Die Kernaussage der Szenarienstudie: Die Ziele der Energieautonomie Vorarlberg für 2050 für Wohngebäude sind erreichbar, wenn sich Neubauten und Gebäudesanierungen am Kostenoptimum orientieren – dies ist die Kernaussage der Studie „Szenarien zum künftigen Energiebedarf des Wohngebäudeparks Vorarlberg“.
In einer aktuellen Studie hat das Energieinstitut Vorarlberg gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Partnern untersucht, wie sich der Gebäudebestand in Vorarlberg entwickeln sollte, damit die Zielsetzung der Energieautonomie in diesem Sektor erreicht wird. Dabei wurden Energiebedarf und Treibhausgas-Emissionen des Wohngebäudeparks in vier Szenarien modelliert.
Vorgehensweise
Die Entwicklung des Wohngebäudeparks wird in vier Szenarien beschrieben, die verschiedene energiepolitische und gesellschaftliche Handlungsoptionen aufzeigen. Wichtige Randbedingungen wie Bevölkerungs- und Wohnflächenentwicklung werden – gestützt auf aktuelle statistische Daten und Prognosen – für alle Szenarien gleich angenommen. Der Wohngebäudepark wird durch insgesamt 70 Gebäudetypen verschiedener Baualtersklassen und Größen beschrieben. 40 dieser Typen beschreiben den derzeitigen Gebäudebestand, 30 weitere beschreiben mögliche zukünftige Gebäudetypen. Alle Gebäudetypen werden in den verschiedenen Szenarien in unterschiedlichen energetischen Qualitäten saniert bzw. neu errichtet.
Beispielhafte Gebäudetypen:
Die Sanierungsrate wird aus den technischen Lebensdauern der Bauteile der Gebäudehülle abgeleitet und liegt im Mittel zwischen 1,5 und 2%. Neben der Qualität der Gebäudehülle wird in den vier Szenarien auch die Effizienz der eingesetzten Energieversorgungssysteme, der Energieträgermix sowie der Anteil an Solaranlagen und Komfortlüftungen differenziert.
Kernergebnisse
Die Untersuchung zeigt, dass der Endenergiebedarf für Heizung und Warmwasser trotz eines Zuwachses der Gesamtwohnfläche von etwa 40% von 2010 bis 2050 in den am Kostenoptimum orientierten Szenarien Effizienz und Effizienz Plus im Jahr 2050 um bis zu 2/3 reduziert werden kann. Die Treibhausgasemissionen können in den beiden Szenarien um bis zu 87% reduziert werden.
Schlussfolgerungen
Die Studie zeigt, dass die Ziele der Energieautonomie im Wohngebäudepark erreicht werden können, wenn zukünftige Neubauten und Sanierungen sich am Kostenoptimum orientieren. Das Kostenoptimum liegt derzeit bei den energetischen Qulitäten, die im Modellvorhaben KliNaWo bestimmt wurden (KliNaWo Ergebnisse)) und wird sich in Zukunft bei weiter steigender Qualität von Komponenten wie Fenster, Wärmepumpen etc. in Richtung noch niedrigerer Energiekennwerte verschieben.
Die Studie zeigt, dass zur Erreichung der Energieautonomie-Ziele keine „Oder“-Strategien (Effizienz oder Erneuerbare), sondern „Und“-Strategien (Effizienz und Erneuerbare) zielführend sind. Die kostenoptimalen Lösungen kombinieren die folgenden Maßnahmen:
- Effiziente Gebäudehüllen in etwa auf dem Niveau Passivhaus
- Umbau des Wärmeerzeugungsmix´ in Richtung erneuerbarer Energien (Wärmepumpen, erneuerbare Nah- und Fernwärme, Biomasse)
- Hohe Effizienz der eingesetzten Haustechniksysteme (Heizung, Warmwasser, Lüftung..)
- Steigende Anteile vor Ort erzeugter Energie (Thermie, PV…)
- Weiterer Umbau des Österreichischen und des Europäischen Stromnetzes in Richtung erneuerbarer Energien
Zuletzt aktualisiert am 5. April 2019