Wie kommt es, dass in Schruns in einem ehemaligen Heustalll plötzlich Gäste beherbergt werden? Diese Frage durften wir Peter Raunicher stellen, der dafür verantwortlich zeichnet, dass mitten im Dorf ein Ort der Geborgenheit entstanden ist, der zeigt, wie man einem Gebäude mit viel Feingefühl neues Leben einhauchen kann, ohne dass es seine Authentizität verliert.

Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Essen überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.

Dieses Mal haben wir mit Bauherr Peter Raunicher gesprochen, der u.a. mithilfe von Partnerbetrieb Lins dach & fassade, den ehemaligen Heustall zum Wohlfühl- und Ferienhaus DAS NENI umgebaut und saniert hat.

Bauherr Peter Raunicher (li) und Dachdecker Matthias Lins (re) bei der Gutscheinübergabe vor dem NENI

 

Herr Raunicher, „Das Neni“, wie sie ihr Ferienhaus nennen, wurde mit dem Vorarlberger Holzbaupreis und mit dem Montafoner Baukulturpreis ausgezeichnet.
Verdient, wie wir finden. Denn es zeigt, wie die Umnutzung eines kleinen Nutzbaus gelingen kann und hoffentlich ein Beispiel für viele Nachahmer ist.

Es braucht aber neben fachlichen und handwerklichen Know-how ganz viel Engagement. Warum haben Sie sich die Arbeit „angetan“?

Ich habe zu dem Stall, der aus den 1950er-Jahren stammt, eine sehr emotionale Bindung. Er gehörte meinem Großvater, dem Neni, und ich habe als Kind viele Stunden dort verbracht. Schon damals habe ich gesagt, dass ich ihn irgendwann mal zu einem Haus umbaue. Mein Vater hat auf meine Ideen aber nur trocken geantwortet „Peter, das ist ein Stall und wird auch immer einer bleiben.“.

 

 

Mittlerweile konnten Sie das Gegenteil beweisen.

Ja, denn ich habe den Gedanken nie ganz beiseitegelegt und irgendwann bin ich auf den Architekten Robert Pfurtscheller gestoßen, der schon das eine oder andere Nutzgebäude in ein Wohnobjekt verwandelt hat. Mir gefielen seine Arbeiten. Also rief ich ihn an und er konnte prompt meine Begeisterung teilen.

Worauf haben Sie bei der Planung besonderen Wert gelegt?

Die Bestandskubatur und der Charakter des Gebäudes sollten unbedingt erhalten bleiben, Neues nur ganz vorsichtig eingewoben werden. Und mir war ein ressourcenschonender Materialeinsatz sehr wichtig.
Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Der Stall verfügte über keinerlei Infrastruktur oder gar Isolierung. Kein Strom, kein Wasser, keine Heizung. All das musste überhaupt erst integriert werden.
Das waren in der Tat große Herausforderungen. Am Plan schaut im ersten Moment immer alles so einfach aus. (lacht) Es brauchte daher eine schrittweise Annäherung zwischen Planer, Handwerkern, mir und den unverrückbaren Rahmenbedingungen, die uns von Zeit zu Zeit echtes Kopfzerbrechen bereiteten.

Wobei denn in etwa?

Die Heizungsfrage war so etwas. Da mussten wir lange tüfteln. Aber wir konnten sie lösen. Daran war Partnerbetrieb Einsiedler Haustechnik maßgeblich beteiligt.

Und wie?

Am sinnvollsten war es, das Gebäude an die Fernwärme in meinem Elternhaus, das gleich daneben ist, anzuschließen und die bestehende Solaranlage am Dach weiter zu nutzen. Im Neni haben wir uns für einen Lehmboden mit Fußbodenheizung im Erdgeschoss entschieden und im Obergeschoss, dass keinen Bodenaufbau hat, haben wir eine Wandheizung integriert. Jetzt lassen sich die Heizungen der beiden Wohnungen separat mittels App steuern.

Es war ein großartiges Projekt für uns. Allerdings stellten sich die Installationsarbeiten in der Umsetzung als nicht ganz einfach dar. Die Bodenheizung raumtemperaturgeregelt sowie die Wandheizung hinter der Lehmwand bzw. dem Lehmboden trägt sehr zum behaglichen Wohlbefinden bei. Die modernen Bäder sind ein echter Hingucker. Kurz gesagt Modern trifft auf Alt“, so Paul Einsiedler, vom Partnerbetrieb Einsiedler Haustechnik.

Stichwort „Lehmboden“: Dieser ist besonders für ein gutes Raumklima verantwortlich . . .

Ja, ich bin immer noch froh darüber, dass wir uns dafür entschieden haben und er nun so gut funktioniert. Denn es war schon ein ziemlicher Aufwand, den bestehenden Betonboden abzugraben, mit einer gedämmten Bodenplatte zu ersetzen und dann mit 7 Tonnen Stampflehm aufzufüllen. Zusätzlich haben wir uns auch noch dazu entschlossen, die Wände mit Lehmputz zu versehen.

 

Sie haben bereits erwähnt, dass der Verbau von Infrastruktur eine Herausforderung war. Was hat hier besonders „gefuchst“?

Zum Beispiel die simple Frage, wie wir die ganze Verkabelung verlegen können, oder die Rohre für die frei stehende Badewanne im Obergeschoss ohne vorhandenen Bodenaufbau. Dass uns das alles gelungen ist, verdanken wir der großartigen Leistung unserer einheimischen Handwerker. Ob Elektriker, Installateur oder Dachdecker, sie alle waren immer zur Stelle und haben meine wahnwitzigen Ideen mitgetragen. Ich habe in dieser Zeit wahnsinnig viel dazu gelernt. Vor allem aber, dass man nur gemeinsam gute und kreative Lösungen finden kann. Danke an dieser Stelle für das große Engagement, die Geduld und die Innovationsfreude der Handwerksbetriebe, die mich unterstützt haben.

„Unsere Arbeit war sicherlich nicht ganz so kompliziert wie die der Elektriker oder Installateure. Wir durften das Dach mit modernsten Ziegeln ausstatten und es auf den aktuellen technischen Stand bringen. Besonders begeistert hat uns aber, was man mit viel Kreativität aus einem alten Gebäude – das ja einen komplett anderen Nutzen hatte – alles machen kann.“, so Matthias Lins, vom Partnerbetrieb Lins Dach.

Die Jury des Montafoner Baukulturpreises „sah in der Umnutzung vom kleinen, schlichten Nutzbau zum Ferienhaus neben den architektonischen Qualitäten auch ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung (Boden, Baukonstruktion), das beispielgebend für zahlreiche ähnliche Bauten in der Region sein könnte.“


Mittlerweile dürften Sie bereits viele Rückmeldungen zum NENI erhalten haben. Worüber freuen Sie sich besonders?

Dass so viele positive Rückmeldungen von Einheimischen kommen. Sie schätzen es ungemein, dass das Gebäude erhalten und wieder mit Leben gefüllt wurde. Das hätte ich nicht erwartet. Und dass die Gäste mir immer wieder berichten, wie gut sie denn geschlafen haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie. www.sanierungsgalerie.at

LINS dach & fassade ist seit über 20 Jahren Mitglied der bei der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Einsiedler Haustechnik ist seit kurzem beim Netzwerk der Partnerbetriebe dabei. Erfahren Sie mehr über die Sanierungs-Spezialist*innen www.partnerbetrieb.net.

Text: Julia Weger, WEGWEISER – Büro für nachhaltige Ideen
Fotos nachher: Daniel Pfurtscheller

Hier ein paar Eindrücke vor- und nach der Sanierung:

 


Zuletzt aktualisiert am 14. November 2023