Das Resumé der Session lautet: Die gemessenen Energieverbräuche einer Vielzahl hocheffizienter Gebäude bestätigen die vorausberechneten Energiebedarfswerte und die Lebenszykluskosten­berechnungen für 7 Gebäude mit verschiedener Nutzung zeigen, dass das Energieniveau nur einen geringen Einfluss auf die Investitionskosten haben.

Am 25. September 2018 fand die 7. Session des economicum – Forum für leistbares und energieeffizientes Wohnen – in Dornbirn statt.

Moderator Helmut Krapmeier stellte als Teil seiner Einführung die Höhepunkte der 6 bisherigen Sessions des economicum vor. Nachdem in den ersten beiden Sessions die Themen Massivbau und Holz- sowie Mischbau behandelt wurden, wurden in den vergangenen Sessions vor Allem zukunftsfähige Wärme- und Energieversorgungssysteme analysiert. Die Themenbände aller bisherigen Sessions sind seit kurzem auch online verfügbar.

Vorschau: Am 8. November 2018 startet mit der Exkusion – economicum on the road – der neue economicum Themenzyklus Wohngebäude-Sanierung sowie Nicht-Wohngebäude. Zur Anmeldung geht es hier.

Tobias Hatt vom Energieinstitut stellte in seinem Beitrag die Ergebnisse eines gemeinsam mit der AEE intec, Gleisdorf, durchgeführten Forschungsprojekts vor, in dem die Lebenszykluskosten von 7 innovativen Gebäuden in Österreich analysiert wurden. Die Auswertung zeigt, dass das Energieniveau sowohl in Wohn,- als auch in Nichtwohngebäuden, sowohl in Neubau als auch in Sanierung einen sehr geringen Einfluss auf die Investitionskosten hat. Das kostenoptimale Energieniveau über den Lebenszyklus liegt für alle untersuchten Gebäudetypen bei einem gegenüber den Anforderungen der BTV drastisch reduzierten Energiebedarf. Die Untersuchungen bestätigen damit die Ergebnisse des in der 5. Session des economicum detailliert vorgestellten Modellvorhabens KliNaWo.

Jan Heider von der HTWG Konstanz präsentierte erste Messergebnisse zum Energieverbrauch eines hocheffizienten Mehrfamilienhauses in Darmstadt, das über eine Infrarotheizung beheizt wird. Die Messungen zeigen, dass der Wärmebedarf der Gebäude mit annähernd Passivhaushülle und Wärmerückgewinnung wie erwartet niedrig liegt. Der Strombedarf für die Beheizung liegt jedoch um ein Mehrfaches über den Werten, die in wärmepumpenbeheizten Gebäuden gleicher Hüllqualität erreicht werden. Behaglichkeit, Kosten und Wirtschaftlichkeit des Systems werden derzeit noch untersucht. Der hohe Winterstrombedarf wurde in der Diskussion aus Klimaschutzgründen von den Teilnehmern kritisch hinterfragt.

Architekt Matthias Oldani aus Tägerig/CH stellte ein sehr effizientes Gebäude vor, für das er ein sehr kostengünstiges System für Fassaden-PV entwickelte. Die Kosten der PV-Fassade liegen nur knapp über denen einer Eternit-Fassade, so dass die PV-Anlage durch die Stromerzeugung (Eigennutzung und Einspeisung) wirtschaftlich betrieben werden kann. Wie die Messergebnisse zeigen, erzeugt das Gebäude jährlich etwa doppelt so viel Strom, wie es für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom verbraucht.

Architekt Rainer Vallentin stellte gemeinsam mit dem Bauherrn Martin Schröferl ein energieautarkes Einfamilienhaus in Bayern vor. Das Gebäude in Passivhausniveau hat auch in der Praxis seit mehreren Jahren so niedrige Energieverbräuche, dass der notwendige Strom ohne Netzanschluss alleine über die dachintegrierte PV-Anlage zur Verfügung gestellt werden kann. Zum Funktionieren des Gebäudes trägt auch der bewusste Umgang der Bewohner mit Energie bei. Das Gebäude zeigt damit die Bedeutung der Suffizienz und demonstriert, dass Gebäude in höchster Effizienz nicht nur in großen Forschungs­projekten entstehen können, sondern durch das Zusammenwirken engagierter Bauherren mit kompetenten Planern.

Martin Ploss vom Energieinstitut Vorarlberg plädierte in seinem abschießenden Vortrag dafür, die energetische Qualität von Gebäuden verstärkt anhand ihrer realen Energieverbräuche zu bewerten. Die vorgestellten Beispiele sehr effizienter Mehrfamilienhäuser belegen, dass auch im realen Gebäudebetrieb erhebliche Einsparungen gegenüber den heute üblichen Standards erzielt werden können. Vorgestellt wurden etwa mehrere Mehrfamilienhäuser mit Fernwärmeheizung, deren gemessener Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser bei 30 bis 40 kWh/m2WNFa liegt. Das Beste der vorgestellten wärmepumpenbeheizten Mehrfamilienhäuser hat einen Endenergieverbrauch von knapp unter 10 kWh/m2WNFa.

Mit der 7. Session wird der bisherige Schwerpunkt des Wohngebäude-Neubaus vorerst abgeschlossen. Im Jahr 2019 werden die Themen Wohngebäude-Sanierung sowie Nicht-Wohngebäude behandelt.

Impressionen zur 7. Session im Raiffeisenforum Dornbirn

 

Zuletzt aktualisiert am 1. Oktober 2018