In keiner Gemeinde Österreichs sind – bezogen auf die Einwohner – so viele Photovoltaik-Kleinanlagen auf Wohngebäuden installiert wie in Warth. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Fraxern, Krumbach und Zwischenwasser. Energielandesrat Christian Gantner betrieb mit dem Zwischenwasserer Bürgermeister Kilian Tschabrun und unserem Erneuerbare Energien-Experten Michael Braun im Rahmen einer Pressekonferenz ein bisschen Ursachenforschung.

Laut Statistik Austria beträgt die installierte Photovoltaik-Leistung auf privaten Wohngebäuden in Warth rund 800 Watt pro Einwohner. Das reicht in der Jahresbilanz schon aus, um den Stromverbrauch eines sparsamen Haushaltes abzudecken. Auch auf den Plätzen ist die Stromproduktion noch beachtlich: Fraxern (380 Watt pro Einwohner), Krumbach (360) und Zwischenwasser (350) belegen österreichweit die Ränge drei bis fünf im Ranking der für private Wohngebäude typischen PV-Anlagen unter einer Leistung von fünf Kilowatt (peak).

Photovoltaikanlagen auf Wohngebäuden: In Bezug auf die Fläche pro Einwohner liegen vier Vorarlberger Gemeinden in den österreichischen Top 5: Warth an der Spitze und Fraxern, Krumbach und Zwischenwasser auf den Plätzen 3 bis 5. Bild: Markus Gmeiner

Photovoltaikanlagen auf Wohngebäuden: In Bezug auf die Fläche pro Einwohner liegen vier Vorarlberger Gemeinden in den österreichischen Top 5: Warth an der Spitze und Fraxern, Krumbach und Zwischenwasser auf den Plätzen 3 bis 5. Bild: Markus Gmeiner

Während in Bezug auf die Einwohner vor allem kleine Gemeinden im Ranking vorne liegen, findet sich bei der Reihung nach absoluten Zahlen Dornbirn hinter Wien und Graz am Podium – und zwar noch vor den größeren Städten Linz, Wels, St. Pölten oder Klagenfurt.

Vorarlberg belegt damit mit 10,9 PV-Anlagen auf 1.000 Einwohner hinter dem Burgenland (13) und quasi gleichauf mit Niederösterreich (11) den dritten Platz.

Seit 2009 wurden in Vorarlberg rund 500.000 m2 Photovoltaik-Flächen zugebaut und das Ausbauziel zur Energieautonomie von jährlichen 40.000 m2 bis 2020 schon 2018 erreicht.

Förderungen, Gemeinden und Energieautonomie als Motoren des Ausbaus

Energielandesrat Christian Gantner ortet drei wesentliche Beschleuniger des Ausbaus: Die – trotz Kritik am früheren „Windhundprinzip“ – guten Förderbedingungen, das breite Bewusstsein in der Bevölkerung, zu einer möglichst großen Energieunabhängigkeit beizutragen und nicht zuletzt die Vorbildwirkung der öffentlichen Hand.

Letztere unterstützt das Land derzeit gezielt im Rahmen der Initiative „Sonnenkindergärten“. Als sich die Landesverwaltung Anfang des Jahres selbst zur Klimaneutralität verpflichtet hat, wurde ein Budget zur Kompensation verbleibender CO2-Emissionen eingerichtet. Aus diesem werden 40 Photovoltaikanlagen auf Kindergärten finanziert. Neben der PV-Anlage wird den Kindergärten auch ein pädagogisches Begleitprogramm mit auf den Weg gegeben.

Bürgermeister Kilian Tschabrun freut sich über jede PV-Anlage in Zwischenwasser. Bildnachweis: Markus Gmeiner

Ein Angebot, das Kilian Tschabrun gerne annimmt. Der Bürgermeister der e5- und Klimaschutzvorreitergemeinde Zwischenwasser tritt schon seit langem für die Nutzung der Sonnenenergie ein. Die Gemeinde ist dabei selbst aktiv und betreibt auf mehreren kommunalen Gebäuden Photovoltaikanlagen sowie einen Elektrobus, der die Kindergarten- und Schulkinder CO2-neutral aus den am Berg gelegenen Weilern ins Zentrum bringt.

Zentrales Anliegen ist in Zwischenwasser aber die Mobilisierung der Bürgerinnen und Bürger. 2015 wurden in einer konzertierten Aktion in 100 Tagen 100 PV-Anlagen installiert. Die Gemeinde kümmerte sich um Bewerbung und die rasche Abwicklung der Bauanträge, den Rest übernahm die PV-Branche. Der Hunger auf mehr Sonnenstrom in der Gemeinde ist aber noch lange nicht gestillt: „Wir haben nicht lange überlegen müssen, ob wir bei den Sonnenkindergärten mitmachen“, so Tschabrun. „Denn nachhaltig produzierten Strom kann es in unserer Gemeinde gar nicht genug geben!“ 

PV-Ausbau als Maßnahme gegen den Klimanotstand weiter betreiben

Das sieht auch Christian Gantner so: „Auch wenn das Ausbauziel auf dem Weg zur Energieautonomie bis 2020 schon jetzt erreicht ist, gibt es keinen Grund, auf die Bremse zu steigen“, so der Energielandesrat. Denn als Konsequenz aus dem vergangenen Donnerstag verhängten Klimanotstand soll die Stromversorgung in Vorarlberg bis 2030 zu 100% auf Basis erneuerbarer Energieträger erfolgen. Dazu ist – neben der Wasserkraft – vor allem die Photovoltaik gefragt. 5.000 Dächer zusätzlich sollen sauberen Strom liefern.

Pressekonferenz in Zwischenwasser: Vorarlbergs Gemeinden sind Spitzenreiter im Ausbau von Photovoltaik-Anlagen.

Energielandesrat Christian Gantner betrieb mit dem Zwischenwasserer Bürgermeister Kilian Tschabrun und unserem Erneuerbare Energien-Experten Michael Braun im Rahmen einer Pressekonferenz ein bisschen Ursachenforschung zum PV-Ausbau in Vorarlberg.

Dabei sollen Dächer auf Betriebsgebäuden stärker in den Fokus rücken. Ein vom Land speziell gefördertes Beratungsangebot hilft Unternehmen bei der möglichst wirtschaftlichen Hebung ihrer PV-Potentiale.

Und um den Strom für möglichst sinnvolle Nutzungen verfügbar zu halten, wird auch die Energiesparoffensive von Land Vorarlberg, illwerke vkw und Energieinstitut Vorarlberg nach 2020 weitergeführt werden.

Nutzen von Photovoltaikanlagen steigt durch Elektromobilität

Ein Turbo für den weiteren Ausbau könnte aus der Elektromobilität kommen:  Das Elektroauto mit Strom vom eigenen Dach zu speisen, sei nicht nur ein offensichtlicher Beitrag zur Energieautonomie, meint Kilian Tschabrun. Er ist Eigentümer sowohl eines Elektroautos als auch einer Photovoltaikanlage, die sich durch den hohen Eigenverbrauch schneller amortisiere.

Auch Michael Braun sieht in der Kombination aus Sonnenstrom und Elektromobilität Vorteile. „Zuerst einmal macht E-Mobilität grundsätzlich nur dann Sinn, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Also zum Beispiel aus einer Photovoltaikanlage. Strom vom eigenen Dach zu nutzen, erhöht zudem den Eigenverbrauch, was lukrativer ist, als den Strom zum Marktpreis ins Netz zu speisen.“

Dabei relativiert Braun aber die Kosten für die Photovoltaikanlage in Zusammenhang mit den Mobilitätskosten: „Eine PV-Anlage, die ausreicht, um Strom für rund 12.000 jährliche Autokilometer zu erzeugen, kostet aufs Jahr umgelegt weniger, als die Vollkaskoversicherung.“

Vor allem für Betriebe interessant

Gerade für Betriebe ist dies laut Braun eine attraktive Grundlage, angesichts niedriger Strompreise und damit geringer Einspeisevergütungen in eine PV-Anlage zu investieren: So kann der Strom einerseits in der Produktion oder zur Klimatisierung von Gebäuden im Betrieb selbst verbraucht, andererseits über eine Ladestation den Mitarbeitenden zum Laden ihrer Elektroautos zur Verfügung gestellt werden. Da die Anlagenpreise in den letzten zehn Jahren auf ein Viertel gefallen seien, ließen sich PV-Anlagen auch ohne Förderung wirtschaftlich darstellen.

Geeignete Zeitpunkte für Überlegungen zu PV-Anlagen sind laut Braun Neubauten oder Dachsanierungen. So könnten Betriebe eine PV-Anlage beispielsweise mit einem Gründach kombinieren und die Gebäude so einen großen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit bringen, ist Braun überzeugt.

Das Energieinstitut Vorarlberg bietet hierzu eine neutrale PV-Beratung für Unternehmen an, die vom Land und vom Bund mit 70% gefördert wird (Details dazu hier).

 

Zahlen zur Photovoltaik in Vorarlberg

  • 2017 wurden in Vorarlberg 81 GWh PV-Strom erzeugt, neunmal mehr als noch 2005 (Referenzjahr der Energieautonomie). Das entspricht
    • dem Stromverbrauch von rund 20.000 Haushalten (bei einem Jahresstromverbrauch von 4.000 kWh pro Haushalt).
    • dem Verbrauch auf 400 Millionen Kilometer mit dem Elektroauto (0,2 kWh pro Kilometer).
    • der Produktion vom Kraftwerk
  • Von einer klassischen PV-Anlage auf einem privaten Wohnhaus (Leistung 5 kWp) reicht die Hälfte der Fläche, um den Strom für 12.000 E-Auto-Kilometer zu erzeugen (rund 2.500 kWh). Könnte das Auto vollständig mit Strom vom eigenen Dach aufgeladen werden, lägen die jährlichen Kosten dafür bei 200 Euro.
  • Die Strahlungsleistung der Sonne auf die Gemeindefläche von Krumbach würde ausreichen, um den gesamten Energiebedarf in Vorarlberg zu decken (Strom, Wärme, Treibstoff).

Empfehlungen zur Photovoltaik für Privatpersonen und Unternehmen

  • Die PV-Beratung für Unternehmen des Energieinstitut Vorarlberg liefert eine produktneutrale und fundierte Entscheidungsgrundlage, ob und wie Photovoltaik im Unternehmen wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Die Beratung ist produktneutral und wird von Bund und Land mit 70% der Beratungskosten gefördert. Details unter www.energieinstitut.at/pvberatung
  • Susi – die Strom-Unabhängigkeits-Simulation gibt mit wenigen Klicks eine Orientierung über die Dimensionierung einer PV-Anlage am Wohngebäude und das Potential zum Eigenverbrauch mit und ohne Batteriespeicher. energieinstitut.at/susi
  • Die produktneutrale PV-Beratung im Energieinstitut Vorarlberg hilft bei allen Fragen rund um die eigene PV-Anlage mit oder ohne Batteriespeicher. energieinstitut.at/energieberatung  

Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2020