Live im Betrieb beim Panoramagasthof Kristberg
Im Panoramagasthof Kristberg wird Klimaschutz im Tourismus ernsthaft betrieben. Was dort umgesetzt und erreicht wurde und wie dies den Gästen kommuniziert wird, erfuhren die Teilnehmenden Live im Betrieb von Geschäftsführer Jürgen Zudrell.
Live im Betrieb lud Unternehmer*innen aus der Tourismusbranche zusammen mit PIZ Montafon, dem Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus, ins Silbertal ein. Genauer gesagt ging es auf den Kristberg, wo wir auf Jürgen Zudrell, den Geschäftsführer des Panoramagasthof Kristberg, sowie der Montafoner Kristbergbahn, Johanna Strobl von turn to zero und Markus Kaufmann vom Energieinstitut Vorarlberg trafen. Zentrales Thema des Nachmittags:
Das Praxis-Einmaleins für nachhaltigen Tourismus
Schon im Vorfeld war klar: Unter der Ägide von Jürgen Zudrell wird Klimaschutz im Tourismus ernst genommen und ebenso ernsthaft betrieben. Er erklärt uns innerhalb seines Impulsvortrags, welche unzähligen Maßnahmen er und sein Team in Bezug auf Klimaschutz und nachhaltige Entwicklungen im Tourismus bereits umgesetzt und welche Ziele sie schon erreicht haben. Der Beginn seines Engagement reicht über 20 Jahre zurück, seit 2015, zum Beispiel, ist sein Betrieb bereits klimaneutral.
„Wir leben vom Panorama und der intakten Natur. Deshalb kommen die Gäste. Die Natur müssen wir erhalten, die Umwelt schützen. Auch für uns und für kommende Generationen“ so GF Jürgen Zudrell.
Hackschnitzel, Solar- und PV Anlagen, kinetische Energie
Jürgen Zudrell nutzt eine Hackschnitzelheizung mit 500 m3 Bunker um auch wirklich sicher über den Winter zu kommen. Denn eine Zufahrt mit frischen Hackgut wäre in den Wintermonaten nicht möglich. Das Holz dafür kommt aus dem eigenen Wald. Die optimale Lage des Panoramagasthofs macht es außerdem möglich, dass es hier oben mehrere Solar- und PV-Anlagen in unterschiedlichster Ausrichtung gibt. Auch die Kristbergbahn ist mit PV-Anlagen bestückt. Die Bahn kann sogar ihre kinetischer Energie bei jedem Bremsmanöver rückgewinnen und in Strom umwandeln. Der mittels PV-Anlage und Bremsenergie erzeugte Strom wird überwiegend selbst verbraucht. So geht z.Bsp. der Überschussstrom zuerst noch in die e-Ladestationen bei der Talstation, bevor der allerletzte Rest schlussendlich in Netz eingespeist wird.
Müllerverwertung, E-Mobilität
Auch in Sachen Müll und E-Mobilität geht Jürgen Zudrell mit sehr gutem Beispiel voran. Fahrzeuge wurden auf Elektro umgestellt, es gibt E-Bike-Ladestationen, eine E-Schneefräse und einen E-Skidoo, der vor allem durch seine leise Fahrweise, ohne stinkende Abgase, bei den Gästen gut ankommt. Die Bemühungen und der Einsatz für eine intakte Umwelt werden den Gästen u. a. über die Webseite des Panoramagasthofes direkt kommuniziert. Die Gäste werden auch schon vorab über verschiedene alternative Möglichkeiten der Anreise ohne PKW informiert und bei Ankunft mit dem Zug, am Bahnhof abgeholt, natürlich mit dem elektrobetriebenen Fahrzeug.
Anfallender Müll wird konsequent getrennt, Altöl wird recycelt. Die entstehenden Küchenabfälle werden in einer alten Jauchegrube im Nebenhaus des Gasthofs gehäckselt, mit Wasser verdünnt und 3 x im Jahr mithilfe eines LKWs abgeholt. Die Verwertung erfolgt dann in der Biogasanlage Nüziders, wo wieder Ökostrom erzeugt wird.
Jürgen Zudrell weiss, dass sich große Investitionen oft nicht von Anfang an rechnen, dass es sich aber besonders bei dieser Thematik lohnt, in die nächste Generation zu investieren und mit gutem Beispiel voran zu schreiten. Hier steht nicht der Kommerz im Vordergrund, sondern die Überzeugung! All diese Bemühungen bringen ihn auch zu seiner Mitgliedschaft bei turn to zero. Er meint, es sei gut, sich (mindestens) einmal im Jahr mit dem Thema der CO2-Reduktion beschäftigen zu müssen.
„Man muss selber für die Thematik brennen. Zum Beispiel, wenn man nachts um halb 2 auf dem Dachboden die Lüftung der PV entlüftet!
Momentan sind Wärme und Strom ein Thema, wir haben da viele Investitionen getätigt. Und zum Beispiel 20% höhere Kosten bei Investitionen, gehen nur, weil die ganze Familie dahintersteht. Rein aus Kommerzgründen kann man das nicht machen, es muss dir wichtig sein.“, ist Jürgen Zudrell überzeugt.
Turn to zero
Johanna Strobl, Projektleiterin Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der illwerke vkw AG, erklärt was hinter turn to zero steckt. Es geht darum, Unternehmen ein Tool und Partner an die Hand zu geben, um den ökologischen Ist-Zustand des Unternehmens zu erfassen und darauf aufbauend, Maßnahmen zur Reduktion des CO2 Abdrucks zu ermitteln. In Vorarlberg sind bereits über 100 Betriebe Teil des turn to zero Netzwerkes, die sich dem freiwilligen Klimaschutz verschrieben haben.
Nachhaltige Tourismusentwicklung
Heidrun Stoiser, Projektmanagerin PIZ Hotel, beschreibt ihren ganzheitlichen Ansatz in Sachen nachhaltiger Tourismusentwicklung. Sie gibt außerdem einen Einblick in bevorstehende Projekte, wie der Zertifizierung von Gastgebenden aus dem Tal mit dem Österreichischen Umweltzeichen, das PIZ Hotel, eine Onlineplattform für nachhaltige Beherbergungsbetriebe.
„Zertifizierungen sind eine tolle Gelegenheit, um über nachhaltige Bemühungen zu reden und diese sichtbar zu machen. Ganz nach dem Motto, tue Gutes und sprich darüber!“
EKART.at
Markus Kaufmann vom Energieinstitut Vorarlberg rundet die Inputs mit seinem Impuls zum Online Tool EKART.at ab. EKART ist ein Self-Assessment-Tool für Unternehmen, das aus über 15 Jahren neutraler Energieberatung hervorgegangen ist. Mit diesem Online-Tool sehen interessierte Betriebe ihren Energieverbrauch in Relation ihrer eigenen Branche. So wird zb. der Stromverbrauch pro Mitarbeiter, der Wärmeverbrauch pro m2 Fläche, usw der einzelnen Branchen dargestellt und der Betrieb sieht seine eigenen Position im Feld seiner Branche in den Ampelfarben. Landet man im roten Bereich, ist es sinnvoll genauer hinzuschauen.
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Zuletzt aktualisiert am 16. November 2023