Die Frage, wie umweltfreundlich Elektroautos wirklich sind, bewegt derzeit viele Menschen. Im Fokus der Diskussion stehen die Akkus, von denen viele Menschen annehmen, dass ihre Herstellung und Entsorgung mit erheblichen Umweltschäden verbunden sind.
Grundsätzlich ist klar, dass sowohl Autos mit Verbrennungsmotoren als auch Elektroautos eine Belastung für die Umwelt darstellen: Die Produktion von elektrischen Batterien und Akkus ist mit dem Abbau von Rohstoffen und dem Einsatz von Energie verbunden. Da Elektroautos mit großen Batterien ausgestattet werden müssen, ist die Herstellung aufwändiger als beispielsweise die Produktion von Akkus für Laptops oder E-Bikes.
Umweltfreundlich? Die Schlüsse von Fraunhofer-Institut und Umweltbundesamt
In seiner heuer veröffentlichten umfassenden Studie „Batterien für Elektroautos: Faktencheck und Handlungsbedarf“ kommt das Fraunhofer-Institut unter anderem zu folgenden Schlüssen:
- Heute in Deutschland gekaufte Elektroautos haben über ihre Nutzungsdauer eine bessere Klimabilanz als konventionelle PKWs. Durch den besseren Strommix in Österreich ist die Bilanz für PKWs hier noch besser.
- Schreitet die Energiewende mit dem Ausstieg aus Kohle-Strom und Erdgas-Strom weiter voran, so wird die Klimabilanz noch deutlich besser.
- Bei anderen Schadstoffen wie Stickoxyden, Feinstaub, etc. ergibt sich ein gemischtes Bild, bei einigen Schadstoffen ist die Bilanz von Verbrennungsmotor-PKWs besser, bei anderen die der Elektroautos.
- Es sind global gesehen auch längerfristig ausreichend Rohstoffe für die Herstellung der für die Mobilitätswende benötigten Batterien vorhanden.
- Die Strommengen, die für den Betrieb der Elektroautos benötigt werden, können aus neuen erneuerbaren Energiequellen aus Europa bereit gestellt werden. Auch die Stromnetze müssen nur partiell ausgebaut werden.
- Batterierecycling ist technisch machbar und wird industriell in Pilotbetrieben umgesetzt. Es besteht jedoch nach wie vor Bedarf an Forschungsarbeit zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Effizienz dieser Prozesse sowie zur Anpassung der gesetzlichen Regelungen.
- Über die Lebensdauer betrachtet sind Elektroautos auch ohne Förderungen im Vergleich zu herkömmlichen Autos wirtschaftlich. Unter Berücksichtigung der Förderungen verbessert sich diese Bilanz noch zusätzlich.
Die Ergebnisse vom Fraunhofer-Institut decken sich auch mit einer Veröffentlichung des österreichischen Umweltbundesamts.
Herstellung von Batterien muss Sozial- und Umweltstandards entsprechen
Die Herstellung von Batterien – angefangen von der Rohstoffgewinnung über die Aufarbeitung bis hin zum Recycling muss grundsätzlich allen internationalen Sozial- und Umweltstandards entsprechen. Studien belegen, dass die Einhaltung dieser Standards technologisch möglich ist. Sie muss aber durch entsprechende Regelungen und Kontrollen von den Fahrzeugherstellern und Konsument*innen eingefordert werden.
Das Fraunhofer-Institut kommt zum Schluss, dass die Gewinnung beispielsweise von Kobalt im kleinstrukturierten Bergbau in Kongo vielen Familien das Überleben sichere und deshalb – statt das Material zu boykottieren – auf einen ungefährlichen Abbau unter Einhaltung sozialer Standards hingearbeitet werden müsse.
Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass auch der Abbau von Öl und Gas mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden ist.
Und noch ein Wort zum Wasserstoff
Die Nutzung von Wasserstoff als Antriebsenergie für PKWs hat gegenüber Elektroautos den Vorteil, dass keine Fahrzeugbatterie benötigt wird und dass sie über höhere Reichweite verfügen. Allerding weist die Wasserstoff-Technologie einige gravierende Nachteile gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen auf, so der VCÖ:
- Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge sind technisch aufwändiger und damit naturgemäß teurer in der Herstellung. Damit fällt der Umstieg von fossilen Fahrzeugen schwerer als bei Elektroautos.
- Elektro-Autos verfügen mit dem vorhandenen Stromnetz über ein europaweit ausgebautes Energieverteilnetz, das für die breite Etablierung von E-Mobilität nur partiell ausgebaut werden muss. Die Infrastruktur für die Aufbereitung, Lagerung und Verteilung von Wasserstoff ist nicht vorhanden und müsste erst mit sehr hohen Kosten Aufgebaut werden.
- Der energetische Wirkungsgrad von Wasserstoff-Fahrzeugen ist mit 22% – bedingt durch die aufwändigen Prozesse zur Herstellung, Lagerung und Umwandlung von Wasserstoff – deutlich schlechter als der von batterieelektrischen Fahrzeugen (73%).
Vor diesem Hintergrund sind die allermeisten Autokonzerne – beispielsweise auch VW und Daimler – komplett aus der Wasserstoffforschung ausgestiegen.
Was fix ist: Es führt kein Weg an der Mobilitätswende vorbei
Grundsätzlich aber gilt: Auch mit dem Einsatz von Elektroautos führt kein Weg an der Mobilitätswende vorbei. Nur wenn es gelingt einen Großteil der Wege, die derzeit mit PKWs zurückgelegt werden auf Fuß, Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern, kann im Verbund mit der Nutzung von Elektroautos für nicht oder nur schwer verlagerbare Wegezwecke die Energiewende gelingen und die Klimaschutzziele von Paris erreicht werden.
Zuletzt aktualisiert am 17. August 2020