Mit 1. Mai 2022 erhöht der landeseigene Stromversorger die Energiepreise. Wieviel das wirklich ausmacht, haben wir den Strompreisexperten Jodok Rüf gefragt.
Zum 1. Mai erhöht illwerke vkw die Energiepreise beim Strom um rund 42 %. Wieso das?
Der österreichische Strompreisindex, der die Entwicklungen des Großhandels mit abbildet, ist zwischen April 2021 und April 2022 um 163 % auf einen absoluten Höchststand gestiegen. Diese Preiserhöhung können Energieversorger nicht dauerhaft für sich behalten oder kompensieren, sondern müssen sie früher oder später an die Kundinnen und Kunden weitergeben.
Der starke Anstieg ist der Preisentwicklung von Erdgas und Kohle geschuldet, die vor allem im Winter noch immer relevante Energieträger in der Stromerzeugung sind. Deren steigende Preise, derzeit angetrieben durch die globale Rohstoffnachfrage und den Krieg in der Ukraine, wirken sich daher direkt auf den Strompreis aus. Genaugenommen auf den Energieanteil am Strompreis. Denn der besteht ja neben dem Preis für die Energie auch noch aus Netzkosten, Steuern und Abgaben.
Und die sind auch angestiegen?
Die Netzkosten sind auch leicht angestiegen, ja, aber die Abgaben sind durch das Aussetzen der Erneuerbaren-Förderbeiträge durch den Bund deutlich um rund 60 % gesunken. Diese gegensätzlichen Entwicklungen der Energie- und Abgabenkomponenten führen zu einer Verschiebung der Kostenverhältnisse: Während die Zusammensetzung bisher bei ca. 24 % Netz, 39 % Energie und 37 % Steuern und Abgaben lag, sind es nun 25 % Netz, 51 % Energie und 24 % Steuern und Abgaben.
Und das heißt für einen klassischen Haushalt oder einen Gewerbebetrieb?
Dass die effektiven Stromkosten im Mai nicht um rund 40 % steigen, sondern „nur“ um rund 8 %. Und im mittleren Gewerbebereich bleiben sie nach einer ca. 16 %-igen Energiepreiserhöhung im Oktober zumindest vorerst fast unverändert.
Zuletzt aktualisiert am 2. Juni 2022