Als Ersatzneubau in Hanglage, mit Blick über das Rheintal, markiert der lange Baukörper den Siedlungsrand und richtet sich mit dem Satteldach entlang der Höhenlinien aus. Über eine relativ steile Zufahrt erreicht man das Carport und entlang der wegbegleitenden Stützmauer das Sockelgeschoss. Hangseitig eingegraben liegen Velo-, Technik- und Kellerräume. Die einläufige Treppe führt am Gästezimmer vorbei hoch ins Wohngeschoss, und weiter zu den Individualräumen.

Allseitig dank Lochfassade optimal mit Tageslicht versorgt, öffnet sich die Lärchenfassade am Südwest-Giebel über eingeschnittene Loggien zur Landschaft. Der Holzelementbau ruht auf einem Betonsockel und ist von Pfleger + Stöckli konsequent als Low-Tech Konzept geplant: „die Benutzer müssen mitdenken und mithandeln“. Die Gebäudehülle ist erdberührt mit Glasschaumschotter und mit Zelluloseeinblasdämmung in den Holzbauteilen hoch gedämmt. Solarverglasungen kombiniert mit Gebäudemasse als Wärmespeicher senken den Restwärmebedarf, der durch Low-Tech gedeckt wird.

Die Wärmeverteilung erfolgt passiv, also beispielsweise ohne Fußbodenheizung, von einem Stückholz-Speicherofen in Lehm im Wohngeschoss und einem kleinen Pelletofen beim Eingang. Die PV-Anlage auf dem Dach versorgt auch den Wärmepumpenboiler fürs Warmwasser. Freie Nachtauskühlung über händische Fensterlüftung in den Schlafzimmern unterstützt die Temperaturregelung im Sommer. „Dieses Konzept entspricht keiner Norm.“

Das Low-Tech-Einfamilienhaus Gstöhl von Mathias Stöckli in Eschen (FL). Bildnachweis: Universität Liechtenstein

Das Low-Tech-Einfamilienhaus Gstöhl von Mathias Stöckli in Eschen (FL). Bildnachweis: Universität Liechtenstein

 

Gedanken von Architekt Mathias Stöckli

Kosten

Es gibt eine Kostenumlagerung. Anstatt in die Heizung und in die Technik zu investieren, fließt das Geld in die Gebäudehülle, also bessere Dämmung und Fenster, in raumhohe Türen damit die Wärme zirkulieren kann. Der planerische Vorteil? Die Haustechnikplanung reduziert sich auf ein Minimum. Es muss nur noch die Sanitärinstallation geplant werden, da für die Heizung ein Ofen reicht.

Systemtrennung

Wir machen nichts, was einen Abbruch beschleunigt. Wie etwa Betondecken, in denen überall Lüftungsrohre eingelegt sind. Die Lebensdauer einer solchen Decke ist gleich lang, wie die eines Lüftungsrohrs, also erheblich kürzer. Wenn man die Systeme sauber trennt, also demontierbar anlegt, dann wird alles viel einfacher. Wer mit Holz baut, trennt die Systeme automatisch. Im Holz kann nicht einfach etwas eingelegt werden. Durch den Verzicht auf die Lüftungsanlage fallen viele Leitungen weg, die sonst kreuz und quer fahren. Dadurch wird der Lebenszyklus des ganzen Gebäudes länger.

Architektenwissen

Man muss sich weniger mit Leitungsführungen auseinandersetzen, sondern mit Dingen die Architekten auch Spaß machen: mit Fenstergrößen, Materialisierung, Anordnung der Räume, was leisten die Türen und ähnliches, damit das Haus funktioniert? Wie verteilt sich die Wärme im Haus? Das hat alles mit Gestaltung zu tun und nicht damit welche Maschinen im Keller stehen. Klar, braucht es hierfür ein Wissen, dafür erspart man sich die Auseinandersetzung mit der Technik.

 

Low Tech-Komponenten Einfamilienhaus Gstöhl:

 

Speichermasse

Direktgewinnhaus

Kein Wärmeverteilsystem
Wärmeerzeugung dezentral

Überall gemütlich warm

Luftaustausch über Fenster

Fensterlüftung

Zuletzt aktualisiert am 5. August 2020