Das Gemeindegebiet besteht aus mehreren Quartieren mit unterschiedlicher Ausprägung. Wohngebiete, Gewerbegebiete und der Ortskern unterliegen unterschiedlichen Planungsvorstellungen. Vor allem der Ortskern soll erkennbar sein, eine eigene Identität ausdrücken und zum Verweilen einladen. Hier finden sie Ratschläge, wie das Ziel erreicht werden kann.
Sechs strategische Zugänge mit kurzen Erläuterungen empfehlen wir Ihnen:
Alte Gebäude erhalten die Identität des Ortes. Auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen, ist es wichtig, die Geschichte und das Aussehen von historischen Gebäuden in die heutige Zeit zu transportieren. Deshalb ist es wichtig, diese besonderen Gebäude zu erhalten und eine Nutzung für sie zu finden. Sie können entweder umgebaut und zu Wohnzwecken genutzt werden oder mit einer öffentlichen Nutzung, wie Kinderbetreuung, Nahversorgung oder Bibliothek belegt werden.
Was können wir tun?
- Das Bewusstsein für den Wert historischer Gebäude schärfen
- Wertvolle Bausubstanz für die Gemeinde nutzen
Gute Beispiele
In einem offenen Planungsprozess mit Einbindung der Bürger*innen zeigt sich, was schon gut funktioniert und was in Zukunft ergänzt werden sollte. Themen wie Verkehrsberuhigung, Spielplätze oder Aufenthaltsflächen für Jugendliche können am besten gemeinsam entwickelt werden. Die Ideen fließen in ein Quartiersentwicklungskonzept ein, das in den nächsten Jahren weiterverfolgt wird.
Bei Planungsentscheidungen ist es ratsam, stets das Ortszentrum mitzudenken und keine Entwicklungen am Rand zu fördern, die das Zentrum schwächen. Verkaufsflächen sollten deswegen in den Erdgeschosszonen im Ortskern liegen und nicht am Ortsrand. Ein Qualitätszeichen ist ein erkennbares, belebtes Ortszentrum, in dem sich die Bürger*innen gerne treffen.
Bei einem gemeinsamen Ortsspaziergang werden Erinnerungen ausgetauscht und Eindrücke festgehalten, was den speziellen Charakter der Gemeinde ausmacht. Ziel ist es, eine spürbare Identität und die Geschichte der Gemeinde zu erhalten.
Was können wir tun?
- Bürger in die Prozesse einbinden
- Ein Quartiersentwicklungskonzept erarbeiten
- Gemeinsame Spaziergänge organisieren
Gute Beispiele
Eine attraktive Gemeinde ist nicht nur ein reines Wohngebiet, sondern hat einen Ortskern, in dem Dienstleistungen, kulturelle Angebote und Nahversorgung verfügbar sind.
Es gibt gute Beispiele auch von kleinen Gemeinden, die es geschafft haben, ein Gasthaus und einen Nahversorger als Gemeindeinitiative zu erhalten. Ab einer gewissen Gemeindegröße gelingt es einfacher, einen Nutzungsmix von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit aufzubauen. Lebendige Öffentlichkeit entsteht auch dann, wenn sich unterschiedliche Altersgruppen und Bevölkerungsschichten auf ihren täglichen Wegen begegnen.
Was können wir tun?
- Nutzungsmix fördern
- Bürgerinitiativen einbeziehen
Gebäude und Wege bilden den Rahmen, aber es sind die Freiräume dazwischen, die die Aufenthaltsqualität der Gemeinde ausmachen. Plätze, Spielflächen oder Grünflächen sind Begegnungsflächen und ermöglichen sozialen Austausch. In einem Spiel- und Freiraumkonzept werden diese wichtigen Flächen geplant, gestaltet und festgeschrieben.
Schön sind Freiräume mit Grünflächen, Bäumen und Wasser, die kühlen Aufenthalt auch in Hitzeperioden anbieten. Außerdem sollen Freiräume sichere und emissionsfreie Orte sein, und man sollte sich setzen können, um zu pausieren.
Ein Freiraumkonzept definiert öffentliche, halböffentliche und private Flächen gut ablesbar und damit einfach nutzbar. Halböffentliche Flächen sind private Flächen, die zu besonderen Zwecken genutzt werden, wie Caféterrassen und Gastgärten.
Was können wir tun?
- Flächen für Aufenthalt im Gemeindegebiet einrichten
- Ein Spiel- und Freiraumkonzept aufstellen
Gute Beispiele
Für ein Ortszentrum ist es vorteilhaft, wenn es langsam durchfahren werden muss. Damit können Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen gleichberechtigt am Verkehr teilnehmen und die Straßen sind gefahrlos zu überqueren.
Bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sind zum Beispiel leicht versetzte Fahrspuren, Materialwechsel oder Schwellen. Oft werden auch die Fahrbahnen oder Fahrstreifen verkleinert und die Seiten- und Gehwegflächen vergrößert. Außerdem sollte der öffentliche Nahverkehr einen zentralen, gut erkennbaren Haltepunkt bekommen. Natürlich können auch Geschwindigkeitsbegrenzungen verhängt oder die Vorfahrtsregeln angepasst werden. In der Fläche können Begegnungszonen oder Fußgängerbereiche umgesetzt werden.
Wichtig ist es, die Bürger*innen zu beteiligen, um zu einem akzeptierten, mehrheitlich getragenen Konzept zu kommen, das dann in ein Straßen- und Wegekonzept für das gesamte Gemeindegebiet überführt werden kann. Das Straßen- und Wegekonzept der Gemeinde liegt im Zuständigkeitsbereich der Abteilung Verkehrsrecht (Ib) des Amtes der Landesregierung.
Was können wir tun?
- Den Verkehr im Ort verlangsamen
- Verkehrskonzept mit Bürgerbeteiligung entwickeln
- Parkraummanagement einführen
Gute Beispiele
Größere zusammenhängende Flächenreserven, wie beispielsweise innerörtliche Gewerbe- oder Industriebrachen, bieten die Chance, ein Stück Siedlungsraum nach einem Gesamtkonzept bedarfsgerecht zu gestalten. Meist werden für solchen Aufgaben Fachplaner*innen beauftragt, die die Entwicklungsmöglichkeiten, auch über die Grundstücksgrenzen hinaus, untersuchen.
Es gilt viele Fragen im Vorfeld und in Abstimmung mit Nachbargemeinden zu klären. Am wichtigsten ist die Klärung einer geeigneten Nutzung. Je nach Bedarf kann aus einem ehemaligen Gewerbegebiet ein gemischtes Wohngebiet oder auch ein Handwerkerhof gestaltet werden. Die Verkehrserschließung und die Art der Bebauung sind ebenfalls wichtig. Hier ist auch die Dichte der Bebauung und das Potential für eine Höhenentwicklung auf dem Grundstück zu klären.
Was kann ich tun?
- Größere Flächen mit einem Raumplanungsbüro entwickeln
- Nutzung auch mit umliegenden Gemeinden abstimmen