Live im Betrieb bei Energieholz Turza

Mit einer Spezialheizung aus Hackschnitzeln Wärme und Strom gleichzeitig erzeugen und den Strom verkaufen – klingt wie Zauberei.
Was im ganz großen Stil (etwa mit einem 5 MW Blockheizkraftwerk – BHKW) gut funktioniert, gibt es jetzt auch für Klein- und Mittelbetriebe.

Herbert Turza (Energieholz Turza) hat in Koblach ein solches installiert. „In den sechs Monaten des Betriebs produzieren wir bereits 4000h Strom“, durfte er den Teilnehmenden von „Live im Betrieb“ stolz berichten.

Live im Betrieb Gastgeber Herbert Turza, Energieholz Turza

Rein rechnerisch bedeutet das, dass er nur etwa 30 Minuten Stillstand pro Tag – also nur sieben Tage im Jahr – verzeichnet. In der restlichen Zeit liefert die Anlage 100kW Heiz- und 50kW elektrische Leistung.

Dafür verheizt Herbert Turza wöchentlich etwa 32 Schüttraummeter Hackschnitzel. Der Einkaufspreis für Hackschnitzel ist natürlich sehr entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg: gutes Material ist teurer, aber schlechtes kann die Anlage schneller zur nächsten Wartung zwingen.

„Es werden im Monat rund 36.000 kWh Strom erzeugt, welche mit einem auf 15 Jahre fixierten Tarif verkauft und eingespeist werden.“ , so Herbert Turza.

Die gleichzeitig erzeugte Heizwärme kann jeder Unternehmer nehmen, wozu er will. Turza betreibt damit eine Holztrocknung.
Aber auch eine Gärtnerei, der Wellnessbereich eines Hotels oder eine Produktionsanlage ließen sich damit beheizen. Hauptsache man kommt auf viele Betriebsstunden.

Einzigartiges Verfahren

Die Anlage, die bei „Energieholz Turza“ im Einsatz ist, stammt von LiPRO Energy, einem innovativen Unternehmen aus Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Holzvergaser Anlage mit einem mehrstufigen Vergasungsverfahren. „Sie ist ausgezeichnet, läuft verlässlich und stabil – wir haben das Filetstück der Holzheizung sozusagen“, freut sich Herbert Turza.

LiPRO-Geschäftsführer Jonas Zimmermann erklärt den Teilnehmenden von Live in Betrieb, dass jeder Prozessschritt seines BHKW sauber vom nächsten getrennt und somit auch für sich optimiert werden kann.

„Die Anlage ist zudem sehr robust gegenüber ‚unsauberem’ Brennmaterial. Es können etwa kleine Nägel oder Steine drinnen sein.“ Das bedeutet, dass auch minderwertiges Holz – etwa Restholz aus der Landschaftspflege, Sägewerknebenprodukte oder Verpackungsholz – zu Strom vergoldet werden kann.

Anspruchsvolle Planung

Bis es soweit ist und eine Anlage in Betrieb genommen werden kann, braucht es allerdings viele Schritte – und Geduld.

Günter Längle, Geschäftsführer bei längle engineers, hat die Anlage bei Turza geplant und erklärt den Ablauf: „Das Projekt muss von einem Profi entwickelt werden. Man braucht etwa sechs Monate“, so Längle. Neben den benötigten Plänen müssen zahlreiche Abklärungen mit den zuständigen Behörden gemacht werden.

Günther Amann, Amtssachverständiger Luftreinhaltung der Vorarlberger Landesregierung erklärt hierzu, dass in solchen Fällen an die acht Themenfelder betroffen sind, darum muss man bei der Bauverhandlung mit einer hohen Anzahl an Behördenvertretern rechnen.

Dann kann das Projekt der Oemag, der Förderstelle für Ökostrom, vorgelegt werden. „Derzeit erhält man einen Vertrag für 22 Cent pro kWh eingespeistem Strom auf 15 Jahre Laufzeit fixiert, wenn es ein hocheffizientes Wärmekonzept gibt.“

Der bittere Tropfen: Im Moment ist die Warteschlange lang, eine Wartezeit von fünf Jahren wird prognostiziert. Schneller ginge es nur, wenn ein gereihtes Projekt ausfällt und man nachrückt oder wenn mehr Förderbudget vom Staat locker gemacht werden würde.

Green Economy – 3 Fakten


1.Für unsere Region sind solche Biomasse-BHKW die ideale Ergänzung zu den Ökostrom-Erzeugern. Im Winter fließt nämlich weniger Wasser, weshalb es weniger Wasserkraftstrom gibt und daher mehr Strom aus Kohleerzeugung benötigt wird. Biomasse-BHKWs können diesen Ausfall von Wasserkraftstrom kompensieren.

2.Ein weiterer Aspekt: In Vorarlberg sind alle der rund 100 Nahwärmenetze für den Winter ausgelegt, im Sommer müssen sie allerdings sehr viel weniger Energie liefern – im Sommer brauchen die Kunden nur Wärme fürs Warmwasser. Das kann wunderbar mit diesen kleinen Biomasse BHKWs zur Abdeckung der Grundlast bewerkstelligt. Und sie liefern zusätzlich auch noch Strom.

3.Die Anlagen sind zudem aus forstwirtschaftlicher Sicht interessant. Durch die Klimaerwärmung werden unsere Wälder immer schwächer, die Bäume fallen unter der Schnee- und Windlast und sind anfällig für Borkenkäfer. Das bedeutet, dass sie rasch aus dem Wald entfernt werden müssen – und Biomasse-BHKWs sind hier ideal, um den Wald sauber und gesund zu halten und zugleich Strom und Wärme zu erzeugen. „Green Economy“ im besten Sinne, denn hier wird Innovation, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Rentabilität miteinander verbunden.

 

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Zuletzt aktualisiert am 17. Juni 2019