Das alte Postmeisterhaus ins 21. Jahrhundert geholt
Bauherr G. Hofer hat das Haus des Großvaters, mit knarrenden Stiegen und kleiner Garage aus den 50er Jahren, umfassend saniert. Mit Unterstützung von zwei Sanierungsexpertinnen der Partnerbetriebe ist daraus ein modernes Schmuckstück geworden.
Ein altes Postmeisterhaus aus dem Jahr 1957 mit knarrenden Stiegen, einer Garage, die laufend für Beulen am Kopf sorgte und eine zu schmale Terrasse. Das war das Objekt, dass Gernot Hofer von seinen Großeltern übernommen hatte. Auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Jackpot, aber dennoch stattlich und groß mit einer guten Prise Herzlichkeit. Mit der Zeit zeigte das Haus aber seine vielen Qualitäten. Und diese haben den Besitzer veranlasst, eine umfassende Sanierung in Angriff zu nehmen. Wir haben mit ihm, sowie der Sanierungslotsin und Innenarchitektin Susanne Gehrer und Andrea Vogel-Sonderegger (Sonderegger & Thonhauser, Architektur und Energieeffizienz) gesprochen.
Jedes Jahr ziehen wir unter den eingegangenen Kundenbewertungen unserer Partnerbetriebe fünf Gewinner*innen, die als Dank einen Gutschein für ein feines Essen überreicht bekommen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit um die Sanierungsgeschichten hinter den Bewertungen in Erfahrung zu bringen.
Herr Hofer, Sie haben das Haus von Ihren Großeltern übernommen – war Ihnen zu dem Zeitpunkt bereits klar, dass eine Sanierung notwendig sein wird?
G. Hofer: Ja, dessen war ich mir immer bewusst. Als ich das Haus übernommen hatte, nahm ich eine erste Grundsanierung vor, um es wohnlicher zu machen. Die Idee, dem Ganzen einen neuen Schliff zu geben, ist mit der Zeit gewachsen. Zu guter Letzt habe ich noch einen „Schubs“ von Susanne (Anm.: Susanne Gehrer, Sanierungslotsin) gebraucht, um die vielen Qualitäten des Hauses zu erkennen.
S. Gehrer: Ich bin so froh, dass ich Gernot für die Sanierung begeistern konnte. Ich bin immer wieder an diesem Haus vorbeigeradelt, aber erst bei unserem ersten gemeinsamen Rundgang ist mir klargeworden, welches Juwel da seinen Dornröschenschlaf schlummert. Das Haus hat unglaublich viel Potenzial. Es hat schöne, sonnendurchflutete und große Räume, einen trockenen und hellen Keller, ein ausgebautes Dachgeschoss und eine gute Bausubstanz. Außerdem verfügte es bereits über eine Korkdämmung außen und Heraklit innen sowie Ziegelträgerdecken. Optimale Voraussetzungen für eine Sanierung.
G. Hofer: Susanne ist mit mir durchs ganze Haus marschiert und hat mir die Augen geöffnet. Danach hatte sie recht rasch ein gutes und schlüssiges Sanierungskonzept im Kopf, das meinen Bedürfnissen entsprach. Ich habe dennoch noch weitere Sanierungsplaner*innen angefragt, aber nirgends fühlte ich mich so gut aufgehoben wie bei ihr. Einige haben mir sogar geraten, das Haus abzubrechen und neu zu bauen. Das sei doch viel billiger. Aber gerade heute bei diesen Baupreisen, stimmt das definitiv nicht. Und ich wollte es auch nicht.
Ich wollte, dass das Haus ein modernes Erscheinungsbild bekommt – sozusagen ins 21. Jahrhundert geholt wird.
Nachdem die Entscheidung für die Sanierung gefallen ist, wie sind Sie vorgegangen?
G. Hofer: Als Erstes nahm ich eine Sanierungs-VOR-Beratung des Energieinstitutes Vorarlberg mit Susanne Gehrer in Anspruch. Dabei verfeinerten wir das erste Konzept von Susanne nochmals.
S. Gehrer: Mir ist besonders wichtig, dass sich die Bauleute im Vorfeld mit ihren Bedürfnissen und Wünschen auseinandersetzen und hinschauen, was sie wirklich brauchen. Bei dem von mir entwickelten „Bauherren-Coaching“ werden diese ganz genau ab- und hinterfragt und auch die Optimierung von Arbeitsabläufen steht im Mittelpunkt. Dadurch können viele im Nachhinein auftretende Kosten vermieden werden.
Besonders wichtig ist mir aber auch, dass am Ende der Sanierungs-VOR-Beratung bereits eine Planer*in mit an Bord ist, damit es tatsächlich losgehen kann.
G. Hofer: In unserem Fall war das dank der Empfehlung von Susanne, Andrea Vogel-Sonderegger. Obwohl ich selbst viel Erfahrung mit Bauprojekten und ein gutes Gespür für Design habe, war es mir wichtig, einen Profi mit im Boot zu haben. Daher habe ich Andrea als Architektin und Oberbauleiterin engagiert.
Frau Vogel-Sonderegger, Sie waren als Architektin und Oberbauleiterin für die Planung und Ausführung zuständig. Worauf haben Sie besonderen Wert gelegt?
A. Vogel-Sonderegger: Es war mir wichtig, ein Stück vom Lebensgefühl des Bauherrn zu realisieren und das Haus zu seinem Eigenen zu machen. Ästhetischer Feinschliff beim Bestand und beim neu dazu gefügten und individuell auf den Kunden abgestimmtes Design macht die Freude an unserer Arbeit aus. Neben den Innenraumänderungen hat das Haus nun einen schönen überdachten Eingang erhalten, die Terrasse wurde mit Holz verkleidet damit sie wohnlicher wird und sie hat auch eine indirekte LED-Beleuchtungen für eine schöne Abendstimmung bekommen. Der Balkon im Obergeschoss hat nun ein satiniertes Ganzglasgeländer anstelle der Stagetten aus den 1950er-Jahren. Auch das Farbkonzept wurde innen und außen stimmig in Einklang gebracht und ist nun eine Mischung aus Schlamm- und warmen Weisstönen sowie anthrazit.
Aus technischer Sicht lag mein Fokus auf einem bezahlbaren Ergebnis, einer thermischen Sanierung für künftige niedrige Betriebskosten und vor allem einem Mehr an Wohnqualität mit Bedacht auf das Vermeiden von Feuchte und Schallproblemen.
Um die Kostensicherheit zu gewährleisten, habe ich penibel darauf geachtet, dass bereits im Spätherbst 2020 noch vor der Baueinreichung alle Vergaben gemacht waren. Dadurch war das Bauvorhaben von den massiven Preiserhöhungen 2021 größtenteils nicht betroffen.
G. Hofer: Ja, von dieser vorausschauenden Planung habe ich sehr profitiert. Und der gut abgestimmte und straff erstellte Bauzeitenplan, die Bauverhandlung war im Januar 2021, der Baustart im März und die Fertigstellung dann Ende 2021, hat es mir ermöglicht, während der Bauphase im ausgebauten Dachgeschoss wohnen zu können. Ich war somit immer vor Ort.
Wow, ein Jahr lang wohnen auf der Baustelle. Wie fühlt sich das an?
G. Hofer: Hart. (lacht) Man wohnt mehr oder weniger immer im Dreck. Luxus ist das definitiv nicht. Aber es hat auch viele Vorteile. Man ist immer auf der Baustelle und hat alles im Blick. Natürlich ist man dann auch der Letzte der geht. Als Junggeselle hält man das aber schon mal ein paar Monate durch. Die andere Option wäre gewesen, eine Wohnung zu mieten. Aber die Ausgaben für ein Jahr Miete, habe ich dann lieber in die Sanierung gesteckt.
Sie haben vorwiegend mit ortsansässigen Handwerker:innen zusammengearbeitet. Welche Erfahrungen machten Sie dabei?
G. Hofer: Ja, es waren vorwiegend lokale Handwerker aus dem Rheindelta. Aber auf Empfehlung bin ich auch mal abgewichen. Wichtig war mir, dass alle Gewerke Hand-in-Hand arbeiten können.
A. Vogel-Sonderegger: Dadurch, dass sich die meisten gut kennen, hat diese Zusammenarbeit reibungslos geklappt. Ich möchte aber auch noch erwähnen, dass Gernot sehr viel in Eigenregie umgesetzt hat. Beim Abbruch ist er mit einem ganzen Trupp an Freunden und Bekannten angerückt. Als Bauleiterin macht mir das normalerweise immer etwas Bauchweh, denn es könnte zu Unfällen kommen und der Zeitplan durcheinandergeraten. Aber in diesem Fall hat alles bestens funktioniert und Gernot konnte sich dadurch einiges an Geld sparen. Es erfüllt mich immer wieder mit Freude, wenn nach einer so anspruchsvollen und belastenden Zeit, durch unser´ aller Arbeit ein Lebenstraum in Erfüllung geht
Bei Abbrucharbeiten trifft man immer wieder auf Unerwartetes. War dies auch bei Ihnen der Fall?
G. Hofer: Ein befreundeter Statikplaner meint vor dem Abbruch, dass ich wahrscheinlich mit instabilen (Ziegel-)Wänden konfrontiert werden würde. Darauf habe ich mich eingestellt. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Mein Opa hat das Haus äußerst stabil ausgeführt. Alle Betonträger waren durchgegossen. Beim Schremmen und Flexen habe ich daher ziemlich viel geflucht. Aber jetzt bin ich meinem Opa sehr dankbar, dass er das Haus in so guter Qualität gebaut hat. Er hat wirklich an keiner Ecke gespart.
Seit dem Jahreswechsel wohnen Sie nun im „neuen“ Haus. Was genau ist denn nun alles neu?
G. Hofer: Ganz wichtig: ich stoße mir in der Garage jetzt nicht mehr den Kopf an!
Der offene Windfang wurde zur Garderobe ausgebaut und in die Gebäudehülle integriert, das Stiegenhaus ist nun luftig und hell. Im Erdgeschoss haben wir das Bad verkleinert, um mehr Raum für die Küche zu gewinnen. Und Kochen und Essen wurde zusammengelegt inkl. Ofen mit Sichtfenster. Dafür hat es einen neuen Kamin gebraucht und der wurde so integriert, dass es er von außen nicht sichtbar ist und in den Wohnräumen als solches wirkt.
Im Obergeschoss wurde das alte Bad zum Bügelzimmer, die Wand dazwischen wurde durch eine Möbelwand ersetzt, die auch ein ausgeklügeltes Wäschesortiersystem beinhaltet und ein ehemaliges Kinderzimmer ist jetzt eine großzügige Badoase mit „Wellnessfaktor“.
„Wellnessfaktor“ klingt eindeutig nach einem Highlight!
G. Hofer: (lacht) Ja, da ich beruflich im Sanitärbereich tätig bin, ist das natürlich ein Muss.
Definitiv viel zeitgemäßer Komfort und Lebensqualität. Haben Sie schon einen Lieblingsplatz?
G. Hofer: Da mich offenes Feuer schon immer magisch angezogen hat, ist es eindeutig der Ofen im Wohn-/Essbereich. Gerade in der kühlen Jahreszeit ein absoluter Wohlfühlort. Und jetzt im Sommer genieße ich den neu gestalteten Außenbereich und Garten.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Fotos: Gerhard Klocker (moving / stills photography, Lustenau)
Mehr Informationen und Details über diese gelungene Sanierung finden Sie in unserer Sanierungsgalerie!
Sanierungslotsin Susanne Gehrer und Architektin Andrea Vogel-Sonderegger sind Mitglieder bei der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Auch der Ersteller des Energieausweises, Johannes Schüssling ist Teil des Netzwerkes.
Erfahren Sie mehr über die Sanierungs-Spezialist*innen www.partnerbetrieb.net
Zuletzt aktualisiert am 28. Juli 2022