Durch die Hybrid-Bauweise – massive Geschossdecken und Innenwände aus Stahlbeton im Untergeschoss – und eine hochwärmegedämmte Holzfassade ist Speichermasse zum Ausgleich von Temperaturschwankungen vorhanden.
Drei Seiten des Gebäudes (West-, Nord- und Ostseite) sind weitestgehend geschlossen. Die Südseite ist komplett verglast, wird jedoch durch einen großen Dachüberstand vor Überhitzung im Sommer geschützt.
Die verglaste Südseite mit vorgelagertem Balkon gewährleistet hohe solare Gewinne in den Wintermonaten. Durch das im Süden weit überkragende Dach ist das Gebäude vor berhitzung im Sommer geschützt.
Die Fensterflächen auf der Westseite, die vor allem im Sommer zu Überhitzung führen können, wurden auf ein Minimum reduziert. Eine aktive Kühlung des Gebäudes ist nicht notwendig.
„Low-Tech in der Ausführung bedeutet nicht Low-Thinking in der Planung“
Drei Fragen an Rainer Lindermayr, F64 Architekten, Kempten
Ist es einfacher, ein Low-Tech Gebäude zu planen, weil man einfach Dinge weglässt?
Planerische Vorteile durch ein einfaches Bauen sehe ich eher nicht, Low-Tech in der Ausführung bedeutet nicht Low-Thinking in der Planung. Konventionelle Ansätze oder ein „das hat man schon immer so gemacht” müssen sowohl bei der Gebäudehülle als auch bei der Anlagentechnik hinterfragt werden. Bei Low-Tech geht es nicht einfach um Weglassen, sondern es geht um die Suche nach einer einfachen, nachhaltigen und intelligenten Lösung. Das macht den Planungsprozess für Low-Tech Gebäude spannend und anspruchsvoll.
Ist es günstiger, ein Low-Tech Gebäude zu bauen?
Ja. Die Investitionskosten sanken beispielsweise durch den Wegfall einer Flächenheizung und durch den Einsatz der dezentralen Warmwasserbereitung. Weniger Anlagen bedeutet auch geringere Unterhaltkosten – und es kann auch weniger kaputtgehen. Um Low-Tech Komponenten oder Low-Tech Strategien einzusetzen ist ein gut moderierter Planungsprozess notwendig. Neben den Ideen der Architekten und Fachplaner müssen auch die Wünsche und Bedürfnisse der Gebäudenutzer berücksichtigt werden. Eine wichtige Frage ist, ob das Gebäude später ohne Einschränkungen für die Bewohner gut nutzbar und bedienbar ist.
Welche Empfehlungen können Sie Bauherrschaften und Planern für die Umsetzung von Low-Tech Gebäuden geben?
Als privater Bauherr sollte man alles hinterfragen. Was ist mir wichtig, wo kann ich Abstriche machen und einen gewissen Komfortverlust hinnehmen? Bei öffentlichen Bauten ist das schwieriger, weil es hier bestimmte normative Standards und Vorgaben gibt.