Bauen im Bestand mit denkmalgeschützten Gebäuden

Bei einem Rundgang durch Schwarzenberg mit den Partnerbetrieben Traumhaus Althaus besichtigten die Teilnehmenden das Bürgerheim und 3 Bauernhäuser und lernten viel über die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden.

Ein denkmalgeschützter Dorfkern mit insgesamt 22 Objekten, darunter die Barockkirche, das Tanzhaus, einige Wohn- und Gasthäuser und zwei Brunnen, das ist Schwarzenberg, wie es sich nach dem verheerenden Brand im Jahr 1755 präsentiert. Mit dem umfassenden Denkmal- und Ensembleschutz ist der kleine Ort mit seinen rund 1.850 Einwohnern einzigartig im Bregenzerwald.

 

Gleich sechs Häuser werden aktuell saniert, erzählt Bürgermeister Josef Anton Schmid den rund 30 Teilnehmenden des Umgangs, organisiert durch Partnerbetriebe Traumhaus Althaus (Energieinstitut Vorarlberg) und begleitet durch die Leiterin des Bundesdenkmalamts, Barbara Keiler.
Die Entscheidung für den umfassenden Gebäudeschutz hat sich über zwei Jahre gezogen, erinnert sich der Bürgermeister. Im Jahr 1988 schließlich fiel die Entscheidung.

„Es ist ein zweischneidiges Schwert“, erklärt er ganz offen: „Das Bild zu bewahren, diesen großen Schatz, das ist das Eine. Zugleich ist es Herausforderung für die Menschen, die die großen Häuser heutzutage bewohnen, sie zeitgemäß und wirtschaftlich zu erhalten.“

Herausforderung: Sanierung eines durchweg bewohnten Pflegeheims

Beim Bürgerheim, der ersten Station des Rundgangs angekommen, fällt die Besonderheit zunächst nicht auf, ganz bewusst. Im Haus leben betreuungsbedürftige Menschen im Ruhestand.
„Satteldach, dunkel“, so sagt es der Bebauungsplan der Gemeinde. Dem entspricht das Dach des denkmalgeschützten Bürgerheims – zudem hat es im Rahmen einer Sanierung einen dezenten Anbau zum Berg hin sowie eine im Dach integrierte Photovoltaikanlage, ganz in schwarz, zur Südseite hin erhalten. Sie ist das sprichwörtliche Highlight des Hauses aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, das künftig mit Sonnenenergie versorgt wird. Auch die Fenster aus den 70er-Jahren wurden ausgetauscht und durch neue mit Isolierglas und feinen Sprossen ersetzt.

„Das Bild wahren und weiterbringen“, fasst Barbara Keiler den Anspruch des Vorhabens zusammen. Auch wenn die Dachdeckung zuvor schadhaft gewesen war und erneuert werden musste: „Vor fünf Jahren wäre unsere heutige Lösung, eine PREFA Solardachplatte, noch nicht möglich gewesen“.

Diese Solardachplatten sorgen für ein sturmsicheres, schützendes Dach und produzieren zugleich, wenn auch etwas leistungsreduziert, Strom aus Sonnenenergie.

 

„Ganz schlecht, wenn es Zahnlücken gäbe“

Weitere denkmalgeschützte Objekte erleben die Teilnehmenden quasi im Vorbeigehen auf dem Weg zur nächsten Etappe des Rundgangs. Es gibt einen kurzen Einblick ins Angelika-Kauffmann-Museum, nach außen eine der typischen Scheunen des Bregenzerwaldes. Schiebt man das seitliche Tor zur Seite eröffnet sich ein Grundriss aus Stuben und Kammern mit dem Museum im vorderen Hausteil und einem prächtigen Entree in Holz.

Vorbei geht es weiter an mehreren Gasthäusern, dem Hirschen und dann dem Adler. Hier wurde das Erscheinungsbild mit der alten Fassade gekonnt erhalten. Der hintere Teil ist stärker verändert und fügt sich harmonisch ein. Zahnlücken? Das wäre der Fall bei Baulücken im Ortsgefüge, die man unbedingt vermeiden möchte, erklärt Barbara Keiler. „Dann verliert man die Einheit.“

 

Herausforderung: Wirtschaftliche Umnutzung eines einstigen Bauernhauses

Das Haus Nr. 29, zweite Etappe des Rundgangs, und ebenfalls unter Denkmalschutz, wird von der Familie Peter bewohnt. Es zeigt die Herausforderung einstiger Gebäude mit ihren großen Dimensionen gut.

Wie nutzt man die umbaute Fläche heute, wenn keine Tiere mehr mit unter dem Dach wohnen und keine Lagermöglichkeiten für Gerätschaften und Futter gebraucht werden?

Die Peters haben sich für eine raffinierte Dreiteilung entschieden: Der einstige Wirtschaftsteil, das linke Drittel des Hauses, ist das Wohnhaus der fünfköpfigen Familie. Am Mittel- und Vorderteil wird noch saniert. Hier entsteht ein Mehrgenerationenhaus, bei dem die beiden hinzukommenden Teile vermietet werden sollen. Der Stall war nicht mehr in Betrieb. So wurde der Mittelteil komplett ausgehöhlt. Entstanden ist ein kompletter Neubau an dieser Stelle, vorne geschindelt und gedämmt. Kubatur und Fensteraufteilung werden praktisch unverändert bleiben.

„Wie viel Veränderung ist möglich?“, diese Frage steht über allem, beschreibt es Barbara Keiler. Gerade in einem überschaubaren Dorf wie Schwarzenberg haben natürlich auch Nachbarn immer den direkten Vergleich. Wie bei den Peters, ist das Haus schon immer in Familienbesitz. Man möchte das Erbe erhalten und bewahren. Folglich stellt sich die Frage der Finanzierung. So ergänzen Fördermöglichkeiten wie die Altbausanierung, mit Förderstufe 5, und Förderungen für historische Bauteile, etwa Schirm, Schindeln, Schieberfenster und Täfer, die Optionen einer Vermietung von Gebäudeteilen.

„Mit den Mieteinnahmen können wir den Kredit zurückzahlen“, erklärt Emilia Peter. Und: „Wir haben das Haus nicht horizontal, sondern vertikal getrennt – mit dem entsprechenden Schallschutz.“ Der „charmante“ Trittschall älterer Häuser wird damit wirkungsvoll vermieden. „Wir wollen, dass die Mieter sich wohlfühlen.“

Herausforderung: Erhalt und Trockenlegung
„Der schlimmste Fall wäre, wenn ein Haus leer stünde“.

Barbara Keiler kennt die Menschen, die sie zum Denkmalschutz beraten hat, gut.  Bei Hof 27, dritte Etappe, stehen die Sanierungsmaßnahmen noch am Anfang.

„Wir versuchen, für jede Hausgeschichte eine Lösung zu finden.“ Der zweigeschossige sog. Einhof hat ein massives Problem mit der Kälte aus dem Kellergeschoss und der Feuchtigkeit. Anders als viele Häuser im Ortskern hat der Hof den Brand im Jahr 1755 unbeschadet überstanden. Im Kern stammt der holzverschindelte Blockbau mit dem gemauerten Kellersockel aus dem 17. Jahrhundert, wurde im späten 18. Jahrhundert aufgestockt und verändert. Der Dachstock wurde in neuerer Zeit ausgebaut. Der akzentuierte Standort macht es zum bedeutenden Teil des Ensembleschutzes.

Architekt Gerold Strehle hat die Sanierungsvorberatung übernommen, um das Gebäude instand zu setzen und die Substanz vor dem Verfall zu retten. Geplant sind die Entfernung des Käferbefalls, die Wiederherstellung einer Türe im Tenn, das Dämmen der Decke über dem Kellergeschoss und Wandaufbau sowie die Risssanierung des Natursteinmauerwerks. Der Denkmalschutz darf keine Handwerker vorgeben: „Wir versuchen, drei, besser fünf, Alternativen zu finden“, erklärt Barbara Keiler.

Herausforderung: Zusammenhalt und Erhalt des Außenbildes

Hof 471, die Abschluss-Etappe des Rundgangs, ist vergleichsweise jung, erbaut im Jahr 1906. „Stünde das Objekt alleine, stünde es eventuell nicht unter Denkmalschutz“, ist Barbara Keiler ganz ehrlich.
Das Haus, nahe der Kirche, zuerst Schlosserei, später Frisiersalon stand länger leer, bis eine Großfamilie aus dem Ausland den Zuschlag erhielt. Zur Schubertiade im Ort, hatten die langjährigen Gäste aus den Niederlanden das Verkaufsplakat im Fenster des maroden Hauses entdeckt.

Bauleiter Hubert Schneider, der durch das Haus führt, hat die Arbeiten in die Hand genommen. „Wir sehen hier eine Baustelle und sind mitten im Ausbau“, lacht er. Umfassende Arbeiten, darunter ein Zubau und die Mauertrockenlegung mit Partnerbetrieb NCT, liegen bereits hinter den Handwerkern:

„Weil keine rechte Drainage vorhanden war, hatte es ringsum gefault.“ Zur Straße hin waren die Wände sehr schimmelig. Die fünf Bodenschichten wurden entfernt, zuunterst ein Parkettboden mit Lattung und „ganz vielen Nägeln“. Darunter kam Kies. Und darunter … war es nass. Deshalb wurde Mauerwerk aufgegraben. Und sogar eine Quelle wurde bei Aushubarbeiten entdeckt.

Auch wenn NCT als Verfahren noch relativ unbekannt ist: Für Hubert Schneider und sein Team hat sich diese so genannte Natural Crystallisation Technology der NCT Mauerabdichtung & Trockenlegung GmbH bewährt.
Das Verfahren beruht auf der Mikrokristallbildung von Kalk, Zement und Salz mit Wasser und CO2. Dabei wirkt der Kalk als Bindemittel und macht den Mörtel durch das Auskristallisieren hart und beständig. Auf die nasse Oberfläche des Baustoffs aufgetragen, bewirkt die in der Wand vorhandene Feuchtigkeit dabei eine Materialverbesserung des Baustoffs.

„Das Raumklima ist seitdem auffallend gut, es riecht angenehm trocken und nicht mehr muffig“, zeigt sich Hubert Schneider sehr zufrieden.

Estrich und Installationen sind nun bereits fertig. Beschäftigt werden ausschließlich örtliche Handwerker aus Schwarzenberg. Die Zusammenarbeit mit Barbara Keiler und auf Basis des Konzepts von Architekt Jürgen Haller ist eng.

„Intention ist, so viel wie möglich vom Original zu erhalten“. Die historischen Fenster werden wieder eingebaut. Der Balkon, übrigens der einzige im Zentrum Schwarzenbergs, hat eine wunderschöne, originalgetreue, Holzarbeit erhalten. Zwei holzvertäfelte Stuben können erhalten bleiben, ebenso der prächtige Kachelofen, um den aufwendig herumgebaut wurde.

„Herausforderung ist, das Außenbild nicht zu sehr zu verändern“, beschreibt Barbara Keiler die Hürden. Hier stehen die Häuser dicht beieinander. Verständlich, dass die Nachbarn informiert sein wollten, was die Planung betrifft, zum Beispiel zur neu entstandenen Terrasse,

„Das Haus sieht aus wie vorher, sagen manche. Nachdem wir die Vorgehensweise kennen, wissen wir es besser.“

NCT Mauerabdichtung & Trockenlegung GmbH ist langjähriges Mitglied der Partnerbetriebe Traumhaus Althaus. Erfahren Sie mehr über die Sanierungsspezialist*innen unter www.partnerbetrieb.net

Mehr Details über das NCT Verfahren können Sie hier nachlesen.

Der Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Jutta Metzler – Text.Konzept.Training www.bessere-texte.de erstellt.

 


Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2023