Bregenz ist seit Mitte Mai um ein kulinarisches Highlight reicher. Das Restaurant „Weiss“ öffnete, mit zwei Monaten corona-bedingter Verspätung, endlich seine Türen. Dem Genuss mit allen Sinnen steht nun nichts mehr im Wege, denn auch architektonisch ist das neue, alte „Weiss“ ein Augenschmaus. Dabei begleitet wurden die Inhaber*innen vom Partnerbetrieb NONA Architektinnen.
Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Abendessen im Hotel Krone in Hittisau überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.
Wir haben mit einer der Inhaberinnen Theresa Feurstein und den NONA Architektinnen Anja Innauer und Nora Heinzle, Mitgliedsbetrieb der Partnerbetrieb Traumhaus Althaus, gesprochen.
Das „Weiss“ ist zu einem Genussort geworden, an dem man sich richtig wohlfühlen kann. Ein Ort für alle. Neben der einzigartigen Küche von Milena Broger und Erik Pedersen ist dafür auch das architektonische Konzept verantwortlich. Wie kam es dazu?
Theresa Feurstein: Uns war von Anfang an klar, dass wir mit dem vorhandenen Raum arbeiten möchten und müssen. Ein kompletter Neubau des Restaurants kam für uns nicht infrage. Wir wollten Bestehendes erhalten und mit neuen Elementen kombinieren. Transparenz, einer der elementaren Werte unseres Restaurantkonzepts, war uns dabei besonders wichtig. Nora und Anja haben uns von Anfang an begleitet und einen Plan entworfen, der all dies wunderbar widerspiegelt.
Nora Heinzle: Für uns war es ein großes Privileg, dass wir den historisch wertvollen Bestand dieses Gebäudes weiterentwickeln und neu interpretieren durften. Die Öffnung der Räume und das Schaffen von Blickachsen waren, im Sinne des Konzepts, am wichtigsten. Es ist uns gelungen, dass vormals sehr verwinkelte Lokal „transparent“ zu machen. Man sieht nun vom Eingang bis in den Garten hinaus. Eine große Rolle hat dabei die Öffnung der Fenster, hin zum Straßenraum, gespielt. Hier wurde ein neuer Bezug nach draußen geschaffen. Und auch die Küche hat ein Fenster bekommen. Trotz einiger Hürden.
Anja Innauer: Besonders wichtig war, dass wir möglichst viel vom Bestand übernehmen. Auch aus Kostengründen. Wir mussten genau abwägen, wo es wirklich Veränderungen braucht. Wir haben versucht möglichst viele der bestehenden hochwertigen und gut erhaltenen Materialien wie Marmorsteine und Messingklinken zu erhalten und mit frischen Elementen aus regionalen Baustoffen zu ergänzen bzw. neu zu interpretieren.
Ein solcher Umbau birgt viele Überraschungen in sich. Was habt ihr alles erlebt?
Theresa Feurstein: Eigentlich sind wir dauernd auf Überraschungen oder Unerwartetes gestoßen. Es war, als ob wir Schicht für Schicht die Geschmäcker der ehemaligen Gastronomen entdecken und abtragen. So verbrachten wir zum Beispiel unzählige Stunden damit, den hartnäckigen roten Lack abzukratzen, der das gesamte Lokal zierte. Dabei sind wir dann auf eine Spiegelwand bei der Bar gestoßen. Und auch im technischen Bereich gab es so manche Überraschungen – von abenteuerlichen Verkabelungen bis hin zu unerklärlich platzierten LEDs. Beim Boden war von Laminat über Teppich, Fliesen und Parkett alles dabei.
Anja Innauer: Ja genau. Der schöne Bestand musste zuerst von viel Pfusch und Herumbasteleien befreit werden.
Theresa Feurstein: Wir sind aber auch auf ganz viel Lustiges und Persönliches gestoßen: Schlüssel, Besteck, Uhren und eine alte Brieftasche, deren Besitzer wir ausfindig machen konnten. Wir haben uns dabei ein wenig wie Schatzjäger*innen gefühlt.
Bei vielen Arbeiten habt ihr selbst angepackt. War das nicht sehr anstrengend?
Theresa Feurstein: Klar war es das. Da wir als Junggastronomen nicht unendlich viele Budgetmittel zur Verfügung hatten, blieb uns nichts anderes übrig. Uns haben aber viele helfende Hände unterstützt. Und natürlich hatten wir auch gute Handwerker und unsere beiden Architektinnen an der Seite, die für viele der auftauchenden Herausforderungen, wie zum Beispiel unebene Böden, schiefe Wände und „historische“ Elektroinstallationen, innovative und kreative Lösungen fanden.
Welche Bedeutung hatte denn die Zusammenarbeit mit Nora und Anja für euch?
Theresa Feurstein: Das gemeinsame Arbeiten mit den beiden war uns extrem wichtig und hat dazu geführt, dass das „Weiss“ heute so ist, wie es ist. Wir haben die beiden in alle Entscheidungen, auch die Kleinen, mit einbezogen. Denn sie hatten immer das Konzept vor Augen und achteten auf dessen Umsetzung. Man selbst neigt im Stress gerne dazu, auf etwas zu verzichten. Zum Beispiel auf das Fenster zur Küche. Die Umsetzung war mühsam und man musste auch statisch sehr viel beachten. Nora hat sich extrem dafür eingesetzt, dass wir es trotz aller Mühen umsetzten. Heute sind wir sehr glücklich darüber.
Nora Heinzle: Ja, zum Glück habe ich mich durchgesetzt. Für manche Dinge lohnt es sich, zu kämpfen. (lacht)
Theresa Feurstein: Der Blick auf’s Ganze darf einfach nie verloren gehen. Wir sind sehr dankbar, dass uns Nora und Anja diese Arbeit abgenommen haben. Nun ist das „Weiss“ genauso geworden, wie wir es uns vorgestellt haben.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Das Haus in der Bregenzer Anton-Schneider-Straße 5 hat eine lange Wirts- und Kaffeehaus-Geschichte: Zuletzt unter dem Namen Füxl, davor als Neubeck, Bistro, etc. und von 1926 – 1980 als Café Weiss. Ob Kaffee- oder Wirtshaus – es war stets ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt, Einheimische wie Kulturbesucher. Lesen Sie mehr über die Geschichte des Cafe Weiss im Downloadbereich.
Und hier erfahren Sie mehr über die Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus.
(Beitrag erstellt in Zusammenarbeit mit Julia Weger, WEGWEISER-Büro für gute Ideen, Schwarzenberg)