Die wichtigsten Fragen zum Thema Fenster. Dr.-Ing. Benjamin Krick, Fensterexperte am Passivhaus Institut Darmstadt im Gespräch mit Helmut Krapmeier.
Was sind die häufigsten Fehler bei der Planung und Ausführung von Fenstern?
Das häufigste Problem ist die Luftdichtheit sowohl beim Einbau der Fenster als auch beim Einbau der Rahmen und beim Einstellen der Flügel. Die Flügel sind häufig nicht dicht, und dann zieht es. Wo es zieht, wird feuchte Luft ausgetauscht, es kann zu Kondensat und Schimmelbildung kommen. Wichtig sind kompetente Handwerker sowie Kontrollen durch den Architekten oder Bauleiter. Auch mit dem Einbau kann man ein gutes Fenster schlecht machen. Wenn ein Fenster zum Beispiel auf der Außenseite eine starke Dämmung hat, kann es auch relativ weit nach außen in die Dämmebene gesetzt werden. Ist die Dämmung aber eher in der Mitte oder auf der Innenseite des Rahmens, muss ich das stark überdämmen.
Warum müssen Passivhaus-Fensterrahmen immer so dick sein?
Das müssen sie gar nicht. Wir unterscheiden mittlerweile zwischen drei Generationen von Passivhausfenstern. Die erste Fenstergeneration waren normale Rahmen mit zusätzlichen Dämmschichten aus Polyurethan. Die zweite hat relativ breite Rahmenprofile und einen tiefen Glaseinstand und erreicht damit die Passivhaus-Grenzwerte. Die dritte Generation hat sehr schlanke Rahmenansichtsbreiten. So entsteht mehr Glasfläche bei gleicher Fenstergröße. Das erhöht den Solargewinn. Und 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung hat einen niedrigeren U-Wert als die Fensterrahmen. Also: Weniger Verlust, mehr Gewinn – Und schick sieht es auch noch aus. Allerdings wird es bei den schmalen Fensterrahmen mit einem großen Glaseinstand schwierig. Damit die Glasrandtemperatur nicht zu niedrig wird, müssen daher die thermisch besten Glasabstandhalter verwendet werden.
Oft werden Kombinationen aus großen Fixverglasungen mit kleinen Drehkippfenstern verwendet. Kann man hierfür handelsübliche, nicht gedämmte Fensterrahmen verwenden, die im Wandeinbaubereich überdämmt sind?
Ja, das kann eine kostengünstige Alternative sein, wenn dadurch die Grenzwerte für den Heizwärmebedarf und der Grenzwert für die Heizlast nicht überschritten werden. Das kann der Architekt gut mit dem PHPP (Passiv-Haus-Projektierungs-Paket) während der Planung überprüfen und dadurch eine qualifizierte Entscheidung treffen.
Könnte man statt eines speziellen hochwärmedämmenden Fensterrahmens eine bessere Verglasung verwenden, z.B. mit einem U-Wert von 0,5 W/(m2K) statt der meistens verwendeten Verglasungen mit U-Werten von 0,6 oder 0,7 W/(m2K)?
Das kann funktionieren, aber das sollte man mit dem PHPP überprüfen. Häufig wird vergessen, dass bei mehrteiligen Fensterelementen nur die äußersten Rahmenteile überdämmt werden können. Beim Stockrahmen und beim Setzholz geht das nicht. Ganz wichtig ist aber auch, dass der Glas U-Wert immer auf zwei Kommastellen angegeben wird, denn eine Herstellerangabe von 0,5W/(m2K) ist meistens der gerundete Wert von tatsächlichen z.B. 0,54 W/(m2K), und das hat eine bedeutende Auswirkung auf den Heizwärmebedarf. Diese genauen Angaben sind wichtig, und daher sind die Zertifikate des PHI (Passivhaus Institut) hilfreich für die Planung. Der Architekt hat damit verlässliche Werte. Häufig ist jedoch beides sinnvoll: gut wärmedämmende Fensterrahmen und Verglasungen mit einem niedrigen U-Wert, vor allem dann, wenn die Fenster durch Loggien oder durch Nachbarbebauung oder Berge teilweise verschattet sind. Das Fenster lässt eben selbst im Passivhaus noch bis zu achtmal mehr Wärme durch als die Wand.
Häufig sieht man hinter Loggien bodentiefe und raumbreite Verglasungen mit einer Türe zur Loggia. Gibt es hierfür energieeffiziente, hochwärmedämmende Hebeschiebe- oder Parallelschiebefenstertüren, die der PH-Anforderungen entsprechen und kostengünstig sind?
Bei solchen Türen werden große Fortschritte gemacht. Das Problem ist aber die Luftdichtheit. Wenn ich eine Dichtung schleifen lasse, verschleißt sie sehr schnell. Es braucht also Hebeschiebetüren.