Wir tragen atmungsaktive, winddichte Hardshells mit 300 cm Wassersäule und Fleecefutter aber wohnen nicht so.
Die meisten Menschen in unseren Breiten verfügen über Sport- und Freizeitbekleidung, die noch vor wenigen Jahren Teilnehmer von Polarexpeditionen glücklich gemacht hätte. Sie tragen Jacken zum Einkaufsbummel, die stundenlange Aufenthalte im Straßencafe bei -20 ° ermöglichen und deren Reißverschlüsse mit doppeltem Klettverschlüssen und verschweißten Nähten wind- und wasserdicht gehalten werden. Die gleichen Menschen verstehen bei ihren Häusern den Vorteil der Winddichtheit nicht. Sie finden es normal, heißes Wasser in Rohrsystemen durch Häuser zu leiten und in Eisenboxen unter den Fenstern auskühlen zu lassen um den permanenten Wärmeverlust von schlecht gedämmten Außenwänden und undichten Fenstern durch ständige Energiezufuhr auszugleichen. Sie leisten sich für ihren Körper die modernsten, semipermeablen, dampfdiffusionsoffenen Membranen und fürchten gleichzeitig in einem modernen Haus die Dampfbremse, als zur Erstickung führende Plastiktüte. Sie tragen teure Funktionsunterwäsche, aber sparen beim Bau an der Dämmung zum Untergeschoss.
Aufklärungsbedarf beim Begriff Passivhaus
Mit anderen Worten: der Aufklärungsbedarf ist nach wie vor groß. Zwar kennen viele den Begriff Passivhaus, aber es gibt dutzende Missverständnisse, Halbwahrheiten und Vorurteile. Und es fehlt das grundsätzliche Verständnis. Ein Passivhaus heißt passiv, weil es kein aktives Heizsystem benötigt. Die notwendige Wärme kann, wenn man mag, über die Wohnraumlüftung eingebracht werden. Natürlich kann auch eine kleine Fußbodenheizung oder ein Heizkörper pro Geschoss eingebaut werden.
Die wichtigen Komponenten sind die durchgängige Wärmedämmung, hervorragende Fenster, eine gut geplante Wohnraumlüftung, Luftdichtheit und Wärmebrückenfreiheit. Wird alles gut kombiniert, reichen 5 Teelichter um ein 15 qm großes Kinderzimmer im tiefsten Winter zu heizen. Dieser geringe Heizwärmebedarf bedeutet Unabhängigkeit von fremden Ressourcen, einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und schont den eigenen Geldbeutel Jahr für Jahr. Das Energieinstitut bietet Informationsveranstaltungen für Bauherren und praxisorientierte Kurse für Planer an.