Gebäude verbrauchen Grund und Boden, Energie und Rohstoffe – für die Produktion und den Transport der Baumaterialien, für den Bau selbst und nicht zuletzt für die Nutzung. Dabei verursachen sie Abfälle, Abwasser, Abgase und Lärm. Über 50 Prozent aller umweltrelevanten Belastungen in Österreich werden durch das Bauwesen verursacht.
Derzeit werden die meisten Gebäude hinsichtlich ihrer Errichtungskosten optimiert. Bei Wohnbauten entstehen mehr als 60 Prozent der umwelt- und kostenrelevanten Aufwendungen jedoch während der Gebäudebenutzung (dem Betrieb, der Wartung und der Instandhaltung). Die ökologischen und kostenrelevanten Gesamtaufwendungen, über die Lebensdauer des Gebäudes betrachtet, können in der Gebäudeplanung entscheidend optimiert werden. Denn Qualität ist eine Frage der Planung, nicht des Geldes. Deshalb ist eine detaillierte Planung, die alle wichtigen Fragen klärt, entscheidend.
Die fünf Ziele des ökologischen Bauens sind:
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Qualität des Standortes
Möglichst geringer Grund- und Flächenbedarf.
Denn Bauland ist ein begrenztes und daher wertvolles Gut. Der sorgsame Umgang damit ist eine der wesentlichen Komponenten ökologischen Bauens. Eine optimale Nutzung des Grundstücks durch verdichtete Bauweise senkt die Baukosten deutlich. Möglichst geringe Flächenversiegelung schafft gutes Mikroklima und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. -
Qualität der Gebäudehülle
Möglichst geringer Wärmebedarf.
Dies wird durch sehr gute Wärmedämmung erreicht. Auch eine kompakte Gebäudeform spart Betriebskosten und unnötige Ausgaben beim Bauen. Die Devise sollte sein: So groß wie nötig und so kompakt wie möglich bauen – ohne auf Komfort und Lebensqualität zu verzichten. -
Qualität des Energieträgers
Es sollen erneuerbare und regionale Energieträger eingesetzt werden.
Dadurch werden CO2-Emissionen reduziert und die Versorgungssicherheit erhöht. Der Einsatz von energieeffizienten Haushaltsgeräten, die solare Warmwasserbereitung, ein effizientes und sehr gut wärmegedämmtes Wärmeverteilsystem und der sparsame Umgang mit Trinkwasser sind ökologisch genauso sinnvoll und reduzieren die Betriebskosten deutlich. -
Qualität der Materialien
Möglichst geringer sowie erneuerbarer Materialeinsatz.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe verstärken den Klimawamdel, bei der Verbrennung von PVC entsteht Dioxin, für Tropenholz wird der Regenwald geschlägert, usw. Solche Stoffe haben in ökologischen Bauten nichts verloren, denn längst sind für alle praktischen Bereiche umweltfreundliche Produkte am Markt. Auch die Langlebigkeit der Materialien zu achten, ist ökologisch (z.B. durch geeigneten Witterungsschutz). -
Qualität des Innenraumes
Schadstofffreie und gesunde Räume mit hohem Wohnkomfort.
Immer mehr Menschen reagieren sensibel auf Schadstoffe, Feuchtigkeit oder elektromagnetische Strahlung. Umweltfreundliche Verputze, Farben, Klebstoffe, Teppiche oder Spanplatten emittieren deutlich weniger Schadstoffe. Naturbelassene Oberflächen aus Holz oder mineralischen Baustoffen regulieren die Feuchtigkeit von Räumen. Gut gedämmte und daher warme Oberflächen werden als besonders angenehm empfunden. Ausreichende Speichermasse verhindert rasche Temperaturschwankungen – was ebenfalls den Wohnkomfort erhöht.
Trotz der hohen Qualität ökologischer Bauten können diese zu denselben Kosten bzw. geringen Mehrkosten gegenüber normal gebauten Häuser errichtet werden. Zudem rechnen sich viele Investitionen in kurzer Zeit. Die Investition in die Gebäudequalität rentiert sich allemal, denn diese bestimmt langfristig den Gebäude-Marktwert sowie die Höhe der Kosten für Betrieb, Wartung, Instandhaltung etc. und nicht zuletzt, die Behaglichkeit und den Wohnwert.
Als Werkzeug steht der ökologische Gebäudeausweis zur Verfügung, der einfach und schnell die ökologische Gesamtoptimierung des Gebäudes in der Planung sichert.
Im Gebäudeausweis wird die ökologische Qualität des Gebäudes festgelegt. Er unterstützt die Zielfindung und Planung sowie die praktische Umsetzung des Gebäudes. Im Fokus stehen die Themen Flächenverbrauch, Heizwärmebedarf (Energieausweis), Haustechnik, Materialwahl und Innenraum. Sie sind mit 50 möglichen Maßnahmen verbunden. Die Maßnahmen enthalten detaillierte technische Vorgaben für die Gebäudeumsetzung. In Vorarlberg diente der Gebäudeausweis bis 2017 zur Vergabe der Wohnbaufördermittel des Landes bei der Altbausanierung.