Das Konzept ist schnell erklärt: An einem „Mitfahrbänkle“-Standort kann unkompliziert signalisiert werden, dass man gerne im Auto mitgenommen werden möchte. Besonders im ländlichen Raum kann dies eine optimale Ergänzung zum öffentlichen Verkehr darstellen. Das e5-Team Großes Walsertal hat in Kooperation mit dem „Walserherbst“ sechs Mitfahrbänkle errichtet. Weitere Standorte an den Taleingängen kommen demnächst hinzu.
Gerade in Tälern wie dem Großen Walsertal, wo sich auf beiden Talseiten Siedlungen befinden, sind schnelle direkte Verbindungen, hohe Taktungen und auch Ringlinien durch alle Gemeinden schwieriger umzusetzen. Konzepte wie das „Mitfahrbänkle“ können daher helfen das Angebot des öffentlichen Verkehrs zu ergänzen, Fahrten von Einzelpersonen zu reduzieren und somit auch das Gesamtverkehrsaufkommen zu reduzieren.
Auftakt im Rahmen des Walserherbstes
Das Kulturfestival „Walserherbst“ widmete sich 2021 dem Schwerpunkt Mobilität mit entsprechenden Veranstaltungen und Aktionen. Bei der Gestaltung des Festivals werden immer auch regionale Organisationen und Vereine eng eingebunden.
So entstand gemeinsam mit dem e5-Team die Idee mehrere „Mitfahrbänkle“ im Großen Walsertal im Rahmen des Festivals zu entwickeln und auszutesten.
Die Fahne signalisiert den Mitfahrwunsch
In den letzten Jahren sind im deutschsprachigen Raum viele Mitfahrbänke in unterschiedlichsten Ausführungen entstanden. Bei manchen kann durch einen aufgespannten Sonnenschirm der Wunsch zum Mitfahren angezeigt werden, bei anderen wiederum gibt es ausklappbare Tafelsysteme.
Im Großen Walsertal entschied man sich für eine aufziehbare gelbe Schwenkfahne, welche schon von weitem gut sichtbar ist. An den Fahnenstangen wurde zudem eine Infotafel mit den wichtigsten Informationen zur Nutzung des „Mitfahrbänkles“ angebracht.
Standorte an wichtigen Knotenpunkten
Eine dieser Fahnen wurde in jeder der sechs Gemeinden des Großen Walsertals angebracht. Die Standorte befinden sich dabei an wichtigen Knotenpunkten oder Kreuzungen, welche von vielen Fahrzeugen frequentiert werden. Eine zusätzliche siebte Fahne wurde daher auch in Garsella montiert, da die beiden Talseiten dort miteinander verbunden sind.
Zwei weitere Standorte in Ludesch und in Thüringen sind bereits geplant und werden im Frühjahr 2022 an sinnvollen Knotenpunkten installiert. Damit wird es zukünftig auch möglich sein von außerhalb des Tales per „Mitfahrbänkle“ ins Große Walsertal zu gelangen.
Bewerben, Nutzen, Weitererzählen
Das „Mitfahrbänkle“ stellt eigentlich eine moderne Form des klassischen „Stoppens“ dar. Im Großen Walsertal kennen die Menschen einander, haben Vertrauen zueinander — gestoppt haben hier vor allem junge Menschen schon immer. Durch diese offiziellere Möglichkeit können aber auch andere Personengruppen angesprochen und zum Nutzen dieser Mobilitätsform angeregt werden.
Wichtig dabei ist, dass das „Mitfahrbänkle“ laufend beworben wird, die Menschen es regelmäßig aktiv sowie passiv nutzen und im Bekanntenkreis davon erzählen. Denn der Erfolg eines solchen Projektes ist ein Prozess und hängt stark davon ab, dass die Menschen das anfänglich „Neue“ ausprobieren und in ihren Alltag integrieren. Nur so ist es möglich, dass viele Bürger*innen das Konzept kennen und sich auch selbst beteiligen.
„Das „Mitfahrbänkle“ wurde besonders von den jungen Menschen im Tal bereits gut angenommen. Wir hoffen, dass durch die steigende Bekanntheit auch breitere Teile der Bevölkerung mitmachen. Denn ein solches Projekt lebt von der regelmäßigen Nutzung und dem darüber Reden in der Gemeinde. Wenn alle das Konzept kennen, steigt die allgemeine Akzeptanz, mehr Menschen nehmen andere mit oder probieren das Mitfahren auch selbst mal aus“
Andreas Bertel
KEM-Manager Biosphärenpark Großes Walsertal