Von der Auswahl der Location über die Verpflegung bis hin zum Abfall-Management: Für eine „Green Meeting/Green Event“-Zertifizierung müssen unterschiedliche Kriterien berücksichtigt werden. Warum sich der diesbezügliche Aufwand zumeist trotzdem in Grenzen hält – 25 interessierte TeilnehmerInnen der Reihen „Live im Betrieb“ und „e5 vorOrt“ konnten von den Erfahrungen vorbildhafter Veranstalter profitieren.

Zugegeben: Auf den ersten Blick haben die Klimakonferenz, das Immo-Forum West und der Vlow-Award wenig gemeinsam. Was die drei prominenten Veranstaltungen im Bregenzer Festspielhaus trotzdem eint? Sie alle wurden als so genannte „Green Meetings“ zertifiziert – und haben sich damit freiwillig einem Standard unterworfen, der von der Verpflegung über die Auswahl der Location bis hin zur Abfallwirtschaft deutlich mehr Engagement in der Organisation abverlangt, als dies eine herkömmliche Veranstaltung tut. Welche Voraussetzungen müssen zum Erhalt des österreichischen Umweltzeichens erfüllt werden, was sind die Herausforderungen – und wo gibt es Unterstützung? Im Rahmen der „Live im Betrieb“-Reihe bekamen 25 interessierten TeilnehmerInnen im Festspielhaus Bregenz Antworten aus erster Hand.

Gerhard Stübe, Geschäftsführer der Kongresskultur Bregenz, stellte dabei gleich zu Beginn klar: „Man muss das aus Überzeugung tun, einfach weil man es für den richtigen Weg hält. Wer denkt, damit zwingend mehr TeilnehmerInnen für seine Veranstaltungen anlocken zu können, irrt.“ Die Kongresskultur Bregenz ist als Lizenznehmer berechtigt, Veranstaltungen als „Green Meetings“ zu bescheinigen. Mit jährlich mehr als 30 zertifizierten Events zählt das Haus österreichweit zu einem Vorreiter.

Wenn sich Investitionen rechnen

Die Kongresskultur hat sich ganz bewusst für diesen Weg entschieden – und sich dieses Engagement in den ersten drei Jahren mit Investitionen in Höhe von 20.000 Euro auch etwas kosten lassen. So wurden in Beratungen und Mitarbeiterschulungen investiert, kleinere technische Umbauten vorgenommen oder auch ein neues Abfallkonzept auf die Beine gestellt. Die erfreuliche Konsequenz: „Alleine die Energieeinsparung im Vergleichszeitraum war drei Mal größer als die getätigte Investition“, so Stübe.

Überschaubar sind die Kosten auch für die Veranstalter. Investiert werden muss allen voran Zeit. Denn: Im Rahmen eines klar definierten Maßnahmenkataloges müssen für eine „Green Meeting“-Zertifizierung 40 Punkte erreicht werden. Die gute Nachricht: Entscheidet man sich für eine zertifizierte Location, können 30 Punkte bereits abgehakt werden. Ein entscheidender Vorteil, wie auch Julia Weger von der Veranstaltungsagentur „Wegweiser – Büro für gute Ideen“ weiß. „Wir sind in Vorarlberg in der privilegierten Situation, einige gute und zertifizierte Locations und Hotels zu haben.“ Eine entsprechende Veranstaltungsstätte ist für eine Zertifizierung zwar nicht erforderlich – macht den Aufwand aber deutlich geringer.

Vom Motivationsfieber erfasst

Andreas Gapp, Vorstand der Walser Raiffeisen Holding und Veranstalter der Kleinwalsertaler Dialoge, weiß das aus eigener Erfahrung zu bestätigen. Das Vorhaben, letztere als „Green Meeting“ zu zertifizieren, scheiterte beinahe an der bereits in die Jahre gekommenen Location. „Unser Glück war, dass den Betreiber eine beeindruckende Motivation ergriffen hat, die vieles möglich gemacht hat, was vorher nicht vorstellbar war“, so Gapp. Vom Einsatz neuer Leuchtmittel über die Initiierung eines neuen Abfalltrennsystems bis hin zur Lüftungsoptimierung – die Location hat die notwendigen Maßnahmen ergriffen. „Wir konnten die Zertifizierung nur als gemeinsame Anstrengung erreichen. Im Anschluss waren sich alle einig: Es hat sich gelohnt.“

„Erfolgreicher und besser“

Davon ist man auch in der Gemeinde Doren im Bregenzerwald überzeugt. In der Gemeindevertretung wurde einstimmig der Beschluss gefasst, im Rahmen aller Veranstaltungen und Sitzungen die Richtlinien von „ghörig feschta“, einer Vorarlberger Initiative für nachhaltige Veranstaltungen, einzuhalten. So wird in der Gemeinde ausschließlich Mehrweggeschirr verwendet, regionalen Produkten der Vorrang eingeräumt und Abfall bestmöglich vermieden, um drei Beispiele hervorzuheben. Die positiven Folgen? „Ich bin der Überzeugung, dass unsere Veranstaltungen erfolgreicher und qualitativ besser sind“, ist Bürgermeister Guido Flatz überzeugt.

Genauso wie die TeilnehmerInnen – die zum Teil unmittelbar praktischen Nutzen aus der als „Green Meeting“ zertifizierten „Live im Betrieb“-Veranstaltung ziehen konnten: „Ich habe durch den Input der Referenten eine konkrete Idee geboren, die ich meinen Vorgesetzten nun vorstellen möchte. Es wundert mich selber, dass ich nicht bereits zuvor daran gedacht habe“, freute sich Isolde Nachbauer von der Wirtschaftsgemeinschaft Götzis.

Teilnehmerinnenstimmen

TN1„Wir zeigen uns bei der Raiffeisenbank amKumma für die Bereiche Marketing und Veranstaltungsmanagement verantwortlich und sind aus Interesse am Thema hier – allen voran an den Kleinwalsertaler Dialogen. ’In der Region – für die Region’: Deren Veranstaltungsausrichtung entspricht dem Nachhaltigkeits-Gedanken unseres Unternehmens. Aber auch die anderen Themen des Abends haben uns angesprochen. Es wurde deutlich, dass bereits mit kleinen Mitteln Veränderung bewirkt werden kann. Wir konnten einiges mitnehmen und werden sicherlich den einen oder anderen Aspekt für unsere zukünftige Arbeit berücksichtigen. Eine tolle Veranstaltung, die zu keiner Zeit langweilig geworden ist.“ – Andrea Burtscher und Brigitte Egle, RAiffeisenbank amKumma

 

TN2„Ich wollte im Rahmen der ‚Live im Betrieb’-Veranstaltung in Erfahrung bringen, ob und was ich von anderen lernen kann – und wurde nicht enttäuscht. Ich habe durch den Input der Referenten eine konkrete Idee geboren und konnte diese bereits umsetzen.“ – Isolde Nachbauer, Wirtschaftsgemeinschaft Götzis


Zuletzt aktualisiert am 2. März 2016