporären Fahrverbot vor der Schule. Die Wuhrwaldstraße ist zwischen Holzackergasse und Steinachstraße für den motorisierten Verkehr an Schultagen zwischen 7:15 und 17 Uhr gesperrt.
Die deutliche Entschleunigung stach auch den Teilnehmenden des e5-VorOrt sofort ins Auge – die SchülerInnen trudelten nach und nach bei der Schule ein, nutzten gefahrenfrei den gesamten Straßenbereich und wirkten sichtlich entspannt. Und auch der übliche Lärm ist verschwunden: man hörte spielende Kinder statt Motorengeräusche, Vogelzwitschern statt klatschender Autotüren.
Umfassende Analyse der Ist-Situation im Vorfeld
Dafür waren eine gute Vorbereitung und Planung im Vorfeld sowie die rechtzeitige Einbindung aller Stakeholder-Gruppen unabdingbar.
Als Basis für das neue Mobilitätskonzept galt es zunächst die Ausgangssituation zu erheben, erklärte Helmut Freuis, Fahrradbeauftragter der Stadt Bregenz. Relevant waren hierfür Alter und Wohnort der SchülerInnen und wie sie zur Schule gelangen. Ebenso wurden bestehende Rahmenbedingungen, wie etwa vorhandene Zebrastreifen und Haltestellen, mithilfe einer Checkliste erhoben und berücksichtigt, ergänzte Johannes Zambanini, von der Abteilung Stadtplanung und Mobilität in Bregenz.
Darauf aufbauend wurden verschiedenste Konzepte entwickelt und in ihrer Wirksamkeit bewertet. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf die gänzliche Sperrung der Straße.
Eltern und LehrerInnen mit ins Boot holen
Bei den Eltern und LehrerInnen herrschte zunächst Skepsis zur geplanten Sperrung der Straße. Entscheidend für den Erfolg war hierbei, diese gut zu informieren, aber auch Rückgrat bei der Umsetzung zu zeigen, betonte Sandra Schoch, Vizebürgermeisterin der Stadt Bregenz. So wurden laufend Informationsflyer verteilt, Elternbriefe verschickt und sogar ein kleiner Film zur Problematik der Elterntaxis angefertigt (siehe weiterführender Link rechts).
Bei den LehrerInnen sollte es keine Ausnahmeregelung geben. Als Konsequenz waren zunächst auch keine Lehrerparkplätze auf dem Areal angedacht, denn eine Erhebung hat ergeben, dass im Umkreis der Schule genügend Parkmöglichkeiten verfügbar sind. Als Kompromiss und auch für Zulieferfahrten sind nun 5 Parkplätze sowie 2 Behindertenparkplätze vorhanden – bei einem Lehrerstock von 70 Personen eine beachtliche Reduzierung.
Die Einführung eines Jobtickets sowie des Jobrads wurden der Schule ebenso als ausgleichende Maßnahme vorgeschlagen.
Stressfreier Schulweg wirkt auch im Schulalltag
Längst ist die anfängliche Skepsis bei den LehrerInnen verflogen, denn der „Gut-Geh-Raum“ wirkt sich auch positiv auf den Schulalltag aus. Die Kinder gelangen nun in aller Ruhe in das Schulgebäude, ohne sich ständig nach Autos und Querungsmöglichkeiten der Straße umzusehen. Dadurch sind sie ausgeglichener, können sich vor dem Gebäude freier austoben und haben ein geringeres Aggressionspotential.
Weitere Gut-Geh-Räume in Bregenz?
Die Stadt Bregenz möchte noch weitere Gut-Geh-Räume einrichten – hierfür wird bei sämtlichen Kindergärten und Schulen geprüft, ob eine Umsetzung möglich ist. Eine Eins-zu-Eins Umsetzung wird nicht überall baulich und situationsbedingt möglich sein – in diesen Fällen ist zumindest ein annähernd ähnliches Konzept mit Wiedererkennungswert angedacht.
Zuletzt aktualisiert am 2. Dezember 2019