Klimawandelanpassung ergänzt Klimaschutz: Angebote für Gemeinden

Die Anpassung an den Klimawandel gewinnt als zweite Säule zum Klimaschutz an Bedeutung – auch in Vorarlberg, das als alpine Region besonders vom globalen Temperaturanstieg betroffen ist. Strategien und Programme liegen vor.

Seit der 21. UN-Klimakonferenz 2015 in Paris steht die Anpassung an den Klimawandel als zweite gleichberechtigte Säule der Klimapolitik neben dem Klimaschutz. Das heißt nicht, dass sich die Staatengemeinschaft mit einem Scheitern der Klimaschutzziele abgefunden hat. Vielmehr reagiert sie mit Klimawandelanpassungsmaßnahmen möglichst frühzeitig auf Veränderungen des Klimas, die fast unabhängig vom Szenario der Entwicklung der Treibhausgasemissionen in den nächsten 30 Jahren eintreten werden.

Es wird warm im Ländle

Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Jahresdurchschnittstemperatur in Vorarlberg um weitere 1,2 – 1,4 °C erhöhen wird1. Die Hitzetage (Tageshöchsttemperatur mehr als 30 °C) werden vor allem in den Tallagen deutlich zunehmen, die Vegetationsperiode wird sich verlängern, Frosttage (Tagesminimumtemperatur unter 0 °C) und Heizgradtage gehen zurück. Die Perspektiven bis 2100 sind noch alarmierender: Im „Business-as-usual-Szenario“ (ungebremste Treibhausgasemissionen) ist mit einem Anstieg der mittleren Lufttemperatur in Vorarlberg von 4,2 °C zu rechnen – damit erreicht Vorarlberg eine Durchschnittstemperatur, wie sie jetzt im Burgenland herrscht. Im Szenario mit wirksamen Klimaschutzmaßnahmen (Emissionen bis 2080 bei etwa der Hälfte des heutigen Niveaus) wird ein Anstieg von 2,3 °C prognostiziert.

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Bei einem Temperaturplus von 4,2 Grad im Jahresdurchschnitt wird das in mittleren Lagen möglicherweise ein seltener Anblick werden.

Schäden in Milliardenhöhe

Klimaerwärmung ist jetzt schon messbar: Die Temperatur ist seit 1880 in Österreich um knapp zwei Grad gestiegen. Die wetter- und klimabedingten Schäden belaufen sich jährlich im Schnitt auf eine Milliarde Euro. Ohne Anpassung an die Klimaveränderungen steigen die Kosten für Schäden bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 5 bis 8,8 Milliarden Euro pro Jahr in Österreich2. Rechtzeitige Anpassung gebietet also auch die ökonomische Vernunft. Daneben gilt es, Chancen aus dem Klimawandel möglichst frühzeitig zu nutzen. Zum Beispiel eröffnen längere Vegetationsperioden und höhere Jahresmitteltemperaturen höhere Zuwachsraten in den Wäldern, eine nach oben wandernde Baumgrenze, höhere Erträge in der Landwirtschaft und die Möglichkeit des Anbaus neuer Feldfrüchte.

Die Landwirtschaft in Vorarlberg wird sich in den nächsten Jahrzehnten verändern.

Vorarlberg ist strategisch gerüstet

Am 22. 12. 2015 wurde die „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Vorarlberg“ beschlossen. Bezeichnend darin ist, dass die erste von 14 Teilstrategien der Klimaschutz ist:

„Das beste und billigste Rezept zur Minimierung des Anpassungsaufwands ist daher die Verhinderung des fortschreitenden Klimawandels und die Verwirklichung der Ziele des Programms Energieautonomie Vorarlberg.“3

Für die Sektoren Naturgefahren, Zivil- und Katastrophenschutz, Wasserwirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ökosysteme und Biodiversität, Raumplanung, Bauen und Wohnen, Energieproduktion und –bedarf, Menschliche Gesundheit, Wirtschaft/Industrie/Handel sowie Verkehrsinfrastruktur existieren Teilstrategien. Die Verantwortung für die Umsetzung der Maßnahmen liegt bei den zuständigen Fachabteilungen des Amtes der Vorarlberger Landesregierung.

Ansprechpartner dort ist Markus Niedermair. Ein Gespräch mit ihm über die Strategien des Landes zur Klimawandelanpassung und seine Aufgaben finden Sie in unserer Instituts-Zeitschrift max50. Sie können Sie hier digital nachlesen. max50 erscheint zweimal im Jahr und kann kostenlos per Mail abonniert werden.

Angebote 2018 für Gemeinden in Vorarlberg zur Anpassung an den Klimawandel

Für Gemeinden, welche sich in diesem Themenfeld engagieren möchten, fördert das Land Vorarlberg im Jahr 2018 fünf Orientierungsgespräche durch das Energieinstitut Vorarlberg, sowie drei detaillierte Risiko- und Klimafolgenanalysen, welche von AlpS GmbH durchgeführt werden.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:

Kontakt Energieinstitut Vorarlberg: Andreas Bertel (ta.tutitsnieigrene@letreb.saerdna, Tel. 05572/3120298) oder Monika Forster (ta.tutitsnieigrene@retsrof.akinom, Tel. 05574/3120284)

Kontakt AlpS GmbH: Dr. Daniela Hohenwallner (moc.hbmg-spla@renllawnehoh, Tel. 0512/39292953)

Darüber hinaus bietet der Klima- und Energiefonds das Programm KLAR! (Klimawandel-Anpassungs-Modellregionen) für Gemeinden an. In Vorarlberg bekam 2017 die Region Vorderwald/Egg im Rahmen des Programms KLAR! einen Förderzuschlag – www.klar-anpassungsregionen.at

Quellen:

1ÖKS 15 – Klimaszenarien für Österreich. Universität Salzburg, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wegener Center der Universität Graz;
2COIN Cost of Inaction, Wegener Center der Universität Graz https://coin.ccca.at;
3Land Vorarlberg 2015, Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Vorarlberg. Ziele, Herausforderungen und Handlungsfelder

Alt-Landesrat Erich Schwärzler und BürgermeisterIn der KLAR Vorderwald/Egg bei der Baumpflanzung zum KLAR Auftakt, Bildnachweis: Klaus Hartinger


Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2019