Kerstin und Bart haben in Klaus ein Wohnhaus saniert. Dabei wurde das Untergeschoß thermisch saniert und das Obergeschoß durch einen verkleinerten Holzleichtbau ersetzt. Und das ging so.
Der Blick ins Rheintal und die Berge rundherum ist atemberaubend an diesem Herbstnachmittag, als wir Kerstin und Bart in ihrem Wohnhaus in Klaus besuchen. Vor zwei Jahren haben die beiden das Haus von Kerstins Großeltern einer umfassenden Sanierung unterzogen. Wir haben mit den beiden und mit Gerhard Müller (Müller Wohnbau) über ein Projekt gesprochen, das erst im zweiten Anlauf gelingen sollte. Das dafür dann so gut, dass es mit dem Vorarlberger Holzbaupreis 2019 ausgezeichnet wurde.
Wir genießen hier den Blick von der Terrasse, die war früher mal Wohnzimmer. Und auch sonst habt ihr einiges am Haus verändert. Wie kam’s dazu?
Kerstin: Wir haben gut zehn Jahre zusammen mit meiner Oma in diesem Haus gewohnt. Nach ihrem Tod war das Haus für uns viel zu groß. Und natürlich war das in den 70er-Jahren errichtete Gebäude in Punkto Raumaufteilung oder Fensterflächen nicht mehr am Stand der Zeit. Deshalb haben wir uns entschlossen, das Gebäude zu sanieren.
Bart: An was wir gedacht haben, war eine Verkleinerung der sehr großen Wohnfläche, eine praktischere Raumaufteilung, größere Fensterflächen und ein zeitgemäßer Energiestandard.
Kerstin: Mit diesen Vorstellungen sind wir zu einem Architekten gegangen und haben fast ein Jahr lang geplant. Am Ende stellte sich heraus, dass die Planung meilenweit von unseren finanziellen Möglichkeiten entfernt lag. Das war ein ziemlicher Dämpfer und wir wussten, das muss anders gehen.
Und was ging dann anders?
Bart: Wir gingen zurück an den Start und haben uns dazu entschieden, den Weg über ein Generalunternehmen zu versuchen. Über einen privaten Kontakt haben wir die Firma Müller Wohnbau mit der erneuten Planung beauftragt. Der Ansatz war, viel von der bestehenden Substanz zu erhalten: Alles, was nicht abgebrochen wird, muss nicht neu gebaut werden. Das ist gut für die Ökobilanz und gut fürs Baubudget.
Und wie geht der Baumeister an so ein Projekt heran?
Gerhard Müller: Wir haben zusammen mit der Familie ein Konzept erarbeitet, das stark von der Verkleinerung des Wohnraums geprägt war. Dabei wurde das Hanggeschoß erhalten und der Neubau des darüber befindlichen Wohngeschoßes als Holzleichtbau umgesetzt. Das war bauphysikalisch und technisch komplex, aber die ökologisch und ökonomisch beste Lösung.
Was ist bei einer Sanierung wichtig?
Gerhard Müller: Die Zusammenarbeit mit den Handwerkern schon in der Planungsphase, überhaupt eine gute Planung und ein gut funktionierender Bauablauf. Den stimmen wir sorgfältig ab und stellen die Menschen in den Mittelpunkt: die Handwerker und die Bauleute.
Wäre ein Neubau nicht oft einfacher als eine Sanierung?
Gerhard Müller: Natürlich ist eine Sanierung fast immer ein Überraschungsei: Man weiß nie ganz genau, was drin ist. Ein bisschen Budget für Unvorhersehbares muss man daher einplanen. Dafür gibt’s mit dem Bestand einen „Edelrohbau“, aus dem mit guter Planung und Kreativität extrem wertvoller und kostengünstiger Wohnraum entstehen kann. Auch für zwei Familien oder mehrere Generationen.
„Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt der Sanierung.“ Gerhard Müller, Baumeister
Was ist aus deiner Sicht entscheidend, ob ein Gebäude saniert werden kann oder neu gebaut werden muss?
Gerhard Müller: Wenn die Bausubstanz, also zum Beispiel die Fundierung und Statik, nach sorgfältiger Prüfung als gut befunden wurde, dann ist die Basis für die Sanierung zumindest technisch schon mal gelegt. Wenn man dann in der Entwurfsphase nicht zu viele Kompromisse eingehen muss, ist es schon sinnvoll, Bausubstanz zu erhalten und auf den Stand der Zeit zu bringen.
Wo sind die Grenzen bei einer Sanierung?
Gerhard Müller: Bei statischen Änderungen wird’s mitunter teuer, das muss man dann jeweils kritisch hinterfragen. Aber grundsätzlich ist schon sehr viel machbar.
Elf Monate haben die Bauarbeiten in Summe gedauert, wann wusstet ihr, jetzt geht was weiter?
Kerstin: Der erste große Meilenstein war der Abbruch vom Obergeschoß. Der war ziemlich spektakulär und ein Thema im ganzen Dorf. Und als das neue Obergeschoß auf dem LKW daherkam, war das schon auch ein großer Schritt. Aber als wir im Innenausbau selbst Hand anlegen konnten, wussten wir: Jetzt haben wir’s bald geschafft!
Apropos Ausbau: Man sieht am Haus innen und außen sehr viel Holz, die Böden sind Lehm-Casein-Böden. Warum war euch die Materialwahl wichtig?
Bart: Naja, wir wollten möglichst unbehandelte Oberflächen, also keine Lacke oder ungesunden Farben. Und das Holz sollte möglichst aus der Region kommen. So haben wir uns für Weißtanne im Innenbereich und für einen Fichtenschirm an der Fassade entschieden. Nur die Fenster sind außen alubeschichtet. Wir mögen den Geruch der natürlichen Materialien. Und dass die Kinder in einem schadstoffarmen Umfeld aufwachsen.
Kerstin: Wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen, dann macht Bart die Haustür hinter sich zu und genießt als erstes den Geruch nach Holz. So riecht halt nur „daheim“!
Wenn ihr anderen Bauleuten was mit auf den Weg geben könnt, was ist das?
Kerstin: Wir haben uns viel Zeit für Entscheidungen genommen – zu Beginn durchaus auch ungewollt. Und dennoch würden wir das wieder tun. Man baut ja nur einmal. Und auch kleine Entscheidungen wollen da durchdacht sein.
Bart: Wo gehst du hin, wenn du am Anfang einer Sanierung stehst? Das war für uns die große Frage. Hätte es damals schon die Sanierungslotsen gegeben, wäre der Fall klar gewesen. So hatten wir im ersten Anlauf Pech und im zweiten das Glück mit Müller Wohnbau.
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Zuletzt aktualisiert am 8. Januar 2021