„Nachverdichtung“ – das Wort ist derzeit in aller Munde.
Denn schon seit einiger Zeit herrscht in Vorarlberg ein großer Mangel an Bauland und Wohnfläche. Dem entgegenwirken wollte Wolfgang Hartmann aus Bludesch mit der Sanierung und Aufstockung seines Einfamilienhauses aus dem Jahr 1982. Er hat es innerhalb von zwei Jahren in ein schmuckes Dreigenerationenhaus verwandelt. Wir haben uns das Bauprojekt angesehen und mit dem umtriebigen Bauherrn gesprochen.
Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Abendessen überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.
Herr Hartmann, ihr Haus ist heute nicht wiederzuerkennen. Warum haben Sie sich für so einen umfangreichen Umbau entschlossen?
W. Hartmann: Als ich Mitte 2016 in Pension kam, hatte ich auf einmal Zeit, darüber nachzudenken, wie es mit unserem Haus weitergehen soll. Wir werden älter und Barrierefreiheit wird irgendwann zum Thema. Zuerst wollten meine Frau und ich nur das Bad umbauen. Aber dann ist unsere Tochter auf uns zugekommen, dass sie auch gerne im Haus wohnen möchte. Mir war immer wichtig, dass das Haus vernünftig genutzt wird. Ich wollte es keinesfalls in fremden Händen sehen. So hat sich alles gut gefügt und wir haben begonnen zu philosophieren.
Sie sind die Sache dann sehr rasch und beherzt angegangen. Was waren die nächsten Schritte?
W. Hartmann: Als Erstes habe ich mir einen Architekten gesucht. Mit ihm habe ich viel getüftelt und bis Ende 2018 einen Plan ausgearbeitet. Zuerst wollten wir nur das Erdgeschoss und den ersten Stock umbauen. Der Architekt hat mich aber davon überzeugt, auch das Dachgeschoss um einen Meter anzuheben. Der Dachboden ist jetzt nicht mehr ein Abstellraum für nutzlose Gegenstände, sondern wir können ihn als Wohnraum nutzen.
Er war es auch, der mich mit Markus Liepert (Ingenieurbüro Markus Liepert, Partnerbetrieb Traumhaus Althaus) zusammenbrachte. Wir hatten schnell einen guten Draht zueinander. Markus war mir eine sehr große Hilfe, denn er hat sich neben der Erstellung des Sanierungskonzeptes auch um alle Förderungen (Land, Bund, KLIEN, VKW) vorbildlich gekümmert hat. Er übernahm sämtliche Antrags- und Abrechnungsmodalitäten mit den jeweiligen Förderstellen und schlussendlich konnte ich mich über Zuschüsse von rund 60.000 € freuen. Schön, dass solche zukunftsfähigen Maßnahmen zurzeit diese Unterstützung erfahren.
Bevor ich den Plan endgültig bei der Gemeinde einreichte, musste ich noch ein paar Nächte darüber schlafen und Kosten wälzen. Wichtig für mich/uns war auch die Kostenteilung, denn wir konnten den Umbau nur gemeinsam stemmen. Dann war ich aber mit mir und meiner Familie im Reinen und 2019 konnten wir loslegen.
Wie ging es weiter?
W. Hartmann: Als erstes habe ich Angebote eingeholt. Und ich habe einen Zeitplan für die Handwerker erstellt. Da ich handwerklich ganz geschickt bin, habe ich die Bauleitung und Koordination selbst in die Hand genommen. Das hat einiges an Kosten gespart.
Das ist ein großer Vorteil. Was waren die ersten konkreten Umbauschritte?
W. Hartmann: Bevor wir mit dem eigentlichen Umbau starteten, machten wir im Garten die Tiefenbohrungen für die geplante Wärmepumpe. An zwei Stellen haben wir auf 130 Meter hinunter gebohrt und alle Leitungen verlegt. Der Installateur hat gleich alles angeschlossen und die neue Wärmepumpe installiert. So hatten wir das Thema aus den Füßen.
Dann ging es ans Abbrechen und Ausräumen. Die alte Garage musste weg, Ober- und Dachgeschoss mussten ausgeräumt und das Dach abgedeckt werden. Das war viel Arbeit, die wir alle selbst gemacht haben. Ach ja, und wir haben auch alle Fenster, Balkon- und Terrassentüren (Holz-Alu mit Dreifachverglasung) und die Haustüre ausgetauscht und auf den neuesten Stand gebracht.
Das klingt nach viel Arbeit und einer großen Herausforderung.
W. Hartmann: Ja, gerade beim Dachgeschoss war es gar nicht so einfach. Die Baustelle durfte ja nicht zu lange offen sein. Aber wir haben es gut hinbekommen – den Zubau und die Aufstockung in Holzbauweise. Unser Zimmerer hat hier alle Gebäudeteile in seiner Werkstatt vorgefertigt und alles fix fertig inklusive Fassade und Isolierung geliefert. Da habe ich ordentlich gestaunt, da ich gar nicht wusste, dass das möglich ist.
Die Zeitplanung war aber auch nicht so ohne. Der Zimmerer brauchte mindestens vier trockene Tage. Da mussten wir wetterbedingt etwas Geduld aufbringen. An einem Montag konnten wir dann zuschlagen. Alles war bis ins Detail durchorganisiert. Das Dach hatten wir bereits abgedeckt und binnen sechs Stunden war der alte Dachstuhl abgetragen. In zweieinhalb Tagen war dann der Zubau und der neue Dachstuhl inklusive Abdeck-Folie fertig und es konnte uns nicht mehr hineinregnen.
Anschließend folgte die Komplettierung des Dachstuhles, Spenglerarbeiten, die neue Dacheindeckung, thermische Solaranlage und dann oben drauf die PV-Anlage mit 5 KWP und schlussendlich die Isolierungsarbeiten mit Holzschirm am bestehenden Teil des Hauses.
Wirklich beeindruckend. Das war aber sicher nicht das Einzige. Womit hatten Sie noch zu kämpfen?
W. Hartmann: Vor besondere Schwierigkeiten stellten uns die Durchbrucharbeiten. Für den neuen Zubau mussten wir die ganzen Wände durchbrechen. Begonnen haben wir in der ehemaligen Toilette. Da hatten wir dann einige Zeit eine halb offene Wand. Ohne Heizung war das schon eine haarige Situation.
Da wir ja quasi auf der Baustelle wohnten, war es natürlich auch immer staubig und dreckig. Gott sei Dank habe ich eine verständnisvolle und unkomplizierte Frau. (lacht)
Besonders gefordert hat mich auch die Entsorgung der Unmengen von Abbruchmaterial. Um Kosten zu sparen, habe ich möglichst viel getrennt und bin sehr viele Male selbst zur Entsorgungsfirma gefahren.
Die meisten Sanierungsarbeiten fielen mit dem Beginn der Corona-Krise zusammen. Wie hat sich das ausgewirkt?
W. Hartmann: Hier hatten wir viel Glück. Nur bei den Rigips-Arbeiten gab es eine dreiwöchige Verzögerung. Alles andere klappte wie am Schnürchen. Da ich die meisten Handwerker persönlich kenne, wusste ich, dass ich mich auf sie verlassen kann. Auch was die Einhaltung der Corona-Regeln betrifft.
Hier möchte ich auch noch ein herzliches Dankeschön an alle beteiligten Firmen sagen, die alle hervorragende Arbeit geleistet haben!
Wann ist der Einzug erfolgt? Und wer lebt nun alles unter einem Dach?
W. Hartmann: Im Mai 2020 konnten meine Frau und ich unser neues Reich im Erdgeschoss beziehen. Dann war das Obergeschoss im Altbau an der Reihe. Ausräumen, alle Böden heraus, Durchbruch in den Zubau usw. Das Obergeschoss war schließlich ein kompletter Rohbau. Es wurde eine neue Fußbodenheizung verlegt und ein neuer Estrich im ersten Stock und Dachgeschoss aufgebracht. Bad, Küche, Türen, Elektroinstallationen und die Adaptierung der Alarmanlage – das alles wurde erneuert.
Ende November konnte meine Tochter mit ihrem Sohn einziehen und im Dachgeschoss wohnt derzeit meine 21-jährige Enkelin.
Es ist richtig lebendig geworden im Haus. Das freut mich sehr!
Und was steht jetzt noch an?
W. Hartmann: Derzeit überlege ich noch, ob ich unsere PV-Anlage mit einem Speicher-Akku aufrüsten soll. Sie hat uns im letzten Jahr 3.500 kWh geliefert. Damit könnten wir, wenn wir eine Speichermöglichkeit hätten, fast energieautark leben. Dazu möchte ich noch Berechnungen zusammen mit Markus Liepert anstellen.
Was sonst noch offen ist? Ein Abstellraum mit Werkstatt und Carport und einige Restarbeiten.
Aber jetzt heißt es erst mal den Garten auf Vordermann bringen, damit wir ihn alle in diesem Sommer richtig fein genießen können.
Ich sehe, Ihnen wird nicht langweilig in den nächsten Jahren. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Und hier erfahren Sie mehr über die Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus.
Beitrag erstellt in Zusammenarbeit mit Julia Weger, WEGWEISER-Büro für gute Ideen, Schwarzenberg
Fotos: Familie Hartmann, Markus Liepert