Die Landeshauptstadt Bregenz wurde für den „Gut-Geh-Raum“ vor der Schule Schendlingen am Donnerstag, den 11. April 2019 mit dem Energy Globe Vorarlberg ausgezeichnet. Der „Gut-Geh-Raum“ ist der erste umfassend autofreie Raum vor einer Schule in Vorarlberg und flankiert von einem Bündel an Begleitmaßnahmen.
Am Morgen zwischen halb acht und viertel vor ballt es sich vor der Schule Schendlingen: 600 Kinder und Jugendliche strömen zu Fuß und mit dem Rad aus den Nebenstraßen und ballen sich in Gruppen auf dem Weg von der Bushaltestelle zu den Schuleingängen. Dazwischen werden nicht wenige Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht.
Doppelt so viel Schüler sicher zur Schule bringen
Spätestens seit sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit der Zusammenlegung der Volks- und der Mittelschule am neuen Standort verdoppelt hat, würde das im Chaos enden. Was es nur deshalb nicht tut, weil die Stadt rechtzeitig Maßnahmen ergriffen hat. Rund um den „Gut-Geh-Raum“, einen verkehrsfreien Raum vor dem Schulgebäude, ist ein Maßnahmenbündel zur Reduktion des motorisierten Verkehrs vor der Schule entstanden, das von der Stadt als eines von 12 Projekten zum Energy Globe Vorarlberg 2019 eingereicht wurde.
„Das über reine Infrastruktur-Maßnahmen hinausgehende Gesamtpaket hat die Energy Globe Jury fasziniert und überzeugt“, so deren Vorsitzender Josef Burtscher. Der Geschäftsführer des Energieinstitut Vorarlberg übergab mit Christian Gantner und Johannes Rauch die Auszeichnung am 11. April 2019 an Bürgermeister Markus Linhart und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem Amt und der Schule Schendlingen. Nach Götzis und Lustenau geht damit der Energy Globe Award bereits zum dritten Mal in Folge an ein Mitglied des e5-Programms.
Hier wird die Mobilität der Zukunft geprägt
„Dieses Projekt ist deshalb ein Leuchtturm, weil es an einer wichtigen Schnittstelle stattfindet: der Schule. Hier trifft die Mobilität verschiedener Generationen aufeinander: Der Schulweg der Schülerinnen und Schüler prägt auch ihr weiteres Mobilitätsverhalten – und ihre Einstellung wirkt sich auch auf ihre Eltern und Großeltern aus“, stellt Mobilitätslandesrat Johannes Rauch bei der Übergabe des Energy Globe fest und lobt die Stadt für den behutsamen Umgang mit einem konfliktträchtigen Raum, der allen einen reibungslosen und sicheren Weg zur Schule ermögliche, ohne dabei die Nachbarschaft einzuschränken.
Damit beschreibt Rauch die zentrale Aufgabe, die sich die Projektverantwortlichen im Amt der Landeshauptstadt stellten: Wie kann es gelingen, doppelt so viele Schülerinnen und Schüler wie zuvor sicher zur Schule und durch den Auflauf davor zu bringen? Die Lösung besteht im Kern in einem temporären Fahrverbot vor der Schule. Die Wuhrwaldstraße ist zwischen Holzackergasse und Steinachstraße für den motorisierten Verkehr an Schultagen zwischen 7:15 und 17 Uhr gesperrt. Außerdem wurden die Parkplätze am Schulgelände um drei Viertel reduziert.
Das Projekt beginnt jedes Jahr aufs Neue
„Um das Konfliktpotential weiter zu reduzieren, setzen wir in den beiden Schulen auf bewusstseinsbildende Maßnahmen“, so Volksschuldirektor Bruno Jagg. „Damit wollen wir den Anteil der der Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, weiter erhöhen.“ Ein plakativer Imagefilm, ein von den Kindern gestaltetes Wandbild aus Naturmaterial zur Verschönerung einer Unterführung am Schulweg oder Wettbewerbe wie Schoolbiker oder Klimameilen sollen dabei helfen, vor allem die jährlich neuen Kinder und Eltern mit sanfter Mobilität buchstäblich abzuholen.
Der Unterstützung der Stadt kann sich die Schule dabei sicher sein, meint Bürgermeister Markus Linhart: „Dass unsere Kinder in ganz Bregenz sicher zur Schule und wieder nachhause kommen, ist uns ein zentrales Anliegen. Gemeinsam mit den engagierten Lehrkräften und den Eltern arbeiten wir laufend daran, die Schulwege sicher zu gestalten.“
Der Energy Globe zeigt die Vielfalt auf dem Weg zur Energieautonomie
Der Energy Globe ist der weltgrößte Umweltpreis. Sein Vorarlberg-Ableger wird vom Energieinstitut Vorarlberg kuratiert. Dessen Obmann Landesrat Christian Gantner ist von der Qualität und der Zahl der Einreichungen angetan: „Die eingereichten Beispiele zeigen die thematische Vielfalt und die breite Streuung der engagierten Akteure. Sie reichen vom Gebäude zur Mobilitätsmaßnahme und von der Schule bis zum engagierten Unternehmen. Es hätten sich alle Einreichenden die Auszeichnung verdient. Ihnen gebührt großer Dank für Ihren Einsatz auf dem Weg zur Energieautonomie.“
Bilder: Alexandra Serra
Zuletzt aktualisiert am 24. April 2019