Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit und kann nur dann gelingen, wenn alle Menschen dies erkennen und Teil der Lösung werden. Diese Meinung vertreten auch die vier e5 Gemeinden aus der Kummenberg-Region Altach, Götzis, Koblach und Mäder. Aus diesem Grund wurde in diesem Jahr trotz großer Ungewissheiten und Sorgen rund um die Covid-19 Pandemie das Klimaschutzexperiment „Paris-amKumma“ umgesetzt.

Gesucht wurden Haushalte, die vier Wochen lang probieren sollten, so zu leben, wie es das Pariser Klimaziel vorgibt. 12 Haushalte (drei aus jeder Gemeinde) wollten es wissen.

Ist es möglich, den individuellen Lebensstil so anzupassen, dass aufs Jahr gerechnet nur 1 Tonne CO2 pro Kopf anfallen? (Der aktuelle Österreichische Durchschnitt liegt bei 12 (!) Tonnen.) Berücksichtigt werden dabei alle Lebensbereiche, von Mobilität über Wohnen bis zur Ernährung.

Start auf hohem Niveau

Im September wurde bei allen teilnehmenden Haushalten mit der Methodik „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ eine Ist-Analyse erstellt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den Teilnehmer*innen nicht um Durchschnitts-Österreicher*innen handelt. Vor allem beim Urlaubsverhalten stach heraus, dass kaum jemand in den letzten Jahren mit dem Flugzeug verreist ist, geschweige denn in einem 3-4 Sterne Hotel bzw. in einer All-Inclusive Anlage verweilte.

Für viele Teilnehmer*innen gehörte das Fahrradfahren bereits vor dem Projekt zum Alltag dazu und bei der Ernährung achteten einige bereits sehr auf Regionalität und Saisonalität. Im Schnitt verbrauchten die Paris-amKumma Teilnehmer*innen 170 (klimaschädliche) Punkte pro Tag und pro Kopf. Ziel des Klimaexperiments war es, auf 100 Punkte zu kommen.  

Mehr Fahrradfahren, E-Roller statt Auto und Carsharing: Besonders im Bereich Mobilität konnten die Teilnehmenden viele Punkte einsparen. (Foto: Ursula Fehle)

Mit Lastenrädern, Carsharing und Gemüsekisten zum Ziel

Im Oktober hieß es dann endlich ausprobieren und reduzieren. Die Region hat für die 12 Haushalte diverse Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. So konnten die Teilnehmer*innen für eine Zeit lang Elektro-Autos, Elektro-Roller und Lasten- oder Falträder testen, das Caruso Carsharing nützen, sie bekamen ÖPNV-Tickets für sich und ihre Fahrräder zur Verfügung gestellt und einmal pro Woche eine Gemüsekiste nach Hause geliefert.

Zudem haben sich sechs Haushalte für eine Energieberatung angemeldet, um sich Tipps rund ums Haus von Expert*innen zu holen.

42 Punkte im Durchschnitt eingespart

Die Bilanz des Klimaexperiments ist sehr erfreulich – die Haushalte konnten im Durchschnitt ihre CO2-Emissionen von 170 auf 128 Punkte senken – das entspricht fast einem Viertel. Mit minus 22 Punkten war die Einsparung im Bereich Mobilität am höchsten, gefolgt von der Ernährung mit minus 11 Punkten.

Kleine Verbesserungen erreichten die Teilnehmenden auch im Bereich Konsum (- 4 Punkte) und Haushalt (- 5 Punkte). Bei letzterem wäre eine längere Zeitspanne als vier Wochen notwendig, um entsprechende Umstellungen beim Energieverbrauch und der Wärmeerzeugung zu verwirklichen.

Das Zünglein auf der Waage sind die Rahmenbedingungen

Bei einer Zwischenveranstaltung Mitte Oktober kristallisierte sich bereits heraus, wo es trotz Wille und Bemühungen einfach nicht möglich war, eine klimafreundliche Variante zu bevorzugen.

So ist beispielsweise das Koblacher Carsharing Auto bis jetzt nur am Wochenende verfügbar, in Altach fehlt ein solches noch ganz. Busverbindungen sind z.T. zu wenig getaktet oder so ausgerichtet, dass eine Anbindung zum Regionalexpress nicht gegeben ist. Das Fahrradnetz ist teilweise noch zu wenig ausgebaut, wodurch sich sogar gefährliche Alltagssituationen mit Kiki und Co. ergeben.

Das Reduzieren von Fleisch, Wurst und anderen tierischen Produkten fällt manchen leichter als anderen. Wo sich hingegen alle einig waren: Es kann doch nicht sein, dass jeder Mensch in Österreich automatisch 31 Punkte pro Tag aufgeladen bekommt. Diese Punkte sind jene, die vom Staat für unsere Infrastruktur verursacht werden.

Klimaziel kann nur gemeinsam erreicht werden

Dennoch zeigt das Projekt: durch gezielte Änderungen im Alltag und entsprechende Rahmenbedingungen können wir den Pariser Klimazielen sehr nahekommen. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn alle Menschen an einem Strang ziehen. Denn Einzelpersonen werden das Klima nicht retten können – es Bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkungsprozesses.

 

 


Zuletzt aktualisiert am 25. November 2020