Gründächer haben bekanntlich viele Vorteile: Sie halten Regenwasser bei Starkniederschlägen zurück, helfen im Sommer wie im Winter die Energiekosten des Gebäudes zu senken, verlängern die Lebensdauer eines Flachdaches und bieten einen wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Im Zuge des Interreg-Projekts „Bürger-Bienen-Biodiversität“ ist in der e5-Gemeinde Koblach ein besonderes Biodiversitätsdach als Pilotprojekt entstanden. Denn als Substrat diente lokaler Oberboden vom Bodenaushub der Baustelle.
Rund 1,5 Mio. Tonnen Bodenaushubmaterial fällt in Vorarlberg jährlich an. Dennoch wird für die Errichtung von Biodiversitätsdächern auf zugekauftes Substrat zurückgegriffen. Beim Bau des neuen Kindergartens „Ried“ hat die Gemeinde Koblach in Begleitung des Österreichischen Ökologieinstitut im Zuge eines Pionierprojekts ausgetestet, inwieweit Bodenaushub als Substrat für ein Biodiversitätsdach verwendet werden kann. Das ist nachhaltig und kann zudem die Kosten für die Dachbegrünung senken.
Intakter und lebendiger Boden
Bodenaushub von der Baustelle wurde hierfür auf dem Gelände gelagert, begrünt und später der Oberboden auf das Dach aufgetragen.
Ein wesentlicher Vorteil dabei: Das im Boden enthaltene heimische Saatgut und wichtige Mikroorganismen bleiben intakt und fördern die Entwicklung der Vegetation und der Bodenfunktionalität. Ergänzend wurde lokales Saatgut vom Rheindamm abgeerntet und auf die rund 1400m2 große Dachfläche aufgebracht.
Unterschiedliche Substrat- und Saatgutkombinationen im Vergleich und Kombination mit PV-Anlage
Ein weiteres Highlight: die Gemeinde Koblach wollte verschiedenste Begrünungsaufbauten auf dem Kindergartendach austesten. So besteht das Substrat auf einer Fläche rein aus lokalem Oberboden vom Bodenaushub und eine weitere Fläche aus einem Oberboden-Sand-Gemisch im Verhältnis 1:1. Auf beiden Flächen wurde das geerntete Saatgut vom Rheindamm eingebracht.
In einem weiteren Dachbereich wurde zudem eine 12kWp Photovoltaikanlage errichtet. Um die PV-Module vegetationsfrei zu halten, wurde in diesem Bereich bewusst auf einen Aufbau mit geringer Schichthöhe und magerem Substrat aus Ziegelbruch gesetzt, wodurch sich eine niedrigwüchsige Vegetation etablieren sollte. Aufgebracht wurden auf dieser Fläche Wildblumen-Handelssaatgut sowie Sprossen der Gattung Sedum, welche besonders trockenresistent sind.
In den nächsten Jahren wird die Vegetationsentwicklung auf allen drei Flächen beobachtet und miteinander verglichen werden.
Gelungenes Gesamtprojekt
Das Gebäude selbst wurde nach höchsten ökologischen und energetischen Kriterien errichtet. Heimische Materialien kamen auch hier zum Einsatz: So besteht beispielsweise die Fassade aus Weißtannenholz direkt vom Kummenberg. Ein vorbildhaftes Gesamtprojekt, welches zum Nachahmen einlädt.
„Zum nachhaltigen Bauen gehört auch das Verwenden von Materialien, die bereits vor Ort sind. Darum war es uns wichtig den vorhandenen Oberboden wiederzuverwenden. Das Gründach trägt außerdem zum Erhalt der Biodiversität bei, bietet eine Retentionsfläche bei Starkniederschlägen und sorgt für ein gutes Gebäudeklima.“
Bürgermeister Gerd Hölzl