Von Starkregen spricht man bei einer Regenmenge ab 35 Liter pro m² innerhalb von 6 Stunden. Diese Regenmenge wird besonders bei sommerlichen Gewittern oft weit überschritten. Starkregen führt rasch zu lokalen Überschwemmungen und verursacht oft beträchtliche Schäden an Infrastruktur, Gebäuden und Grundstücken. Fast jeder Ort kann betroffen sein und die Vorwarnzeit ist kurz.

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Starkregenrisiken erkennen

Grundlage der Starkregenvorsorge ist eine Einschätzung der Gefahrenlage. Als Gemeinde müssen wir wissen, wo sich Oberflächenwasser bei Starkregen ansammelt und Risiken für Mensch und Tier, Gebäude und Infrastruktur darstellen kann.

Überflutungsgefährdete Bereiche lassen sich oft mit Ortsbegehungen und einer Analyse der topografischen Gegebenheiten abschätzen. Beobachtungen vergangener Ereignisse liefern zusätzliche Informationen. Mit relativ geringem Aufwand liefern Fließweganalysen einen ersten Anhaltspunkt, wo in Regionen mit mäßigen Geländeneigungen Probleme mit Oberflächenabfluss auftreten können. Für kritische Gebiete simulieren Ingenieurbüros den Niederschlagsabfluss. Hydrodynamische Analysen veranschaulichen, wo Probleme mit starkregenbedingtem Oberflächenabfluss bei mäßigen bis hohen Geländeneigungen auftreten können. Die Kartierung von Starkregengefahren und -risiken hilft, das Thema z.B. den Bürgern oder dem Katastrophenschutz zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Projekt RAINMAN unterstützt Gemeinden umfassend im Umgang mit Starkregengefahren. Unter anderem werden erschiedene Methoden und Ansätze zur Bewertung und Kartierung von Starkregenrisiken in unerschiedlichen Geländeformen und Landnutzungen dargestellt.

Das österreichweite Portal HORA ist eine Online-Plattform zur Naturgefahrenerkennung. Es bietet eine erste Abschätzung für das Risiko durch unterschiedliche Naturgefahren, insbesondere durch fluviales Hochwasser. https://www.hora.gv.at/

Naturnaher Umgang mit Niederschlagswasser

Eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung entlastet das Kanalsystem, beugt Überflutungen vor und verbessert das Klima im Siedlungsraum.  Anstatt das Regenwasser direkt in den Kanal abzuleiten, gibt es ein breites Spektrum unterschiedlicher Maßnahmen des Wasserrückhalts. Sie tragen alle dazu bei, den natürlichen Wasserkreislauf auch im Siedlungsgebiet zu erhalten.

Ein erster Schritt ist es, die Flächenversiegelung zu minimieren, wasserdurchlässige Beläge einzusetzen und Flächen wieder zu begrünen. Lässt sich die Versiegelung von Flächen nicht vermeiden, so kann das anfallende Niederschlagswasser je nach Verschmutzungsgrad dezentral versickert, verdunstet, zeitverzögert abgeleitet oder als Brauchwasser genutzt werden. Gering belastet sind zum Beispiel Rad- und Gehwege in Wohngebieten und wenig befahrene Verkehrsflächen. Dieses Oberflächenwasser kann ohne Risiko für das Grundwasser in Mulden oder Rigolen fließen und dort verdunsten und versickern.

Langfristig spart die Gemeinde mit der  natürlichen Regenwasserbewirtschaftung Kosten beim Hochwasser- und Überflutungsschutz sowie bei Kanalnetzerweiterungen.

Was können wir tun?

  • Wasserdurchlässige Beläge verwenden
  • Wasser in Vegetationsflächen zurückhalten
  • Offene Gerinne, Teiche und Versickerungsmulden anlegen
  • Wasser in Tanks und Zisternen sammeln
  • Sickerschächte zur Einspeisung ins Grundwasser anlegen
  • Dachbegrünung vorschreiben

Gute Beispiele

Verpflichtende Dachbegrünung in der Gemeinde Wolfurt

Literatur

KOMMUNAL: Beitrag von 2020 zum klimaangepassten Umgang mit Regenwasser, zu wassersensibler Stadtentwicklung und zum Risikomanagement von Kommunen bei Trockenperioden und Starkregen.

Flächen für Wasserrückhalt sichern

Gebiete und Flächen in unserem Gemeindegebiet, die der Retention und dem Wasserabfluss bei Überflutungen dienen, müssen gesichert und von Bebauung freigehalten werden. Freihaltegebiete werden im Räumlichen Entwicklungsplan (REP) festgelegt und mit ihrer Widmungsbeschränkung im Flächenwidmungsplan ausgewiesen. Ein doppelter Nutzen ergibt sich, wenn Freiflächen für Wasserrückhalt und Hochwasserschutz als Erholungs- und Naturerlebnisräume gestaltet werden.

Bodenversiegelung minimieren

Überschwemmungen bei Starkregen werden durch versiegelte Flächen verstärkt. Mit der Entsiegelung bisher wasserundurchlässiger Plätze, Wege und Parkplätze erhöhen wir den Wasserrückhalt und entlasten unsere technischen Entwässerungsanlagen. Eine naturnahe Bepflanzung mit Hecken, Büschen und Bäumen lässt die Umgebungstemperatur um mehrere Grad sinken.

Einen Überblick über das aktuelle Ausmaß der Versiegelung ist anhand von Luftbildern möglich. Genauere Auskunft liefert ein Freiflächenplan, der die bebauten und versiegelten Flächen im Gemeindegebiet den unversiegelten und teilversiegelten Flächen gegenüberstellt.

Grünordnerische Festsetzungen zur Vermeidung von Versiegelung in einem rechtsverbindlichen Bebauungsplan tragen bei, den Anteil an klimaaktiven Flächen zu erhöhen. Ist eine Verunreinigung des Grundwassers nicht zu befürchten, können für befestigte Flächen auch wasserdurchlässige Belagsarten vorge­schrieben werden.

Die Gemeinde kann bei Bauanträgen einen Freiflächengestaltungsplan fordern, der u.a. die befestigten Flächen, deren Nutzung, Oberfläche und Entwässerung darstellt.

Gründächer fördern

Gründächer sind Wasserspeicher

Begrünte Dachflächen können je nach Aufbau bis zu 90% des anfallenden Regenwassers kurzzeitig speichern, einen Teil verdunsten und den Rest verzögert abgeben. Ein großer Teil des Niederschlags auf Gründächer verbleibt damit im natürlichen Wasserkreislauf. Um den Anteil an Gründächern zu erhöhen, kann die Gemeindevertretung gemäß § 28 Raumplanungsgesetz in einem Bebauungsplan für einen Ortsteil oder das gesamte Ortsgebiet für Neubauten verpflichtend vorschreiben, dass bei Flachdächern ab einer bestimmten Größe ein Anteil der Dachfläche extensiv zu begrünen ist.

Was können wir tun?

  • Dachbegrünung vorschreiben

Gute Beispiele

Verpflichtende Dachbegrünung in der Gemeinde Wolfurt

Eigenvorsorge stärken

Durch technische Maßnahmen, wie z.B. Überflutungsbarrieren oder ein erhöhtes Erdgeschossniveau, werden Gebäude und Infrastrukturen widerstandsfähig gegen Starkregenereignisse. Als Gemeinde können wir bauliche Maßnahmen vorgeben, die sicherstellen, dass Hochwasser aus Starkregen nicht in Gebäude eindringen und Schäden verursachen kann.

Der Leitfaden „Eigenvorsorge bei Oberflächenabfluss“ informiert  über eigenverantwortliche Vorsorgemaßnahmen, die das Schadensrisiko maßgeblich verringern.

Was können wir tun?

  • Die Bevölkerung über Starkregenrisiken informieren
  • Zu Selbstschutzmaßnahmen auffordern
  • Gefahrenzonen visualisieren
Katastrophenschutz ausbauen

Starkregenereignisse haben in der Regel eine kurze Vorwarnzeit und kritische Situationen können sich innerhalb weniger Minuten entwickeln. Die kurze Zeit bis zum Auftreten von Überflutungen muss optimal genutzt werden.

Unwetter-/Hochwasser-Frühwarnsysteme können Schäden durch Starkregen erheblich reduzieren. Damit die Kommunikation von Warnungen reibungslos funktioniert und alle potenziell Betroffenen erreicht werden, müssen Informationen und Warnsysteme laufend verbessert und optimiert werden. Der Katastrophenschutzplan sollte mit den Nachbargemeinden sowie den übergeordneten Behörden abgestimmt sein. Übungen und Schulungen von Einsatzkräften ergänzen die Katastrophenvorsorge. Bildungsangebote für die Bevölkerung, die die Eigenvorsorge fördern, sind ebenfalls ein wichtiger Beitrag zum Katastrophenschutz. Das Katastrophenschutzgesetz des Landes regelt, wer für Planung, Anpassung und Anwendung von Maßnahmen zuständig ist.

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Das RAINMAN-Toolkit unterstützt lokale und regionale Behörden mit Anleitungen und Vorlagen bei der Erstellung eines Katastrophenschutzplans für Starkregenereignisse. www.rainman-toolbox.eu

Was können wir tun?

  • Die Rechtslage klären
  • Krisenkommunikation organisieren
  • regelmäßig Übungen durchführen
  • Katastrophenschutzpläne aktualisieren
Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2023