Wir alle kennen und schätzen Ortschaften mit attraktiven Ortszentren. Aber was genau macht es aus, dass wir uns in einem solchen Dorfzentrum wohlfühlen? Gar nicht so einfach! Einige wichtige Kriterien und Planungsinstrumente haben wir für Sie zusammengestellt.

Sechs strategische Zugänge für ein attraktives Ortszentrum empfehlen wir Ihnen:

Einen schönen Ortskern schaffen

Ein Ortskern entsteht, wenn mehrere öffentliche Nutzungen und Angebote zusammengelegt werden können. Historisch sind die Kirche und das Rathaus im Ortskern. Erweitert durch Grundschule, Kindergarten und Einkaufsmöglichkeiten entsteht schon ein kleines Zentrum.

Mit der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger können wir gemeinsam Ideen für weitere Nutzungen finden. Mit einer erhöhten Attraktivität durch verkehrsberuhigte Plätze, schattenspendende Bäume und der Möglichkeit, sitzend zu verweilen, können wir im Ortszentrum die wichtigsten Eigenschaften vereinen: öffentliches Leben und Aufenthaltsqualität.

Im Ortskern können wir dann eine höhere bauliche Dichte festlegen, die das Ortszentrum erkennbar macht. Im Zentrum ist der Straßenraum meistens von Gebäuden gefasst, die im Erdgeschoss öffentliche Nutzungen anbieten. Durch eine höhere Besucher*innendichte werden auch öffentliche Einrichtungen wie eine Bushaltestelle, ein Café oder eine Bibliothek wirtschaftlicher. Außerdem können wir Flächen schaffen, auf denen sich Menschen treffen können, ohne etwas zu konsumieren. Der Dorfplatz mit Dorfbrunnen und Sitzbänken ist ein beliebter Klassiker. Es gibt natürlich auch moderne Platzgestaltungen mit den gleichen Zielen.

Um der Bevölkerung die Augen für die Attraktivität eines Dorfzentrums zu öffnen, können wir mit den Mitbürger*innen Wahrnehmungsspaziergänge in verschiedenen Ortsteilen unternehmen. Wichtige Kooperationspartner*innen aus Einzelhandel und Wirtschaft oder den Vereinen finden wir durch Veranstaltungen, bei denen wir unsere Anliegen bekannt machen und um Beteiligung werben.

Was können wir tun?

  • Wahrnehmungsspaziergänge durch Ortsteile organisieren
  • Gemeinsam mit Bürger*innen die Qualitäten des Ortskerns benennen und nach Ergänzungen suchen

Gute Beispiele

Unsere Ortsmitte planen

Ein Ortskern wird erkennbar, wenn Gebäude den Straßenraum einfassen, dichter beisammenstehen und höher sind. Diese gewünschte Dichte können wir durch ein Mindestmaß der baulichen Nutzung im Flächenwidmungsplan festschreiben. In diesen sogenannten Verdichtungszonen müssen sich neue Gebäude an die vorgeschriebene Ausnutzung des Grundstückes halten und zum Beispiel mehrgeschossig ausgeführt oder an die Straßenkante gesetzt werden.

In einem Bebauungsplan können auch bestimmte Nutzungen, wie Ladenlokale in den Erdgeschosszonen oder die Ausbildung eines Sockelgeschosses festgelegt werden. Mit der dichteren Bebauung und einer Konzentration öffentlicher Nutzungen wird die Ortsmitte ablesbar und es wird leichter, öffentliche Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten.

Was können wir tun?

  • Den Ortskern durch dichtere Nutzungen erkennbar machen
  • Verdichtungszonen im Flächennutzungsplan festlegen

Gute Beispiele

Ortsentwicklung in Krumbach

Der bugo-Platz in Göfis: vom Parkplatz zum belebten Ortszentrum

Die Siedlungsränder halten

Um eine weitere Zersiedlung zu verhindern und unsere Landschaft zu schützen, geben wir der Bebauung des gewidmeten Bau- und Bauerwartungslandes in unserer Gemeinde absoluten Vorrang vor der Neuwidmung von Bauflächen. Eine Ausweitung der Siedlungsgrenzen steht dem Ziel der Entwicklung nach innen entgegen.

Was können wir tun?

  • Die Gemeinde im Inneren weiterentwickeln
  • Siedlungsränder halten
Aufenthaltsqualität durch Verkehrsberuhigung

Zu viel Verkehr im Ortskern vermindert die Aufenthaltsqualität. Mit einem Straßen- und Wegekonzept für das gesamte Gemeindegebiet, können wir unter Mitwirkung der Bevölkerung ein abgestimmtes Verkehrskonzept entwickeln.

Dabei müssen wir entscheiden, welche Geschwindigkeit im Ortskern verträglich ist, wo die Besucherinnen der öffentlichen Einrichtungen parken können und wie der öffentlicher Verkehr angebunden werden kann.

Eine umweltfreundliche Mobilität mit einem Schwerpunkt auf Rad- und Fußverkehr sowie auf öffentlichen Nahverkehr ist sehr wichtig für eine lebenswerte Gemeinde.

Kinder müssen Schulwege  sicher mit dem Fahrrad oder zu Fuß bewältigen können. Kurze Wege zu Fuß angenehm zurücklegen zu können, erhöht die Lebensqualität in der Gemeinde auch für Erwachsene. Aus Parkplätzen können wir Parks und Plätze entwickeln. Bei Durchgangsverkehr ist es sinnvoll, auch Überquerungshilfen und verlangsamende Elemente zu planen.

Was können wir tun?

  • Ein Straßen- und Wegekonzept mit Bürger*innenbeteiligung entwickeln
  • Entwicklungsschwerpunkte auf Rad- und Fußverkehr legen
  • Für Rad- und Busfahren werben

Gute Beispiele

Begegnungszone in Wolfurt

Feldkirch: Die Stadt für Rad und Bus

Lustenau Mobil

Freiräume erhalten und gestalten

Freiflächen im Ortskern sind auch im ländlichen Raum für Aufenthalt und Begegnung wichtig. Hier können sich alle Altersklassen zum Gespräch oder Spiel treffen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Ruhe- und Schattenplätze, Trinkbrunnen, Baumgruppen und Blühstreifen laden zum Aufenthalt ein. Wir können Bürger*innen sowohl bei der Planung als auch bei der Pflege der Grünräume beteiligen oder Patenschaften für Flächen vergeben, die von den Anwohner*innen selbst gestaltet und gepflegt werden. Die Sicherung und Festschreibung von Grünflächen kann in allen Planungsinstrumenten vom Regionalen Entwicklungsplan bis zum Bebauungsplan erfolgen.

Ruhe- und Schattenplätze, Trinkbrunnen, Baumgruppen und Blühstreifen laden zum Aufenthalt ein. Wir können Bürger*innen sowohl bei der Planung als auch bei der Pflege der Grünräume beteiligen oder Patenschaften für Flächen vergeben, die von den Anwohner*innen selbst gestaltet und unterhalten werden. Die Sicherung und Festschreibung von Grünflächen kann in allen Planungsinstrumenten vom Regionalen Entwicklungsplan bis zum Bebauungsplan erfolgen.

Was können wir tun?

  • Rechtliche Sicherung von Grünflächen
  • Vergabe von Patenschaften für Freiflächen
Strategisch wichtige Grundstücke ankaufen

Strategisch Grundstücke aufzukaufen, versetzt unsere Gemeinde in die Lage, eigene Konzepte umzusetzen und zu gestalten. Wir brauchen Flächen für soziale und andere Infrastruktur, für gemeinnützigen Wohnungsbau, für die Entwicklung von Gewerbe, für Freizeit und Erholung und für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Manche Gemeinden kaufen über viele Jahre Flächen auf und planen erst, nachdem sie genau wissen, welchen Bedarf es gibt. Dieses Vorgehen nennt man aktive Bodenpolitik. Nur mit eigenem Grund und Boden können wir die Gestaltung der Gemeinde in die Hand nehmen. Es handelt sich um eine Investition in die Zukunft mit dem Ziel, unsere Gemeinde in den nächsten Generationen attraktiv zu gestalten. Eine Verschuldung ist dann unumgänglich, aber angemessen, weil der Gegenwert erhalten bleibt und der Bevölkerung zugutekommt.

Was können wir tun?

  • Strategisch wichtige Flächen besprechen und definieren
  • In wichtige Grundstücke investieren

Beispiele aus Vorarlberger Gemeinden

Zuletzt aktualisiert am 17. Mai 2023