Öl und Gas sind Auslaufmodelle. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern wird die Energieversorgung in den Gemeinden erheblich verändern. Als Gemeinde müssen wir verschiedene Optionen für geeignete Technologien und Energiequellen untersuchen und Flächen rechtlich sichern, die in Zukunft für die Energieversorgung benötigt werden. Gleichzeitig muss durch thermische Gebäudesanierungen der Energiebedarf reduziert werden. Ein kommunales Energiekonzept ist die Basis für alle strategischen Entscheidungen, die Energieversorgung und Energiebereitstellung betreffen.
Wie können wir unsere Gemeinde mit erneuerbarer Energie versorgen? Im Folgenden finden Sie sechs Handlungsansätze, wie es gelingen kann, ohne fossile Energie auszukommen.
Gut gedämmte Gebäude können ihren niedrigen Energiebedarf mit einer Wärmepumpe decken. Deswegen sollten möglichst viele Gebäude in der Gemeinde bei einer Sanierung gut gedämmt werden. Für Gebäude mit höherem Heizwärmebedarf, wie zum Beispiel denkmalgeschützte Bauten, oder für größere Gebäudekomplexe bieten sich Energie aus Biomasse (z.B. Stückholz, Hackschnitzel, Pellets) oder der Anschluss an ein Nahwärmenetz an.
Was können wir tun?
- Gemeindegebäude vorbildlich sanieren
- Gute Sanierungen in der Gemeindezeitung loben
Flächen, die die Gemeinde in Zukunft für erneuerbare Energieanlagen und für die Energieversorgung brauchen wird, müssen geplant und festgeschrieben werden. Sie heißen „Vorrang- bzw. Ausschlussflächen für Energienutzungen“ (Solar, Wind, Biomasse, Geothermie). PV-Anlagen können beispielsweise zukünftig entlang großer Straßen, über Parkplätzen oder Industrieanlagen sinnvoll sein, um unseren Strombedarf zu decken. Größere Solarthermie-Flächen oder gemeinschaftliche Wärmepumpen können ein Nahwärmenetze unterstützen. Die Flächen dafür müssen rechtlich gesichert werden.
Was können wir tun?
-
Kommunales Energiekonzept ausarbeiten
-
Die Bevölkerung bei der Suche nach Energieträgern einbeziehen
-
Flächen für die Errichtung von erneuerbaren Energieanlagen reservieren („Vorrangflächen“)
Das Prinzip von Nahwärme ist einfach: Von einer Energiezentrale (oder mehreren) aus werden Wohnhäuser, Betriebe, Quartiere oder ganze Gemeinden mit Wärme versorgt. In der Zentrale wird Wasser erwärmt und über gut isolierte Leitungen zu den einzelnen Abnehmern verteilt. Dort sorgt eine Wärmeübergabestation dafür, dass die benötigte Wärme in das Heizungs- oder Warmwassersystem gelangt.
Für die Energiezentrale (z.B. Biomasseanlage, Kraft-Wärme-Kopplung) müssen wir einen Standort möglichst in der Mitte des geplanten Wärmenetzes sichern und auch die Verteilungswege sicherstellen. Dies geschieht normalerweise schon bei der Erstellung des Räumlichen Entwicklungsplans (REP). Die erforderlichen Flächen werden im Flächenwidmungsplan als „Vorrangflächen für leitungsgebundene erneuerbare Energieträger und Abwärmenutzung“ festgelegt.
Die Bevölkerung sollten wir in die Entscheidung für Nahwärmeprojekte frühzeitig einbeziehen, z. B. wenn wir die Wärmeversorgung unserer öffentlichen Gebäude planen. Für Neubaugebiete kann die Gemeinde ggf. eine Anschlusspflicht beschließen, damit das Nahwärmenetz genügend Wärme transportieren und wirtschaftlich operieren kann.
Was kann ich tun?
-
Den Leerstand in der Gemeinde erfassen, z.B. mit digitalem Leerstandskataster
-
Bürgerbeteiligung für Nahwärmeprojekte organisieren
-
Vorrangflächen für Nahwärme im Flächenwidmungsplan festlegen
- bei Straßenbau in Eignungszonen Leerrohre einlegen
- Synergien durch parallelen Ausbau des Glasfasernetzes erzeugen
Ein Nahwärmesystem kann auch die Abwärme aus Produktionsprozessen nutzen. Diese ist in vielen Fällen ohnehin vorhanden und kann zu einer hohen Effizienz des Gesamtsystems beitragen.
Auch die Nutzung von industrieller, gewerblicher Abwärme oder Abwärme aus Kanal und Kläranlagen mit geringen Temperaturen („kalte“ Nahwärme) wird zukünftig in Verbindung mit Wärmepumpen eine größere Rolle spielen. Energie aus Wärmepumpen und Solarthermie kann ebenfalls in die Nahwärmenetze eingebunden werden, wenn die beteiligten Haushalte auf Niedertemperaturversorgung eingerichtet sind.
Was kann ich tun?
- Abwärmepotentiale aufspüren
- Gespräche mit ortsansässigen Betrieben hinsichtlich Abwärmenutzung führen
- Weitere Einspeisungen, z.B. aus Solarthermie mitdenken
Als Gemeinde ist es überlegenswert, den Ausbau erneuerbarer Energie mit Photovoltaikanlagen und Solarthermie auch auf privaten Flächen zu unterstützen und zu fördern. Künftig darf der Strom aus einer privaten PV-Anlage mit den Nachbarn geteilt werden und wird daher noch wirtschaftlicher. In einer Veranstaltung können wir Informationen liefern und Pilotprojekte vorstellen.
Was kann ich tun?
- Private PV-Anlagen fördern oder unterstützen
- Informationsveranstaltung zu Energiegemeinschaften durchführen
Ein ganzheitlicher Blick auf ein Quartier ermöglicht es uns, umfassende Maßnahmen zur Einsparung von Energie und zum Umstieg auf erneuerbare Energien zu verwirklichen. Ein Ziel könnte beispielsweise sein, den mittleren Heizwärmebedarf eines Quartiers auf einen bestimmten Wert zu senken. Bei größeren Gebieten mit sanierungsdürftiger Bausubstanz ist ein Gesamtsanierungskonzept mit der Prüfung einer zentralen Wärmeversorgung sinnvoll. Ein Gesamtkonzept zur Quartiersentwicklung kann zum Beispiel bei alten Gewerbearealen, leerstehenden Gebäuden oder großvolumigen Wohnbauten aus den 60iger und 70iger Jahren sinnvoll sein.
Ebenfalls zielführend ist es, Impulse und Anreize zur Nachverdichtung und energetischen Optimierung der bestehenden Bebauung anzubieten. Zum Beispiel können höhere Baunutzungen für Nachverdichtung bzw. Ersatzneubauten bei energetisch und ökologisch vorbildlichen Projekten in Aussicht gestellt werden. Außerdem kann die Gemeinde ein Angebot von „Nachverdichtungsberatungen“ in der Gemeinde organisieren und ggf. teilweise die Kosten dafür übernehmen.
Was können wir tun?
- Ein größeres Quartier im Zusammenhang betrachten
- Durch Sanierungsanreize den Energiebedarf absenken